Düsseldorf-Süd Dirndl, Jodler und die Maß auf Düsseldorfer Wiesn

Düsseldorf-Süd · Wenn über den Rheinwiesen Jodler schallen, Hiesige das Kufstein-Lied schmettern, modische Düsseldorferinnen der bayrischen Tracht frönen und statt des heimatlichen Altbiers helles Weizen die Gläser füllt - dann ist Oktoberfestzeit. Nicht nur in München, sondern auch nördlich des Weißwurst-Äquators: in Düsseldorf.

Im Paulsmühler Bunker haben die dortigen Karnevalisten am Samstag zur Oktoberfestparty eingeladen. Rund um die Tanzfläche sind Stehtische postiert, über der Theke baumeln frische Brezeln und DJ Snake 68 legt auf. "Wir machen eine Kombination aus Oktoberfest und Party mit Musik der 80er und 90er Jahre", erklärt Mirko Kürten von den Paulsmühler Jecken. Oktoberfest-Stimmungslieder seien unbedingt dabei. Im flackernden Disco-Licht füllt sich die Tanzfläche, und die Leute strömen herein. Inge Eckers präsentiert strahlend ihr Outfit. "Ich habe sieben Jahre in Österreich gelebt und liebe Dirndl. Ich freue mich sehr, dass ich es heute tragen kann", sagt die Benratherin. Sie sei gerade von der echten Wiesn zurück, aber dort sei ihr alles zu kommerziell. Anke Kroll und ihre Freundin Elvira Taller aus Hassels holen ihre erste Maß und sind begeistert. "Es ist toll, mal etwas anderes anzuziehen; Musik, Alter, Leute - hier passt einfach alles", sagt Anke Kroll. Das wissen wohl auch die Veranstalter, die an diesem Abend 250 Karten verkaufen. Um 4.30 Uhr gibt es für den harten Kern noch ein Freibier, dann geht das Licht aus "auf der Wiesn" im Bunker von Paulsmühle. Für die Veranstalter war diese Motto-Party eine Premiere, der Erfolg spricht für eine Wiederholung, ist sich Mirko Kürten sicher.

Blau-weiß eingedeckte Bierzelttische soweit das Auge reicht, auf der Bühne die "Stoapfälzer Spitzbuam" - Himmelgeist feiert auf dem Schützenplatz, direkt am Rhein. Wer von Mit-Organisator Roland Weber die Anzahl der verkauften Karten wissen möchte, bekommt verschmitzt die knappe Antwort "alle". Und das heißt was in dem 900 Quadratmeter großen Zelt. Auch hier ist das "Must-Have" der Trachtenlook. Eine junge Frau in Jeans und T-Shirt fällt deutlich aus diesem "Trachten-Rahmen". "Ich hab's anprobiert und gedacht, das bin ich nicht. Ich bin kein Dirndl-Typ", findet Franziska. "Aber ein bisschen Flower-Power hab ich dabei", sagt sie lachend und zeigt auf ihren Haarkranz mit kleinen rosa Knospen. Die Spitzbuam beherrschen ihr Metier. Nach einem Gänsehaut-Saxophon-Solo folgt eine Polka. Der Bass lässt das Zelt beben und bringt die Gäste in Schunkellaune. Heidi und Karl-Heinz amüsieren sich unverkennbar. "Wir haben das erste Mal Karten bekommen, obwohl wir hier schon lange wohnen", sagt die Himmelgeisterin. "Mit Trick 17", setzt sie hinzu. Im Laufe des Abends wird eine "Miss Dirndl" gekürt und eine Tombola bietet Preise. Bis 2 Uhr spielen die Stoapfälzer Spitzbuam dann ist das 12. Oktoberfest - veranstaltet von der 1. Jägerkompanie der Himmelgeister Schützen - vorüber. "Auf boid" - auf bald heißt es für rheinische Oktoberfestler - bis zum nächsten Jahr. Die Begeisterung ist ungebrochen, und auf der hiesigen Wiesn sind nur "Saupreißn" vertreten, aber "Lädschnbäbbi" (Langeweiler) bleiben dahoam.

(RP)
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