Einwohnerzahlen Dortmund: Düsseldorf schummelt

Düsseldorf · Aus Image-Gründen ist es für Großstädte wichtig, wer nach der Einwohnerzahl oben steht. Seit zwei Jahren hat Düsseldorf in NRW die meisten Einwohner nach Köln. Stimmt nicht, sagt der Dortmunder Statistik-Amts-Chef Ernst-Otto Sommerer. Er glaubt, seine Stadt sei größer.

Seit zwei Jahren hat Düsseldorf in NRW die meisten Einwohner nach Köln.

Seit zwei Jahren hat Düsseldorf in NRW die meisten Einwohner nach Köln.

Foto: Werner Gabriel

Alle deutschen Städte warten gespannt auf den Herbst. Dann nämlich liegen die Zahlen vor, die sich aus der Volkszählung, dem so genannten Zensus, ergeben haben. Ernst-Otto Sommerer, Statistik-Fachmann und Leiter des entsprechenden Amtes bei der Stadt Dortmund, ist fest davon überzeugt, dass viele Kommunen eine böse Überraschung erleben werden, weil sie ihre Einwohnerzahlen nicht korrekt berechnen - vor allem Düsseldorf sei wohl kleiner als immer behauptet, sagt der Dortmunder.

Für seine Heimatstadt hätte das Folgen, wie der Fachmann weiß. Denn nach Angaben der Düsseldorfer Statistiker hat die Landeshauptstadt Dortmund vor rund zwei Jahren bei den Einwohnerzahlen überholt und im NRW-Ranking der Großstädte vom zweiten auf den dritten Platz verdrängt. Das jedoch, so der Fachmann aus dem Osten des Reviers, sei reine Zahlenspielerei und nicht korrekt.

In Wirklichkeit sei die Borussia-Stadt größer als Düsseldorf, und nur ihre Art, die Zahlen zu lesen, sei die seriöse. Was er in seinem Statement nicht erwähnt: Nicht nur Düsseldorf kommt beim Zählen seiner Einwohner auf diese Größenordnung (Ende 2010: 588 169), sondern auch das Landesamt für Statistik der Landesregierung hat ein Ergebnis für Düsseldorf veröffentlicht, das bis auf wenige hundert in in diesem Bereich liegt. Die Meinungsverschiedenheit der Statistiker geht tatsächlich auf unterschiedliche Methoden der Erfassung zurück.

Manfred Golschinski, Leiter des Düsseldorfer Statistik-Amtes, ist von der Richtigkeit der hiesigen Methode überzeugt. Man hat als Basis die Volkszählung vom Ende der 80er Jahre genommen und dann aus dem Melderegister Geburten, Sterbefälle, Zu- und Wegzüge hinzu- oder abgerechnet. Sowohl der Statistiker der Stadt als auch die des Landes halten diese Methode für die einzig richtige. Die Dortmunder jedoch, so die Düsseldorfer Kollegen, rechnen anders und kommen daher auch auf andere Ergebnisse.

Alle sind jedoch gespannt auf die Ergebnisse des Zensus im Herbst. In Düsseldorf ist man allerdings sicher, dass die heutigen Zahlen dann bestätigt werden. Die Größe der NRW-Großstädte hat sich tatsächlich in den vergangenen Jahren extrem unterschiedlich entwickelt. Düsseldorf hatte beispielsweise in den 70er Jahren schon einmal mehr als 700 000 Einwohner, verlor aber dann sehr viele an die umliegenden kleinen Kommunen, weil es dort ausreichend billigen Wohnraum gab. Erst in den 80er Jahren stieg die Zahl langsam wieder an.

Ab er erst in den vergangenen zehn Jahren entwickelte sich dann dieses eindeutige Wachstum. Die Städte des Reviers dagegen verlieren seit Jahren dramatisch an Einwohnern. Sowohl Dortmund als auch Essen und Duisburg hatten einst mehr Einwohner als die Landeshauptstadt, aber sind inzwischen in der Rangfolge deutlich hinter Düsseldorf zurück - was vor allem auf die dort schlechte wirtschaftliche Entwicklung zurück geführt wird.

Nach Einschätzung der Experten für Bevölkerungswachstum bei der Landesregierung glaubt man, dass die prosperierende Landeshauptstadt in den nächsten 20 Jahren weiter stark anwachsen wird und kalkuliert fürs Jahr 2030 mit einer Einwohnerzahl, die nicht weit von rund 640 000 Menschen liegen soll. Sämtliche Städte des Reviers werden dagegen weiter schrumpfen, schätzt man beim Land. Wachstum ist demnach nur in Städten wie Köln, Bonn und Aachen sehr wahrscheinlich. Und Kreise wie Kleve oder Neuss werden weiter attraktiv sein für Familien, weil es dort und in ihrem Umfeld Arbeitsplätze gibt.

(rl)
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