Rosenmontag in Düsseldorf Dreimal Düsseldorf Schalom
Düsseldorf · Juden, Christen und ein Muslim: Der Wagen der Jüdischen Gemeinde war ein Vorbild für Integration. Deswegen fuhr sogar der stellvertretende Ministerpräsident mit und warf koschere Kamelle.
Typisch jüdisch und offen für alles andere: Die Premierenfahrt eines Rosenmontagwagens der Jüdischen Gemeinde war ein voller Erfolg. In allererster Linie, weil alle ihren Spaß hatten, als wäre dieses Miteinander das Normalste auf der Welt. Wann wippt schon mal der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde im Takt mit dem Vorstandsvorsitzenden des Muslim-Kreises zu "Highway to hell" und bringt mit ihm koschere Kamelle unters jecke Volk? "Ich bin ganz gerührt", sagte später Gisèle Spiegel, die Witwe des verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel. Dieser Tag bedeute den Juden viel.
"Absolut genial", lautete das Urteil von Bert Römgens, der seit 2001 das Nelly-Sachs-Haus leitet. Karneval hat er schon oft gefeiert, auch im Kostüm in der Altstadt, "aber auf dem Wagen mitzufahren, ist etwas ganz anderes". Die Zuschauer am Wegesrand reagierten nahezu komplett mit Jubel, riefen "schön, dass ihr dabei seid" und machten auch mit, als Walter Schuhen immer wieder ins Mikrofon rief "drei Mal Düsseldorf Schalom". Auch Muslima hätten Schalom gerufen, freute sich Dalinc Dereköy vom Muslimischen Kreis Düsseldorf. Römgens merkte an, überhaupt nur zwei Mal bemerkt zu haben, dass Zuschauer "Daumen runter" gezeigt hätten. Weil man nie weiß, wer vielleicht Böses im Schilde führt, war der Wagen bestens bewacht.
Es blieb ein friedlicher Tag. Der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp lobte das "Musterbeispiel an Integration". Wolf Kretzschmann, Jahrgang 1940, hatte Tränen in den Augen. Er hatte vom Spendenaufruf der Gemeinde in der RP gelesen und exakt 1940 Euro gespendet. "Ich wollte, dass der Wagen fährt - und gerne dabei sein." Nur mit den Kamelle hat's gehapert, am Carlsplatz waren sie alle futsch. Also muss der Wagen eigentlich noch mal fahren. Wäre ja das Normalste auf der Welt.