Analyse zur Messe in Düsseldorf Drupa verlässt das Jammertal

Düsseldorf · Zum Abschluss der größten Druck- und Papiermesse der Welt jubilieren die Veranstalter. Zur Messe kamen 260.000 Besucher, 50.000 weniger als 2012. Sie war aber auch drei Tage kürzer. Die nächste Drupa findet erst 2020 und nicht wie geplant schon 2019 statt.

 Rüdiger Maaß, Geschäftsführer des Fachverbands Medienproduktion, moderierte im Drupa Cube.

Rüdiger Maaß, Geschäftsführer des Fachverbands Medienproduktion, moderierte im Drupa Cube.

Foto: Messe

Früher, da war die Drupa für die Druckbranche so etwas wie ein großer Firmenausflug. Alle vier Jahre pilgerten Scharen von Druckexperten, vom Arbeiter bis zum Vorstandschef nach Düsseldorf. Die Zeiten haben sich gewandelt. "Früher schickten Firmen 80 oder 100 Leute zur Drupa, praktisch als Incentive, heute kommen nur noch die Entscheider", sagte Messe-Chef Werner M. Dornscheidt im Interview mit unserer Redaktion.

 Einer der 60 Keynote-Sprecher im Drupa Cube in Halle 6: Matteo Bologna, Präsident des Typo Directors Club.

Einer der 60 Keynote-Sprecher im Drupa Cube in Halle 6: Matteo Bologna, Präsident des Typo Directors Club.

Foto: Messe

Entsprechend erklärt sich auch der deutliche Rückgang der Besucherzahlen von 312.000 im Jahr 2012 auf jetzt 260.000. Auch die Verkürzung der Messe von 14 auf elf Tage trage dem Rechnung, so Dornscheidt. Die Zahlen stützen die Aussage des Messe-Chefs. Laut einer Umfrage waren 75 Prozent der Drupa-Besucher 2016 Führungskräfte. Weitere Ergebnisse dieser Befragung zeigen die wirtschaftliche Bedeutung der Fachveranstaltung auf: 54 Prozent der Besucher sind mit konkreten Investitionsabsichten auf die Drupa gekommen. 29 Prozent haben während der Drupa Aufträge vergeben, 30 Prozent planen die Auftragsvergabe nach der Messe und 60 Prozent haben neue Lieferanten gefunden.

Als zweiten Grund für den Besucherrückgang sehen die Messeverantwortlichen die starke Konsolidierung, die die Druck- und Papierindustrie seit 2000 erlebt hat. Damals kamen sogar 428.000 Besucher zur Messe nach Düsseldorf.

 Heimspiel für Christian Rätsch, Chef der Düsseldorfer Werbeagentur Saatchi & Saatchi.

Heimspiel für Christian Rätsch, Chef der Düsseldorfer Werbeagentur Saatchi & Saatchi.

Foto: Messe Düsseldorf

Trotz dieser ernüchternden Zahlen jubiliert die Messe-Verwaltung. "Die Stimmung auf der Drupa 2016 ist kaum noch zu toppen", heißt es in der offiziellen Abschlussmeldung. Dass die eher positiv ausfällt als negativ, liegt zwar auf der Hand. Doch ein so deutlich positiver Duktus ist dennoch die Ausnahme. "Das Investitionsklima ist ausgesprochen gut und hat die Erwartungen bei weitem übertroffen. Die 1837 Aussteller aus 54 Ländern berichten übereinstimmend von exzellenten Geschäftsabschlüssen, äußerst viel-versprechenden Kontakten und einem positiven Spirit für die weltweite Druckbranche", sagt Dornscheidt.

76 Prozent der Messegäste kamen aus dem Ausland, 16 Prozentpunkte mehr als 2012 und laut Dornscheidt ein Rekord. "Wir konnten hier in den 19 Messehallen eine hoch innovative Industrie erleben, die es geschafft hat, das Jammertal zu verlassen und die Zukunft in den Griff zu nehmen", sagt Claus Bolza-Schünemann, Vorsitzender des Drupa-Komitees und Vorstandschef des Druckmaschinenbauers Koenig & Bauer.

 Sean Stmyth ist Berater bei Smithers Pira, dem britische Marktforschungsinstitut für die Druckindustrie.

Sean Stmyth ist Berater bei Smithers Pira, dem britische Marktforschungsinstitut für die Druckindustrie.

Foto: Messe

Überrascht hatte die Messeführung damit, nicht wie geplant auf einen Dreijahres-Turnus zu verkürzen. "Es war der Wunsch der großen Aussteller, die nächste Drupa 2020 und nicht 2019 zu veranstalten", sagt Dornscheidt. Der Entschluss sei spontan getroffen worden. Messen, bei denen wie bei der Drupa Maschinen vor Ort laufen, haben einen hohen und damit teuren logistischen Aufwand. Fertige Plakate mit 2019 drauf wurden sofort entfernt und neue mit der Jahreszahl 2020 schnell gedruckt. "Genug Möglichkeiten zu drucken hatten wir ja", sagt Messe-Chef Dornscheidt.

(tb.)
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