Düsseldorf Grundschule verbietet Gesichtsschleier

Düsseldorf · In ihrer neuen Schulordnung verbietet die Adolf-Klarenbach-Schule in Düsseldorf Kleidung mit Verhüllung des Gesichts wie Nikab oder Burka. Auch die Teilnahme am gemeinsamen Frühstück und am Schwimmunterricht ist Pflicht.

 Rund zwei Drittel der Schüler an der Adolf-Klarenbach-Schule in Holthausen stammen aus Migrantenfamilien. Die neue Schulordnung wurde gemeinsam von Lehrern und Eltern erarbeitet.

Rund zwei Drittel der Schüler an der Adolf-Klarenbach-Schule in Holthausen stammen aus Migrantenfamilien. Die neue Schulordnung wurde gemeinsam von Lehrern und Eltern erarbeitet.

Foto: Andreas Endermann

Wer sein Kind in der Gemeinschaftsgrundschule im Stadtteil Holthausen abholt oder mit Lehrern sprechen will, muss künftig den Gesichtsschleier ablegen. "Wir wollen damit niemanden ausschließen. Im Gegenteil: Uns geht es um eine offene Kommunikation. Und dazu gehört, dass man weiß, mit wem man es zu tun hat", sagt Schulleiterin Susanne Hartwig. Die Pädagogin bleibt diplomatisch, verweist auf andere, ebenso wichtige Punkte in der neuen Ordnung wie das gemeinsame gesunde Frühstück und die Pflicht der Kinder am Musik-, Sport- und Schwimmunterricht teilzunehmen. Einen konkreten Anlass für den Passus mit dem Schleier habe es nicht gegeben, sagt sie.

Kinder hatten offenbar Angst vor Verschleierten

Das sieht Gero Skowronek, Ratsherr aus dem Düsseldorfer Süden, anders. "Einige Kinder hatten Angst vor den Frauen, die zu unterschiedlichen Anlässen - meist in dunkelbraune Ganzkörperschleier gehüllt - auf das Schulgelände kamen."

In einem öffentlichen Raum wie der Schule sei es legitim und notwendig, die in den Demokratien des Westens üblichen Standards bei der zwischenmenschlichen Kommunikation als verbindliche Regel festzulegen, meint der Mann, der für die CDU im Stadtrat sitzt. Zudem glaubt er, dass die Vollverschleierung nicht mit dem Frauenbild moderner Staaten zur Deckung gebracht werden kann.

"Es ist gut, dass solche Themen in der Schulgemeinde aktiv diskutiert werden. Wenn es dann am Ende zu einer gemeinsamen Regelung kommt, ist das positiv", so Schuldezernent Burkhard Hintzsche. Rechtlich bewerten will er das neue Regelwerk nicht. Ähnlich sieht es Berit Zalbertus, Vorsitzende der Elternschaft Düsseldorfer Schulen. Das Thema sei "diffizil". "Aber wenn Eltern und Lehrer das in einem Prozess, in den sich jeder einbringen konnte, erarbeitet haben, dann ist das Konsens und in Ordnung so."

Probleme mit der neuen Schulordnung gibt es nach Einschätzung der Rektorin nicht. "Wir haben das ausführlich in die Elternschaft hinein kommuniziert, bislang werden die Regeln beachtet." Und wenn es doch einmal anders kommt? Kann die Schule die Missachtung ihrer eigenen Ordnung sanktionieren? "Uns geht es nicht um Sanktionen, wir würden immer wieder das Gespräch suchen und Überzeugungsarbeit leisten", sagt Hartwig.

Abdelaaziz Fachrou, Vorstandsvorsitzender des Vereins Masijd Assalam, der in Reisholz derzeit die größte Moschee Düsseldorfs errichtet, findet die Pflicht, den Gesichtsschleier abzunehmen, "für Schulen absolut in Ordnung". Und auch Dirk Sauerborn vom Vorstand des Vereins Wegweiser, der sich gegen den radikalen Neo-Salafismus engagiert, versteht die Entscheidung der Holthausener Schule. "Eine solche Verschleierung ist nicht religiös verpflichtend, sie wurzelt eher in Traditionen. In der Schule trägt sie außerdem eher zur Ausgrenzung als zur Integration bei."

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(jj)
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