Düsseldorf

Wenn Georg Eiker an seine Kindheit in Nieder- und Oberkassel denkt, dann kann er seine Erinnerungen in einem Satz zusammenfassen: "Wir hatten unsere Freiheit." 1950 im Heerdter Krankenhaus geboren und im Elternhaus an der Oberkasseler Straße aufgewachsen, erzählt er von einem Eldorado, das für die Kinder gleich vor der Haustür begann: Felder und Gärten waren noch unbebaut, Autos gab es kaum, ab und zu tuckerte ein Moped über die Straße oder der Wagen von Bäcker Menke. "Wir brauchten keinen Abenteuerspielplatz, konnten über die Felder querbeet durch den Stadtteil laufen. In der damals üblichen Jungs-Kleidung: Lederhose, das Fahrtenmesser am Hosenbund, waren wir selbst Abenteurer."

In der Stube bleiben - undenkbar. Die Eltern waren nach dem Krieg mit dem Aufbau beschäftigt, die Sprösslinge nutzten die Zeit, unbeaufsichtigt draußen herumzustromern. "Im Sommer haben wir im Rhein gebadet und sind von der alten Oberkasseler Brücke in den Fluss gesprungen." Das sei zwar verboten gewesen, "aber wir Jungs haben es trotzdem gemacht." Mit dem Fahrrad und Mutters "Fresspaket" ausgerüstet, ging's am Rhein entlang bis nach Ilverich, und im Winter luden die überschwemmten und vereisten Rheinwiesen zum Schlittschuhlaufen ein. Heute, 50 Jahre später, ist das Geschichte. Doch Wehmut kennt Eiker nicht. "Die Entwicklung des Bezirks ist nicht schlecht. Noch immer lässt es sich hier gut leben." Aber: "Wir müssen aufpassen, dass er nicht durch eine überdimensioniere gleichförmige Bebauung kaputt gemacht wird." Investoren hätten wenig Interesse am Stadtteil, glaubt er. Das Ergebnis sei eine seelenlose Architektur.

(RP)
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