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Düsseldorf · Kein Mann stand so für Air Berlin wie Joachim Hunold, besser bekannt als "der Achim". Darauf legte er wert. Vielen galt er als Gründer der Fluggesellschaft. Tatsächlich war das der arbeitslose US-Pilot Kim Lundgren. Aber Hunold hat aus einem Mini-Carrier mit zwei Fliegern Deutschlands zweitgrößte Airline mit 150 Jets gemacht. Viele werfen Hunold vor, bei der Übernahme der LTU, bei der er einst als Koffer-Verlader angefangen hatte, vom Größenwahn befallen gewesen zu sein.

Danach jedenfalls machte Air Berlin Verlust. Dass Hunold allein nicht schuld sein kann am Niedergang, darauf deutet zumindest hin, dass auch seine Nachfolger Hartmut Mehdorn, Wolfgang Prock-Schauer, Stefan Pichler und Thomas Winkelmann das Steuer nicht herumreißen konnten. Sie vergrößerten sogar die Verluste - bis schließlich nichts mehr ging, weil auch den arabischen Investoren die Puste ausging. Unter Buhrufen einiger stieg Hunold am Freitag in den letzten Flieger der Airline auf dem Weg nach Berlin.

In der Maschine ein anderes Bild. Umarmungen, Tränen, tiefe Trauer - Crew und Hunold sind sich nah. Diese Nähe liebte Hunold immer. Die einzelnen Buhrufe kränken ihn. Dass er dennoch diesen letzten Flug antritt, zeigt Größe. Der aktuelle Air-Berlin-Chef Winkelmann hatte abgesagt wegen "dringender Termine". Auf Hunolds Facebook-Seite lauter Kommentare voller Lob, Liebe, Trauer. Als alles vorbei ist, postete der gebürtige Düsseldorfer und Westernhagen-Roadie im Netz noch einen Live-Auftritt mit dem Air-Berlin-Lied aus besten Zeiten der Airline: "Flugzeuge im Bauch, im Blut Kerosin, kein Sturm hält sie auf, unsere Air Berlin".

Für Fremde albern. Für die scheidenden Kollegen: Gänsehaut. Thorsten Breitkopf

(RP)
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