Analyse Anteil der Familien sinkt in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Stadt setzt auf familienfreundliche Politik. Dazu gehören Ausbau von Kitas und Gebührenfreiheit für Drei- bis Sechsjährige. Dennoch nehmen Familien einen geringeren Teil der Haushalte ein als in anderen NRW-Großstädten. Die Zahl der Single-Haushalte steigt.

Düsseldorf: Anteil der Familien sinkt
Foto: dpa-Infografik/IT-NRW

Dass Düsseldorf eine familienfreundliche Stadt ist, hat auch Thomas Geisel (SPD) in seinem Wahlkampf dem damals noch schwarz-gelb regierten Rathaus attestiert, konkret nannte der inzwischen zum Oberbürgermeister gewählte fünffache Familienvater die gebührenfreien Kitas für Drei- bis Sechsjährige und den Ausbau der Betreuungsplätze für unter Dreijährige.

Verblüffend jedoch ist, dass sich diese familienfreundliche Politik am Ende nicht richtig in den Statistiken niederschlägt. Denn der Anteil der Düsseldorfer, die in einem Familienverband leben, sinkt gemessen an den Gesamthaushalten. 55 988 Familien mit Kindern unter 18 Jahren lebten laut den Statistikern von Stadt und Land (IT.NRW) Ende 2012 in Düsseldorf. Nach den Berechnungen von IT.NRW waren das 600 weniger als ein Jahr zuvor. Die Stadt verzeichnet im selben Zeitraum in absoluten Zahlen zwar ein Plus von 350 Familien (was an unterschiedlichen Berechnungsarten liegt), beim Anteil an den Gesamthaushalten zeigt die Kurve in beiden Fällen jedoch nach unten: Das Land kommt auf einen Familienanteil von 17 Prozent, das Rathaus sogar nur auf 16,86 Prozent.

Damit liegt Düsseldorf klar hinter den anderen großen Städten in Nordrhein-Westfalen: In Dortmund machen Familien 18,5 Prozent der Haushalte aus, in Düsseldorfs direkter Nachbarstadt Duisburg 18,1 Prozent, Essen kommt auf 17,7, Köln auf 17,5 und Bochum immerhin auf 17,1 Prozent. Während in Düsseldorf der Anteil sinkt, ist er in Köln und Dortmund sogar gestiegen. Betrachtet man die Entwicklung in Düsseldorf in den vergangenen zwei Jahrzehnten, so ist kein klarer Trend zu erkennen: Die Zahl der Familien nimmt mal zu, in anderen Jahren sinkt sie wieder. Allerdings steigt seit Jahren nicht nur die Zahl der Einwohnerzahl in der Landeshauptstadt, auch die Haushalte werden mehr. Waren es Ende 2011 noch etwa 329 000, waren es ein Jahr später schon 3000 mehr.

Ein Grund, warum sich immer mehr Familien gegen Düsseldorf als Wohnort entscheiden, sind sicherlich die Mietpreise. Denn Sie liegen im Vergleich mit anderen Städten mit gut zehn Euro pro Quadratmeter deutlich über dem Durchschnitt. Wesentlich günstiger fallen die Preise in umliegenden Städten wie Langenfeld oder Ratingen aus.

Deutlich wird aus den Zahlen auch: Düsseldorf ist eine Single-Stadt. Wobei zu den Singles nicht nur viele Junge, sondern auch alleinstehende Senioren gehören. In mehr als der Hälfte aller Düsseldorfer Haushalte, nämlich in 52 Prozent, lebt nur eine Person. In Köln ist das nur bei 49,3 Prozent der Haushalte der Fall, in Duisburg liegt der Anteil sogar nur bei 41,8 Prozent. Die meisten Düsseldorfer in Single-Haushalten gibt es in der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen (53 569), gefolgt von den 30- bis 45-Jährigen (48 970), was dafür spricht, dass viele davon auf begrenzte Zeit für eines der internationalen Unternehmen nach Düsseldorf kommen.

So denken junge Leute über Düsseldorf
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Foto: Bretz, Andreas

Nicht nur bei den Einwohnern verzeichnet Düsseldorf einen Boom (gerade wurde die 600 000er Marke überschritten), auch bei der Zahl der Neugeborenen erreicht die Landeshauptstadt Rekordwerte: 2013 wurden zum Beispiel 7580 Geburten in Düsseldorf gezählt. Doch das lässt nicht automatisch auf Zuwachs in Düsseldorfer Familien schließen: Denn wegen der hohen Qualität der Geburtskliniken kommen viele Frauen aus der Region zum Entbinden in die Landeshauptstadt und kehren nach der Geburt wieder in ihre Heimatstädte zurück.

(RP)
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