Serie Radfahren In Düsseldorf App erfasst beliebteste Rad-Routen

Düsseldorf · Ein Team von Entwicklern will herausfinden, welche Strecken die Radfahrer wirklich nutzen - und damit der Politik bei Entscheidungen helfen. In den USA hat das gut funktioniert.

 Roland Awemo (l.) und Christian Knebel entwickeln in ihrer Freizeit eine App für besseren Radverkehr.

Roland Awemo (l.) und Christian Knebel entwickeln in ihrer Freizeit eine App für besseren Radverkehr.

Foto: Andreas Bretz

Christian Knebel (36) war von der Idee aus Philadelphia sofort fasziniert. Ein Team von Entwicklern hat eine Karte der US-amerikanischen Stadt erstellt. Auf der ist zu erkennen, welche Wege die Radfahrer am meisten nutzen - und das auf Basis von echten Fahrten. Das braucht auch Düsseldorf, meint der Geschäftsführer des Software-Entwicklers Publicplan. Also arbeitet Knebel nun gemeinsam mit Kollege Roland Awemo (28) und anderen Mitstreitern in seiner Freizeit an einer Umsetzung für Düsseldorf. "Cycledorf" soll die Anwendung heißen - und die Planung von Radwegen auf eine neue Datenbasis stellen.

Die Idee: Radfahrer laden sich eine kostenlose Anwendung auf ihr Mobiltelefon. Diese zeichnet - wenn man es will - auf Grundlage der GPS-Daten die zurückgelegte Strecke auf und sendet sie an einen Server. So entsteht mit der Zeit eine große Menge von Daten - die bei politischen Entscheidungen weiterhelfen könnte. "Man kann zum Beispiel sehen, wo ein besserer Radweg besonders sinnvoll wäre", meint Knebel. "So genaue Daten bekommt man mit den bisher angewandten Methoden zur Zählung nicht", glaubt er. Die Entwickler können sich auch weitere Funktionen vorstellen. So könnte die App auch ermöglichen, dass Fahrer direkt vor Ort Problemstellen melden. Knebel träumt auch von Wettbewerben auf Basis der App, bei denen etwa Firmen darum wetteifern, wer die meisten Kilometer zurücklegt. Wichtig ist den Entwicklern: Die Daten werden anonym erhoben und sicher gespeichert - die App soll keinesfalls den Behörden zur Verfolgung von Verkehrssündern dienen.

Das Projekt hängt mit einer spannenden Herausforderung zusammen. Die steigende Zahl von Radfahrern erfordert eine neue Infrastruktur, der Bau von Radwegen hat im Rathaus eine deutlich höhere Priorität erhalten. Aber gute Planung ist gefragt. Die Erfahrung zeigt, dass die Wege zu den Bedürfnissen der Radler passen müssen - sonst suchen die sich eigene, für andere manchmal störende Strecken ans Ziel. Das ist zum Beispiel im Fall Schadowstraße ein heiß diskutiertes Problem. Viele Einzelhändler würden sich wünschen, dass bei der Neugestaltung der Shopping-Meile kein Radweg entsteht, um Konflikte mit Fußgängern zu vermeiden. Die Verkehrsexperten der Stadt warnen aber, dass die Radler dennoch die Straße nutzen würden, da es keine Alternative auf dem Weg vom Osten in die Innenstadt gibt - das Fehlen eines Radwegs könnte also erst recht zu Chaos führen.

Die App könnte dabei helfen, solche Konflikte besser zu erkennen. Allerdings heißt es von der Stadt, man verfüge bereits durch Zählungen und neun automatische Dauerzählstellen über eine gute Basis. Für "sehr viele Straßen" gebe es genaue Zahlen, sagt Steffen Geibhardt, im Rathaus zuständig für den Radverkehr. Diese Daten sind anders als in Philadelphia nicht öffentlich einsehbar. Begründung: Sie erforderten wegen der unterschiedlichen Qualität "immer eine Einordnung mit Fachkenntnis", so Geibhardt.

Knebel und Awemo erhoffen sich, mit der App zu einer Verbesserung beitragen zu können - gern in Kooperation mit der Stadt. Bis dahin ist aber noch einige Arbeit zu erledigen. Die Erfinder aus Philadelphia haben zwar ihre Anwendung zur Verfügung gestellt, allerdings gibt es technische Hürden beim Transfer von den USA nach Deutschland. Knebel hat das Projekt deshalb kürzlich beim "Codelab" vorgestellt, einem Netzwerk von Technik-Enthusiasten, die durch solche Anwendungen das Leben in der Stadt verbessern und politische Prozesse transparenter machen wollen. Wie lange es dauert, bis die App fertig wird, ist unklar. Dann aber, so hoffen die Macher, könnte Düsseldorf eine Pionierrolle spielen - und die App später auch anderen Städten helfen.

(arl)
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