Düsseldorf Buchhalterin legt Geständnis im VHS-Finanzskandal ab

Düsseldorf · In gleich 435 Fällen soll eine 51-Jährige Geld vom Landesverband der Volkshochschulen für eigene Zwecke abgezweigt haben. Seit Montag steht sie deswegen vor dem Landgericht Düsseldorf.

 Dem Landesverband der VHS entstand ein riesiger Schaden.

Dem Landesverband der VHS entstand ein riesiger Schaden.

Foto: dpa, mg fpt

Mit einem Geständnis hat beim Landgericht am Montag der Untreue-Prozess um den Finanzskandal beim Landesverband der Volkshochschulen (VHS) begonnen. Eine Ex-Buchhalterin (51) gab zu, das Fehlen jeglicher Kontrollmechanismen an ihrem Arbeitsplatz jahrelang dazu genutzt zu haben, VHS-Gelder in mindestens 435 Fällen für eigene Zwecke abzuzweigen und über 700.000 Euro zu erbeuten.

Ihr als Komplize mit angeklagter Mann (47) gab an, er habe von den Tricks seiner Frau nichts geahnt. Auch er habe die Buchhaltung seiner Bistros blindlings seiner Frau überlassen und "nie gemerkt, wie unrentabel meine Geschäfte liefen", beteuerte er.

Laut den Ermittlungen hatte die Angeklagte nicht nur im angeklagten Zeitraum von 2009 bis 2013 als Allein-Buchhalterin private Schulden durch Umbuchungen aus VHS-Geldern gedeckt, sondern schon ab 2004 permanent in die Kasse ihres Arbeitgebers gegriffen — und dabei insgesamt sogar rund 1,4 Millionen Euro veruntreut.

Da alle Taten vor Anfang 2009 aber bereits verjährt sind, geht die Anklage jetzt nominell nur von 704.000 Euro als Schaden aus. Nebenher hatte die Angeklagte ein Nagel- und Kosmetikstudio in Dortmund betrieben, während ihr Mann diverse Bistros leitete. Als das Paar — von ihm angeblich unbemerkt — beim Finanzamt in der Kreide stand, hat die 51-Jährige laut Geständnis die privaten Verbindlichkeiten mit VHS-Geldern beglichen.

Anfangs habe sie noch geplant, alles zurückzuzahlen. "Aber ich weiß gar nicht, wie ich dann in diesen Kreislauf geraten bin." Statt die abgezweigten Gelder zu erstatten, habe sie immer öfter immer höhere Beträge von VHS-Konten auf eigene Konten oder direkt an Gläubiger umgeleitet. Das ging nur, weil es seit 2004 keine Kontrollen im Landesverband gab.

Entdeckt zu werden, habe die Angeklagte laut Geständnis dauernd befürchtet — speziell, als ein neuer Verwaltungsleiter ernannt wurde. "Aber es hat ja niemand geprüft", so die 51-Jährige. Als der Aderlass Ende 2013 doch mal auffiel, sprachen unabhängige Prüfer von "massivem Führungs- und Kontrollversagen" und "grob fahrlässigen Pflichtverletzungen" der Verbands-Führung. Im Zuge des Skandals mussten zwei VHS-Manager daraufhin ihre Posten räumen.

Ob die Strafkammer nach dem Geständnis der Angeklagten auch die restlichen vier Prozesstage benötigt oder doch früher zu einem Urteil kommt, ist derzeit noch unklar.

(wuk)
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