Düsseldorf Bücherbummel braucht neues Konzept

Düsseldorf · Nachdem Bernd Gossens die Organisation der Kulturveranstaltung abgegeben hat, wird eine neue Leitung gesucht. Der Orkan Ela hat gezeigt, dass auch die Haftung neu geregelt werden muss. Zum Beispiel könnte aus Arbeitsgemeinschaft ein Verein werden.

 Der Bücherbummel zieht aus dem Umland jedes Jahr viele Besucher an. Und auch in der Stadt möchte niemand mehr die Kulturveranstaltung unter freiem Himmel mehr missen.

Der Bücherbummel zieht aus dem Umland jedes Jahr viele Besucher an. Und auch in der Stadt möchte niemand mehr die Kulturveranstaltung unter freiem Himmel mehr missen.

Foto: Andreas endermann

Fünf Monate bevor der Bücherbummel sein 30-jähriges Bestehen feiern sollte, ist ungewiss, ob er überhaupt stattfinden wird. Eine Vorstellung, die keinem Düsseldorfer behagt. Zwar hatte sich mit der Zeit das Angebot verändert: Die Zahl der teilnehmenden Buchhandlungen ging zurück, immer mehr Antiquariate und andere Kultureinrichtungen kamen dazu. Doch jedes Jahr strömten an die 400 000 Besucher auf die Kö, um unter freiem Himmel in Bücherkisten zu stöbern. Und das verlieh der Königsallee immer wieder den gerne beschworenen Charme von "Klein-Paris".

Doch wie es weitergeht, ist fraglich: Nach dem Pfingststurm wurde im vorigen Jahr der Bücherbummel aus Sicherheitsgründen abgesagt, es gab Streit wegen bereits entstandener Kosten. Weil der bisherige Organisator, der Buchhändler Bernd Gossens, nach langen und sehr verdienstvollen Jahren die Aufgabe niedergelegt hat, müssen die Arbeitsgemeinschaft Bücherbummel auf der Kö, aber auch die Stadt, nun ein tragfähiges neues Konzept für die Veranstaltung finden.

Wie sieht der nächste Schritt aus? Der Antiquar Arnold Pascher hat zusammen mit dem Buchhändler Sven Rabanus für nächste Woche die Kollegen zu einem Treffen eingeladen, um zu beraten, wie es weitergeht. Von Oberbürgermeister Thomas Geisel gab es bereits die Ankündigung, dass die Stadt am Fortbestand des Bücherbummels interessiert sei und bereit ist, organisatorische Hilfe zu leisten. Weil einige bereits darüber nachdenken, ob die Stadt beispielsweise eine Agentur mit der Durchführung des Bücherbummels beauftragen soll, betont Michael Serrer vom Literaturbüro NRW: "Als erstes müssen die Buchhändler entscheiden, wie es weitergehen soll. Erst dann kann man gemeinsam überlegen, wie man es umsetzt."

Wie groß war bisher das Engagement der Stadt? In den Jahren 2013 und 2014 hat die Stadt für den Bücherbummel und die (vom Literaturbüro parallel veranstalteten) Literaturtage gemeinsam jeweils 65 000 Euro an Zuschüssen gewährt. Einige Posten wurden für die beiden Veranstaltungen getrennt veranschlagt, andere wurden miteinander verwoben. Wegen des Ausfalls nicht in Anspruch genommene Posten müssen erstattet werden. Für dieses Jahr hat die Stadt im vorigen November einen erhöhten Zuschuss von 75 000 Euro gewährt, weil das 30-jährige Bestehen des Bücherbummels und das fünfjährige Bestehen der Literaturtage berücksichtigt werden sollte.

Was muss geändert werden? Der Bücherbummel war 1985 als einmalige Aktion geplant worden und wurde wegen seines großen Erfolgs wiederholt. Zuletzt sprengten die Anforderungen aber die organisatorischen Kapazitäten. Gesellschaftsrechtler wie Michael Sörgel, Partner bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, weisen auf die Problematik einer durch gemeinsames Handeln entstandenen Gesellschaft bürgerlichen Rechts hin. Sie könne allein durch die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft entstanden sein. "Dabei herrscht Unklarheit, wer für was verantwortlich ist. Das führt zu Schwierigkeiten im Streitfall." Sinn mache dagegen ein eingetragener Verein, in dem alle Beteiligten - wozu auch die Stadt zählen könne - Mitglied sind. Gleichzeitig sei die Haftung auf das Vereinsvermögen beschränkt. Bedingung sei ein gemeinnütziger ideeller Zweck, was bei dem Bücherbummel denkbar wäre. Liegen die Bestimmungen zu Vorstand, Satzung und die Bescheinigung des Finanzamts zur Gemeinnützigkeit vor, könne der Eintrag ins Vereinsregister innerhalb von drei bis vier Wochen passieren.

Wie wichtig ist der Bücherbummel? Die Veranstaltung ist in ihrer Art einzigartig, betont beispielsweise der Antiquar Arnold Pascher. Mehrere Städte hatten angefragt, ob die Düsseldorfer den Bücherbummel nicht auch bei ihnen ausrichten könnten. Die konnten nur Tipps geben, aber der Aufwand zur Umsetzung wurde von anderen Organisatoren gescheut. Sven Schulte, Handelsreferent bei der IHK, weist auf den Bücherbummel als Marketing-Plattform hin, bei der sich der Buchhandel gut präsentieren könne. Auch bei der Interessengemeinschaft Königsallee ist die Veranstaltung gerne gesehen. "Der Bücherbummel ist positiv für die Kö", sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Eiffler. Daher werde man den Fortbestand der Veranstaltung gerne unterstützen. In finanzieller Form sei das allerdings nicht machbar.

(RP)
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