Düsseldorf Bürgerwehr belastet Polizei zusätzlich

Düsseldorf · Die Facebook-Gruppe "Düsseldorf passt auf" ist am Wochenende zum ersten Mal durch die Altstadt patrouilliert. Dank der Polizei, ist den Teilnehmern nichts passiert. OB Geisel plädiert für Zivilcourage.

Bürgerwehr Düsseldorf zieht durch die Altstadt
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Düsseldorfer Bürgerwehr zieht durch die Altstadt

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Foto: dpa, mg hjb hpl

Die Gruppe "Düsseldorf passt auf", die sich nach den Ereignissen in Köln im Internet gegründet hatte, ist am Samstag zum ersten Mal zusammengekommen, um durch die Altstadt zu patrouillieren. Für den Gründer der Gruppe, Tofigh Hamid, war dieses erste Treffen ein "Testlauf", mit dem er "zufrieden" war. Nach dem Willen des Initiators soll die Aktion, bei der die etwa 50 Teilnehmer in Gruppen zu sechst durch die Altstadt laufen, um Bürger vor Übergriffen und Gewalttaten zu schützen, weitergehen. Bereits am kommenden Samstag plant er, die Aktion fortzusetzen. Dann allerdings sollen die Patrouillen erst gegen 23 Uhr beginnen.

Die Gruppe traf sich bereits gegen 19 Uhr auf dem Marktplatz. Bekannte Rechtsradikale waren nicht darunter, allerdings sollen nach Informationen der unserer Redaktion einige der Gruppenmitglieder mit Delikten der Kleinkriminalität polizeibekannt sein. Jeder, der an den Rundgängen teilnehmen wollte, musste zunächst ein Regelwerk unterschreiben, das ihn verpflichtete, keine Waffen oder "Kampfausrüstung" mit sich zu führen, sowie nicht unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol zu stehen. Ebenso wiesen die Organisatoren darauf hin, dass jede Form von Gewalt abgelehnt wird, lediglich "Beweise" für Straftaten gesammelt werden. "Rechtes Gedankengut wird in keinster Weise geduldet und führt zum sofortigen Ausschluss", hieß es in dem Schreiben.

 Polizisten reden mit Tofigh Hamid, dem Gründer der Bürgerwehr.

Polizisten reden mit Tofigh Hamid, dem Gründer der Bürgerwehr.

Foto: Anne Orthen

Die Teilnehmer waren nicht von normalen Besuchern der Altstadt zu unterscheiden. Vereinzelt sah man allerdings Kleidung, die mit dem Schriftzug "Security" bedruckt war, einer ging mit einem Hund auf Streife. Die Gruppe bestand hauptsächlich aus Männern, doch auch einige Frauen wollten auf die Altstadtbesucher acht geben. Gegen die Gruppe versammelten sich etwa ein Dutzend, aggressive Protestler aus dem linken Spektrum, doch bevor es zu Handgreiflichkeiten kommen konnte, sorgten etwa 20 Polizisten für Ruhe. Die Beamten stellten bei den Protestlern eine Holzlatte sicher und nahmen Personalien auf. Zwei Beamte passten bis in die Nacht auf, dass Tofigh Hamid und seinen Mitstreitern nichts passierte, sie verscheuchten auch Betrunkene, von denen sich "Düsseldorf passt auf" bedroht fühlte.

"Für die Kollegen in der Altstadt stellt die Gruppe natürlich eine zusätzliche Belastung dar.", sagte eine Sprecherin der Polizei. Von einer Kooperation an diesem Abend zwischen Polizei und "Düsseldorf passt auf", wie die Gruppe es am Sonntag im Internet beschrieb, könne keine Rede sein. Insgesamt sei es aber eine "Nacht ohne besondere Zwischenfälle" gewesen, wobei mehr Polizisten als sonst in den Straßen unterwegs waren. Vermehrt wurden junge Männer offensichtlich ausländischer Herkunft kontrolliert. Am Sonntagmorgen kam es dennoch zu einem Raubdelikt mit der klassischen "Antanz-Methode". Die Polizei nahm außerdem zwei Männer fest, die in unmittelbarere Nähe von "Düsseldorf passt auf" den Hitlergruß gezeigt hatten, "Sieg heil" gebrüllt und zuvor eine Frau angepöbelt hatten. Bei den Männern handelte es sich um Asylbeweber, die vorgeben, aus dem Iran zu kommen.

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Foto: Bußkamp, Thomas

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel äußerte sich in seiner Rede beim Titularfest der St.-Sebastianus-Schützen zum Thema Bürgerwehren. Es sei großartig, wenn Bürger Zivilcourage zeigten, genau hinschauten und bei Bedarf die Polizei alarmierten. "Lassen Sie uns gerade im Karneval wachsam sein", sagte er. "Aber es kann natürlich nicht sein, dass Bürgerwehren mit dem staatlichen Gewaltmonopol konkurrieren."

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