Analyse zum Verkehr in Düsseldorf Die Rheinbahn kämpft um Pendler

Das Verkehrsunternehmen hat seine Bilanz für 2016 vorgestellt. Dank der Wehrhahn-Linie haben sich einige wesentliche Werte positiv entwickelt. Die Rheinbahn muss aber nachlegen, wenn sie von den steigenden Pendler-Zahlen profitieren will.

Rheinbahn Düsseldorf: So arbeitet der Verkehrsmeister
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Foto: Arne Lieb, Robin Bertram

Die Wende ist geschafft, das Ziel aber bleibt höchst ehrgeizig — das sind die wesentlichen Erkenntnisse aus dem Geschäftsbericht 2016, den der Vorstand am Montag dem Aufsichtsrat präsentiert hat. Nachdem die Zahl der Fahrgäste 2015 gesunken war, stieg sie nun um 1,6 Prozent.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres setzt sich der Trend fort: noch einmal 2,3 Prozent mehr Fahrgäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (plus 4,1 Prozent bei den Umsätzen). Bis 2021 will Vorstandssprecher Michael Clausecker die Zahl der Transportierten um 26 Millionen erhöhen. Die Ideen und ihre Erfolgsaussichten in der Analyse:

Die Rheinbahn will schneller werden. Die Bahnen auf vielen Linien haben eine zu geringe Durchschnittsgeschwindigkeit, weil sie auf zu viele Hindernisse stoßen. Deshalb werden Ampelschaltungen für die Züge optimiert. Bis Ende 2016 waren es 70 der insgesamt 594 Ampelanlagen, weitere 60 sollen folgen. Das Ziel ist politisch durch den Nahverkehrsplan vereinbart, die Umsetzung kommt eher schleppend voran. Ein weiteres Beschleunigungsmittel: Die Verkehrsmeister der Rheinbahn können neuerdings Falschparker aufschreiben. Der Bedarf ist offensichtlich vorhanden, denn in den ersten 13 Tagen gab es 82 Knöllchen.

Abends und nachts sollen mehr Busse und Bahnen fahren. Die Arbeits- und Freizeitgewohnheiten haben sich verändert, die Rheinbahn will daher in späteren Stunden häufiger fahren. Erste Angebote in dieser Hinsicht gibt es auf den Linien U76 und SB50, weitere sollen "zeitnah zu erleben" sein, sagt Vorstandssprecher Clausecker. Die Maßnahme ist elementar für attraktiven Nahverkehr in einer Großstadt, sie genießt offensichtlich einen entsprechend hohen Rang.

Die Angebote sollen für Radfahrer interessanter werden. Ein Zauberwort der Branche lautet "Mobilitätsdienstleister". Der wichtige Kern der seltsamen Formulierung: Es geht nicht nur um Busse und Bahnen. Es geht auch um die Kombination mit anderen Transportmitteln, wenn die Rheinbahn von der jährlich wachsenden Pendlerzahl (plus 9000) profitieren will. Für Radler soll es ein neues Verleihsystem geben, das voraussichtlich noch in diesem Jahr ausgeschrieben wird. Die Kölner Verkehrs-Betriebe bieten Räder an, die man unter anderem mit der Chipkarte des Verkehrsverbundes leihen kann.

Fahrkarten sollen leichter zu kaufen sein und besser zum Alltag passen. Leicht bedienbare Automaten, die mit verschiedenen Zahlungsmethoden zurechtkommen, sind bittererweise noch Zukunft bei der Rheinbahn. Die Tickets aber passen schon gut ins 21. Jahrhundert. Der am stärksten wachsende Vertriebskanal sind Handytickets (2016: plus 50 Prozent, in den ersten fünf Monaten 2017 noch einmal plus 40 Prozent). Fürs Smartphone gibt es inzwischen spezielle Angebote, wie das Happy-Hour-Ticket für abends oder die flexible Monatskarte, bei denen der Kunde den Starttag selbst wählt. Sie wurden seit Januar 20.000 beziehungsweise 3700 Mal verkauft.

Kontrollen gegen Schwarzfahrer sollen zunehmen. Wie auch immer es erhoben wurde, die Rheinbahn geht davon aus, dass der Anteil der Schwarzfahrer höher ist als angenommen (dies hat nichts mit dem genannten Plus bei den Fahrgästen zu tun). Um die Fahrt ohne Ticket nicht unnötig attraktiv erscheinen zu lassen, macht Clausecker eine Ansage: "Wir werden spürbar mehr kontrollieren."

(hdf)
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