Hund aus Düsseldorf vermisst Wo ist Stitch?

Düsseldorf · Als der Sohn krank wurde, musste eine Düsseldorfer Familie ihren Jack-Russell-Terrier abgeben. Eine ältere Dame aus Viersen-Dülken nahm ihn zu sich und versprach, Kontakt zu halten. Nun ist der Rüde weg.

 Dennis im Alter von fünf Jahren mit dem jungen Stitch.

Dennis im Alter von fünf Jahren mit dem jungen Stitch.

Foto: Blecher

Nach der Krebsdiagnose blieb Familie Blecher genau eine Woche, um für Hund Stitch ein neues Zuhause zu finden: Dann sollte der 13-jährige Sohn Dennis aus dem Krankenhaus entlassen werden - und weil er an Leukämie erkrankt ist, darf er kein Haustier haben. Die Infektionsgefahr ist zu hoch. Die Düsseldorfer Familie gab also ihren Jack-Russell-Terrier schweren Herzens an eine ältere Dame aus Viersen-Dülken, bat um regelmäßigen Kontakt, die Seniorin sagte zu. Jetzt ist der Hund verschwunden und die Familie in heller Aufruhr.

Oleg Blecher und seine Frau Natascha sitzen am Esstisch in ihrer Wohnung in Düsseltal, vor sich ein Laptop mit Fotos, zwischen sich Sohn Dennis. "Der Krebs hat uns von den Füßen gehauen", sagt der 46 Jahre alte Vater. "Es ist alles anders als vorher." Zu der Erkrankung des Sohnes kommen die Sorgen um Stitch. Die Blechers hatten den langhaarigen Rüden vor zehn Jahren als Welpen zu sich geholt. Er wuchs mit Dennis und dessen älterem Bruder Maxim (21) auf. Etliche Fotos zeugen von dieser Zeit, auf einem ist Dennis etwa fünf Jahre alt. Stitch sitzt auf seinem Schoß, der Junge lächelt selig. "Stitch knuddelt gerne und ist sehr verschmust", sagt Dennis. Benannt ist der Terrier nach dem hundeartigen Außerirdischen im Trickfilm "Lilo & Stitch".

 Mutter Natascha und Vater Oleg mit dem 13-jährigen Sohn Dennis. Als er krank wurde, musste die Familie ihren Hund Stitch abgeben - nun suchen sie nach ihm.

Mutter Natascha und Vater Oleg mit dem 13-jährigen Sohn Dennis. Als er krank wurde, musste die Familie ihren Hund Stitch abgeben - nun suchen sie nach ihm.

Foto: Emily Senf

Als den Eltern klar war, dass der Hund wegen Dennis' Erkrankung nicht würde bleiben können, versuchten sie zunächst, ihn bei Verwandten oder Bekannten unterzubringen. Freunde aus Langenfeld nahmen ihn kurzfristig auf. "Wir wussten, dass das nur eine Übergangslösung war", sagt Oleg Blecher, "aber wir hatten dadurch Zeit gewonnen." Im Internet gab er eine Anzeige auf: Er suche einen hundefreundlichen Menschen mit Herz und Zeit, hieß es darin. Vier Personen meldeten sich, bei der Dülkenerin hatte Blecher ein gutes Gefühl. Das war Mitte Mai. Der Vater holte die Frau in Viersen ab und brachte sie zu seinen Bekannten nach Langenfeld. Eine Stunde lang gingen sie mit Stitch spazieren. "Es wirkte alles in Ordnung", so der 46-Jährige. Geld für den Hund wollte er nicht. "Ich verkaufe keine Familienmitglieder", sagt er. Wichtig waren ihm nur zwei Dinge: "Dass es dem Hund gut geht und dass wir ihn besuchen können." Noch einmal hätten Blecher und sein ältester Sohn den Hund in Viersen gesehen: Sie brachten Futter, Klamotten, Spielzeug. "Davon hatte er so viel wie ein Kind", sagt Mutter Natascha (47). Nachdem die Familie Stitch abgemeldet hatte, schickte die Dülkenerin der Familie wie besprochen seine alte Hundemarke per Post. Kurze Zeit später rief sie an und sagte, der Hund müsse weg.

"Ich hatte den Hund nur in Pflege", sagt die Dülkenerin am Telefon. Etwa zehn bis 14 Tage sei er bei ihr gewesen, habe weder das Kommando "Sitz" noch "Platz" beherrscht. Weil er häufig geschnappt habe, hätte sie ihn nicht mehr haben wollen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein Kind in seine Nähe gelassen hat", sagt die Seniorin. Dennis sagt: "Auf viele Menschen wirkt Stitch wie ein Welpe, weil er so aufgedreht ist." Vielleicht habe er sich erst eingewöhnen müssen. "Nein", sagt die Dülkenerin: "Er war aggressiv." Fakt ist: Der Terrier ist weg.

Oleg Blecher hatte von den Plänen erfahren. "Wir konnten ihn nicht zurücknehmen", sagt er nun: "Ich sagte der Frau, dass sie ein gutes Zuhause für ihn finden und uns die Telefonnummer des neuen Besitzers geben soll." Die Dülkenerin, deren Hündin im April nach 15 Jahren gestorben war, deutete das Telefonat anders. "Ich habe ihm gesagt, dass der Hund wegmuss, darauf hat er nicht reagiert", sagt sie. "Also war mir klar, dass ihm der Hund egal ist." An einem Sonntag habe seine neue Besitzerin den Hund abgeholt, berichtet die Dülkenerin. Den Namen der Frau behält sie für sich. Der einzige Hinweis, den sie gibt: Stitch sei bei einer Jack-Russell-Terrier-Züchterin in Augsburg, der kastrierte Rüde spiele dort mit den älteren Hunden. Es gehe ihm gut.

Den Blechers genügt diese Antwort nicht. Sie wissen aber, dass sie nichts tun können. Mit der Viersenerin hatte es keinen schriftlichen Vertrag gegeben. Weil Dennis seit Kurzem wieder im Krankenhaus ist, haben seine Eltern die Suche unterbrochen. Doch die Familie hofft, dass sie den Hund wiedersieht.

(RP)
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