Urnenfächer Düsseldorf führt neue Art der Bestattung ein

Düsseldorf · Die Stadt Düsseldorf hat eine Entscheidung gefällt und damit die Debatte um die Bestattungskultur vorerst beendet: Bald wird es auf den Friedhöfen der Stadt Urnenfächer, auch Kolumbarien genannt, geben. Kritiker fürchten höhere Gebühren.

 Ein Kolumbarium in Kückhoven in Erkelenz. So oder ähnlich könnten die Urnenfächer in Düsseldorf auch aussehen.

Ein Kolumbarium in Kückhoven in Erkelenz. So oder ähnlich könnten die Urnenfächer in Düsseldorf auch aussehen.

Foto: JÜRGEN LAASER

Auf Düsseldorfs städtischen Friedhöfen gibt es bald eine neue Art der Bestattung: Die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP hat im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen den Bau von Kolumbarien auf bis zu zwei städtischen Friedhöfen beschlossen. Die Fächer für Urnen (mancherorts auch für Särge) — Kolumbarium steht lateinisch für "Taubenschlag" — sind in südeuropäischen Ländern gebräuchlich und finden auch hier immer mehr Anhänger. Die Entscheidung hat aber nicht nur Befürworter. Unklar ist, welche Folgen sie für die Friedhofsgebühren hat.

Mit dem Projekt reagiert die Politik vor allem auf den Trend weg von den Erd- hin zu Feuerbestattungen. Die Zahl der Einäscherungen steigt. Von jährlich etwa 3000 Urnenbestattungen Mitte der 90er auf knapp 6000 zur Jahrtausendwende. Heute beträgt der Anteil der Urnenbeisetzungen mehr als 60 Prozent.

Aber auch ein Trend zu Grabarten, die keiner Pflege bedürfen, ist erkennbar. Bei jedem dritten Grab ist das heute Hauptkriterium. "Das höre ich immer häufiger", sagt Bestatter Claus Frankenheim. "Die Menschen wollen niemandem mehr zur Last fallen und ihren Angehörigen weder die Grabpflege noch die Kosten dafür zumuten."

Genau da wollen SPD, Grüne und FDP ansetzen: Die Kolumbarien seien eine "zeitgemäße Erweiterung des Bestattungsangebots", begründet die Ampel ihren Beschluss. Allerdings: Was der Bau der Urnenfächer und die Gebühren tatsächlich kosten sollen, das müsse nun die Stadtverwaltung ausrechnen.

Die Kirchen stehen diesem Wandel in der Bestattungskultur offen gegenüber. "Wichtig ist, dass Bestattungen würdevoll bleiben", sagt Ulrich Erker-Sonnabend vom Evangelischen Kirchenkreis. Bei Kolumbarien sei diese Würde gewährleistet, man stehe der Form deshalb grundsätzlich positiv gegenüber.

Es gibt aber auch Bedenken. Die Kolumbarien stammen aus Ländern, in denen Grabstätten ohne viel Grün klimabedingt gewollt sind. Im grünen Düsseldorf ist das anders. Denn dort - darin sind sich die Fraktionen einig - sollen Friedhöfe auch einen Naherholungswert haben, als Grünflächen in der Stadt: Blumen, Bäume, Vogelgezwitscher. Und genau dieser Charakter, so fürchtet etwa Rüdiger Gutt (CDU), könne verloren gehen, wenn statt Erdgräbern zukünftig eine Art von Schrankwand dort dominiere.

Mit den geplanten Kolumbarien sehen die Düsseldorfer Bestatter noch ein ganz anderes Problem auf die Friedhöfe zukommen: mehr leere Flächen. Schon jetzt gibt es viele Lücken zwischen den Gräbern. Wird zukünftig vermehrt in die Höhe statt in die Breite gebaut, werden die Lücken größer.

Die Leerflächen sorgen schon jetzt dafür, dass die Grabgebühren in den vergangenen Jahren gestiegen sind, sagt Jürgen Salm vom Düsseldorfer Bestatterverband. Aktuell kostet ein Einzelgrab für 20 Jahre etwa 1000 Euro, ein Urnengrab ist etwa 100 Euro billiger. Dazu kommt die Gebühr für die Bestattung, die zwischen 270 und 1340 Euro liegt.

Laut Friedhofsentwicklungskonzept wird es bis 2030 einen Flächenüberhang von 34 Prozent geben. Das bedeutet: Jedes dritte Grab auf den 13 städtischen Friedhöfen wird dann ungenutzt sein. Die freien Flächen sollen größtenteils in Friedhofparks umgewandelt werden.

Noch aber ist es nicht soweit. Das Problem ist, sagt Salm, dass auch diese Flächen mitgepflegt werden müssen. Und das kostet.

Allerdings stehen auch die Bestatter den Kolumbarien grundsätzlich positiv gegenüber. Bestatter Frankenheim bietet sie bereits an. Vielfalt, Flexibilität und Pflegefreiheit seien begrüßenswert. Eine steigende Nachfrage nach Kolumbarien sei vorhanden, nun würden die Einnahmen so nicht mehr in andere Städte abwandern.

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