Düsseldorf Achenbachs Ausverkauf

Düsseldorf · Wo der inhaftierte Kunstberater einst Millionäre empfing, wird nun zu Geld gemacht, was noch im Lager seiner Firmen stand.

Achenbachs Autobiografie aus 2013 ergänzt die Auktionskataloge.

Achenbachs Autobiografie aus 2013 ergänzt die Auktionskataloge.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Dübellöcher in den weißen Wänden zeugen von der Größe der Bilder, die einst hier aufgehängt wurden. Großformate mussten es sein, die Helge Achenbach in der Industriehalle in Heerdt seinen prominenten Kunden vorstellte. "Er beriet Unternehmen, die konnten keine kleinen Bilder gebrauchen", sagt Markus Eisenbeis, der nun dort präsentiert, was das Achenbachsche Lager noch herzugeben hat.

Der Kunstberater, der zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, weil er unter anderem den Aldi-Erben Berthold Albrecht betrogen haben soll (das Urteil ist noch nicht rechtskräftig), war zwar selbst nie Sammler. Aber er hat einen großen Fundus zusammen gekauft, um Firmenkunden schnell beliefern zu können. Einiges war nur vermietet, anders kam zurück, wenn Firmen beim Renovieren auch ihre Kunst austauschten. Den Großteil dessen, was noch da war, als die Achenbach-Unternehmen nach der Verhaftung ihres Gründers vorigen Sommer Insolvenz anmeldeten, wird Eisenbeis im Juni versteigern.

Dass der Kölner Auktionator dazu nach Düsseldorf kommt, liegt daran, dass "hier das Herz der Achenbach-Gruppe schlug". Die Begründung ist für Insolvenzverwalter Marc d'Avoine eher untypisch emotional, und er geht schnell zu Zahlen über: Sechs Millionen Euro hofft er mit dem Lagerbestand zu erlösen. Frühestens nächstes Jahr werde er absehen können, wie viel er den Gläubigern zahlen kann. Keinesfalls werden es wohl 100 Prozent, denn die Forderungen, die d'Avoine nicht bestätigt, addieren sich auf um 50 Millionen Euro. Der dickste Brocken darin dürfte die Schadenersatzforderung der Familie Albrecht von rund 25 Millionen sein.

Achenbach hatte gestanden, von Berthold Albrecht unberechtigt Preisaufschläge klassiert zu haben. Auch bei der "Achenbach Art Auction" wird mehr als üblich draufgepackt. Zwar rufen die Auktionatoren die rund 2500 Werke zu zehn Prozent unter Schätzwert auf. Aber die Aufgelder sind wegen steuerrechtlicher Besonderheiten höher als sonst, können bis zu 50 Prozent betragen, wie im Katalog an Beispielen vorgerechnet wird.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Auch das ist ein Zeichen dafür, dass der Ausverkauf bei Achenbach zwar der Menge wegen als größte Versteigerung zeitgenössischer Kunst in Deutschland gelten darf. Aber auch ein Publikum ansprechen soll, das mit Auktionen sonst weniger zu tun hat. Es sei "für jeden etwas" dabei, wirbt Eisenbeis wie für einen Gemischtwarenladen, "keine elitäre Veranstaltung". Aber er geht davon aus, am Ende schon "den ein oder anderen sechsstelligen Betrag zu sehen".

Eins der edelsten Stücke, die Insolvenzverwalter d'Avoine in den Achenbach-Beständen entdeckt hatte und von dem er sich allein eine Million Euro versprach, kommt freilich weder bei Van Ham noch in London auf den Markt. Es sei aus "kunstrechtlichen Gründen" unverkäuflich, hatte d'Avoine im Essener Landgericht ausgesagt. Nach Informationen unserer Zeitung soll es sich um eine nicht autorisierte Skulptur von Juan Munoz handeln.

Auf dem Lagergelände an der Heesenstraße hatte Achenbach einst auch seine Oldtimer geparkt. Den berühmtesten, den Bentley von Joseph Beuys, hatte er schon einige Zeit vor seiner Festnahme verkauft, wohl aus akuter Geldnot. Die freien Plätze nutzt nun jemand anders für seine Gebrauchtwagen, ein abgemeldeter Ford Orion steht da, und ein alter BMW. Dass hier noch einmal schillernde Kunstgeschäfte abgewickelt werden, wenn am 17. Juni zum letzten Mal der Hammer gefallen ist - schwer vorstellbar.

Dabei hatte auch Markus Eisenbeis nicht mehr mit einem Achenbach-Geschäft gerechnet. Vor sechs, acht Jahren, als der Kunstberater seinen Firmensitz verlegte, habe er überlegt, im Lager aufzuräumen. Eisenbeis habe versteigern sollen, was Achenbach aussortieren wollte. Gemeinsam hätten sie damals eine geeignete Location gesucht, erzählt Eisenbeis. Doch aus dieser "Achenbach Art Auction" sei dann nichts geworden.

Jetzt hat es dann doch geklappt.

Auktion Vom 17. bis 19. Juni werden rund 2300 Werke in Düsseldorf, Heesenstr. 70, versteigert (Vorbesichtigung 12. bis 16. Juni), rund 150 weitere am 20. Juni bei Van Ham in Köln, Hitzelerstr. 2 (Vorbes. 12. bis 19. Juni.). Knapp 100 international bedeutsame Werke bietet zudem Sotheby's im Lauf des Jahres in London an. Die Van-Ham-Auktionen werden im Internet live übertragen, bieten ist auch per Telefon und Internet möglich, ebenso die Online-Besichtigung unter www.van-ham.com.

(RP)
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