Düsseldorf Sieghardt Rometsch verlässt HSBC Trinkaus

Düsseldorf · Viele Jahrzehnte führte Rometsch die renommierte Privatbank. Jetzt stellt er sich nicht mehr als Aufsichtsratsvorsitzender zur Wahl.Sein Nachfolger wird der bisherige Vorstandschef Andreas Schmitz.

 Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Sieghardt Rometsch das Gesicht der Trinkaus-Bank. Er rief auch den Aeolus Bläserwettbewerb ins Leben.

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Sieghardt Rometsch das Gesicht der Trinkaus-Bank. Er rief auch den Aeolus Bläserwettbewerb ins Leben.

Foto: Andreas Krebs

Banker gehört derzeit nicht zu den Berufen, die einem unbedingt das größte Ansehen in der Bevölkerung einbringen. In einem Ranking der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) landet der Beruf auf dem drittletzten Platz (dahinter kommen nur noch Journalisten und Politiker). Gefragt wurde danach, ob man dieser Berufsgruppe vertrauen könne. Das schlechte Image des Bankers resultiert aus der schweren Finanzkrise 2008. Doch Sieghardt Rometsch hat kein Imageproblem.

Dennoch ist er ein Musterbanker, einer aus einer anderen Zeit. Rometsch ist galant, freundlich, fröhlich selbstironisch. Seit mehr als 30 Jahren ist er das prägende Gesicht der Privatbank Trinkaus & Burkhardt. Zur Wiederwahl im Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden trat Rometsch diesmal nicht an. Bei der Hauptversammlung sagte HSBC-Chef Andreas Schmitz, der für Rometsch an die Spitze des Aufsichtsrates wechselt: "Als Sie kamen, wies die Bank eine Bilanzsumme von 2,8 Milliarden Euro auf. Sie beschäftigte 650 Mitarbeiter. Heute liegt die Bilanzsumme der Bank bei 27 Milliarden Euro, sie beschäftigt fast 2700 Mitarbeiter."

Geboren wurde Rometsch 1938 in Leonberg im Wartegau. Seine Leidenschaft schon in jungen Jahren: die Wirtschaft. Er studierte in Innsbruck, Kiel und München Volkswirtschaftslehre und schrieb 1967 seine Doktorarbeit unter dem Titel "Monetäre Integration - Das Problem einer Währungsunion im Gemeinsamen Markt". Die Arbeit entstand 35 Jahre bevor die Europäer erstmals eine Euromünze in Händen hielten. Bis heute gilt Rometsch als strenger Eurokritiker, der viele Beiträge dazu verfasste, unter anderem in seinem Buch "Wirtschaft und Währung, Bank, Musik".

Seine berufliche Prägung erhielt Rometsch zwischen 1967 und 1977 bei der Chase Manhattan Bank in New York. Es folgten sieben Jahre bei der Landesgirokasse, dem Vorgänger der LBBW. 1983 trat er als Persönlich haftender Gesellschafter bei Trinkaus & Burkhardt ein, 1998 wurde er Chef der Privatbank, bis er 2004 dessen Chefaufsehr wurde.

Beachtung erhielt Rometsch auch als Mäzen. 2004 gründete er aus eigenen Mitteln die Sieghardt-Rometsch-Stiftung mit dem Zweck der Förderung musikalisch Hochbegabter. Mit Hilfe der Stiftung rief er 2006 den Internationalen Aeolus Bläserwettbewerb ins Leben, der seither jährlich an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf stattfindet. Er ist einer der weltweit angesehensten Wettbewerbe dieser Art. Lange Jahre engagierte sich Rometsch als Vorsitzender des Fördervereins Tonhalle, in dessen Kuratorium er bis heute sitzt. Eines seiner weiteren Ehrenämter ist der Vorsitz im Aufsichtsrat der Tonhalle. Gleich zweimal wurde Rometsch mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt: 1992 und 2011. In seinem Ruhestand möchte sich Sieghardt Rometsch noch stärker dem Aeolus Bläserwettbewerb widmen.

(RP)
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