Die wichtigsten Fragen und Antworten Sicherheit für EM-Fanmeile in Düsseldorf wird überprüft

Karlsruhe/Berlin · Die Bundesanwaltschaft hat drei Syrer festnehmen lassen, die im Auftrag des IS-Terrornetzwerks einen Anschlag in Düsseldorf geplant haben sollen. Demnach sollten Selbstmordattentäter in der Altstadt Sprengwesten zünden. Ein vierter Verdächtiger wurde in Frankreich verhaftet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

 IS-Terroristen haben der Düsseldorfer Altstadt laut Bundesanwalt einen Anschlag geplant.

IS-Terroristen haben der Düsseldorfer Altstadt laut Bundesanwalt einen Anschlag geplant.

Foto: dpa, mjh gfh

Wer sind die mutmaßlichen Attentäter?

Bei den drei jetzt Verhafteten handelt es sich um den 27-jährigen Hamza C., den 25-jährigen Mahood B. und den 31-jährigen Abd Arahman A. K.. Alle drei Männer stammen aus Syrien. Die mutmaßlichen Terroristen wurden am Donnerstag in NRW, Brandenburg und Baden-Württemberg festgenommen. Der vierte Verdächtige, Saleh A. (25 Jahre), sitzt derzeit in Frankreich in Untersuchungshaft. Sie sollen laut Anklage der terroristischen Vereinigung "Islamischer Staat Irak und Großsyrien (ISIG)" angehören, damit ist die Terrorgruppe "Islamische Staat", kurz IS gemeint. Im Frühjahr 2014 sollen sich Saleh A. und Hamza C. dem Terrornetzwerk in Syrien angeschlossen haben. Hamza C. soll nun im brandenburgischen Wriezen im Oderbruch gefasst worden sein. Wie der Landkreis Märkisch-Oderland mitteilte, wurde er im September 2015 erstmals in der Flüchtlingsunterkunft in Bliesdorf registriert. Er habe einen Asylantrag gestellt, über den noch nicht entschieden sei. Abd Arahman A. K. soll schon seit Oktober 2014 in Deutschland sein.

Was ist über die Anschlagspläne bekannt?

Die Führungsebene der IS soll Saleh A. und Hamza C. in Syrien den Auftrag für den Anschlag in Düsseldorf gegeben haben. Die beiden Verdächtigen planten, dass zwei Selbstmordattentäter in Düsseldorf in der Altstadt auf der Heinrich-Heine-Allee jeweils eine Sprengweste zünden sollen, teilt die Bundesanwaltschaft mit. Anschließend sollten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und weiteren Sprengsätzen töten. Die beiden Männer reisten den Ermittlungen zufolge 2015 über die Türkei und Griechenland nach Deutschland ein. Unterdessen sollen die beiden anderen Beschuldigten, Mahood B. und Abd Arahman A. K., in die Pläne einbezogen worden sein. Abd Arahman A. K. soll bereits 2013 in Syrien für Terroristen Sprenggürtel und Granaten gebaut haben. Er sei schon seit Oktober 2014 in Deutschland.

Wie konkret sind die Pläne für den Terrorakt?

Es liegen laut Bundesanwaltschaft keine Hinweise dafür vor, dass die Beschuldigten bereits mit der Umsetzung ihres Anschlagsplanes konkret begonnen hatten. Aufgedeckt wurden die Anschlagspläne, als sich Saleh A. am 1. Februar 2016 in Paris gegenüber den französischen Strafverfolgungsbehörden offenbarte.

Warum ist Düsseldorf das mutmaßliche Ziel?

Bislang ist nicht bekannt, ob einer der Terrorverdächtigen oder die Führungseben des IS, die den Auftrag gegeben haben soll, eine besondere Beziehung zu Düsseldorf hatte.

Gibt es einen Zusammenhang zur Fußball-Europameisterschaft?

ie Bundesanwaltschaft sagt, dass es keinen Zusammenhang gibt. Doch dass die Verhaftungen wenige Tage vor dem Start der EM in Frankreich erfolgten, zeugt davon, dass die Sicherheitsbehörden jetzt ein Signal in die Islamisten-Szene senden wollten. Schon zuvor hatte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen unserer Redaktion von einem "relativ großen Grundrauschen" berichtet. Es gebe momentan eine "erhöhte Anzahl von Hinweisen, dass der IS, Al-Qaida oder Al-Nusra Anschläge gegen westliche Ziele begehen wollen", erläuterte Maaßen. Zudem verzeichnete der Dienst Aufforderungen des IS an Islamisten in Europa, hier Anschläge zu begehen.

Werden die Sicherheitsmaßnahmen in NRW jetzt verstärkt? Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat zumindest eine Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen für Großveranstaltungen angekündigt. Mit Blick auf die Europameisterschaft, aber auch auf den NRW-Tag im August befänden sich die Sicherheitsvorkehrungen zwar schon auf einem "sehr, sehr hohen Niveau". Es werde aber angesichts der jetzt bekannt gewordenen Anschlagspläne geprüft, ob alles erdenkliche getan worden ist. Ihn erschrecke die Kaltblütigkeit der geplanten Tat, sagte der Minister: "Klar ist auch, dass wir in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus stehen. Daruf müssen wir uns mit unseren Sicherheitsvorkehrungen einstellen." Beim Volksfest zum 70-jährigen Bestehen des Landes NRW werden eine Million Besucher erwartet.

Wie wird die Fanmeile in der Düsseldorfer Altstadt beschützt?

Die Veranstalter haben ein umfangreiches Sicherheitskonzept für die Übertragung der deutschen EM-Spiele entwickelt. Auf dem Platz vor dem Rathaus werden 50 Sicherheitskräfte im Einsatz sein. Das Gelände ist durch einen Zaun umgeben, an dem es zwei Einlasskontrollen gibt. Dort werden Taschen kontrolliert und die Besucher abgetastet. "Es gibt zahlreiche Fluchtwege, im Ernstfall können wir den Platz innerhalb von Sekunden räumen", sagte Veranstalter Dennis Kessmeyer. Die Übertragungen können bis zu 4000 Besucher verfolgen.

Wie reagiert die Politik?

Der Sicherheitsexperte der CDU im Landtag, Gregor Golland, fordert als Reaktion auf den vereitelten Terroranschlag in Düsseldorf eine sofortige Sicherheitsüberprüfung aller Flüchtlinge in NRW. Golland sagte: "NRW-Innenminister Ralf Jäger hat behauptet, über die Balkan-Route kämen keine Terroristen nach Deutschland. Das ist offensichtlich naiv. Wir kennen bis heute nicht die Identitäten aller Flüchtlinge. Die Sicherheitsbehörden in NRW müssen eine sofortige Sicherheitsüberprüfung aller im Land lebenden Flüchtlinge organisieren."

Oberbürgermeister Thomas Geisel findet es in einer ersten Reaktion "beruhigend", dass es durch die Ermittlungen gelungen ist, die Terror-Verdächtigen vor Ausführung der Tat zu fassen. Die Stadt tue alles, um die Sicherheit der Bürger in Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden zu gewährleisten.

Auch das Bundesinnenministerium reagierte: "Die Gefährdungslage in Deutschland ist unverändert. Deutschland befindet sich ebenso wie andere europäische Staaten im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus. Wir müssen weiterhin von einer hohen Gefährdung durch den internationalen Terrorismus ausgehen", ließ ein Sprecher ausrichten.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) erklärte zu den Festnahmen, die Ermittlungsbehörden gingen "gegen mutmaßliche Terroristen mit allen Mitteln des Rechtsstaats vor". Sie würden auch in Zukunft alles tun, "um terroristische Anschläge zu verhindern und die Menschen in Deutschland so gut wie möglich zu schützen".

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