Neue Statistik Düsseldorf ist Deutschlands Pendlerhauptstadt

Düsseldorf · In keine andere deutsche Großstadt kommen jeden Morgen verhältnismäßig so viele Menschen zum Arbeiten. Die Wege zur Arbeit werden dabei immer länger. Gesundheitsexperten sehen das mit Sorge. Denn ungefährlich ist Pendeln nicht.

 Die Düsseldorfer Skyline mit Blick auf Landtag und Fernsehturm. (Archiv)

Die Düsseldorfer Skyline mit Blick auf Landtag und Fernsehturm. (Archiv)

Foto: Gabriel

Wenn die Sonne aufgeht, beginnt Düsseldorf zu wachsen. Jeden Morgen schlängeln sich Tausende Fahrzeuge über die Autobahnen in die Stadt. Wie Venen im Körper versorgen die A46, A52 oder A44 die Stadt mit dem, was das pulsierende Wirtschaftszentrum braucht: Waren und Arbeitskräfte. Letztere strömen auch aus den Bahnen, die im Minutentakt im Hauptbahnhof einfahren. Innerhalb weniger Stunden wächst die Stadt um ein Drittel ihrer Bevölkerung auf mehr als 800.000 Menschen.

Düsseldorf auf dem ersten Platz

Eine neue Studie zeigt: Im Schnitt pendeln Menschen, die in Düsseldorf arbeiten, bundesweit am meisten. Während in Großstädten wie Berlin (81 Prozent), München oder Hamburg (jeweils 69 Prozent) die meisten Fachkräfte auch in der Stadt wohnen, in der sie arbeiten, trifft das in Düsseldorf nur auf insgesamt 36 Prozent zu. Das geht aus einer aktuellen Studie der Jobbörse Stepstone hervor. Für die Studie wurden etwa 24.000 Fach- und Führungskräfte bundesweit befragt.

Die Zahlen decken sich auch mit den Erhebungen des Statistischen Landesamtes, IT.NRW. Dort beobachtet man seit Jahren einen Trend zu längeren Arbeitswegen. Denn auch in andere Großstädte wie Bonn, Aachen oder Dortmund zieht es morgens mehr Menschen als die Stadt gleichzeitig verlassen.

Höheres Risiko für Erkrankungen

Die Gründe sind vielfältig. Mal liegt es an der Familie, anderen sind die Wohn- und Lebenshaltungskosten am Arbeitsort zu hoch. Gesundheitsexperten sehen diese Entwicklung aber mit Sorge. Auswertungen von Krankenkassen wie der Techniker oder der AOK zeigen, dass Pendler ein höheres Risiko haben, psychisch zu erkranken.

Und dieses Risiko steigt mit der Entfernung. Damit sind Menschen, die in Düsseldorf arbeiten, gefährdeter als andere. Denn der Stepstone-Studie zufolge ist Düsseldorf auch die Stadt, in der Berufspendler am längsten zur Arbeit brauchen: 41 Prozent aller Berufstätigen, die hier arbeiten, brauchen für den Arbeitsweg mehr als 45 Minuten je Strecke. Ein Großteil greift dabei auf das Auto zurück (57 Prozent). Zum Vergleich: In Köln sind das "nur" 50 Prozent der Befragten, bundesweit allerdings rund 65 Prozent.

Neue Statistik: Düsseldorf ist Deutschlands Pendlerhauptstadt
Foto: schnettler

Geändertes Mobilitätsverhalten

Auffällig auch: Jeder zweite würde nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit fahren, weil ihm die Anbindung zwischen Wohn- und Arbeitsort zu lange dauert. Die Problematik ist auch beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr bekannt. "Das Mobilitätsverhalten verändert sich", sagt eine Sprecherin. Deshalb habe man Maßnahmen ergriffen, um den veränderten Bedürfnissen stärker Rechnung zu tragen. Das Zauberwort, dass auch von Verkehrspolitikern immer wieder bemüht wird, lautet dabei RRX. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Züge des Rhein-Ruhr-Express fahren, vom geplanten 15-Minuten-Takt, der das Ruhrgebiet mit den Pendler-Hochburgen Düsseldorf und Köln verbinden soll, ist man dann allerdings noch weit entfernt.

Ende 2019 soll zudem die Verlängerung der Regiobahn S28 nach Wuppertal fertiggestellt sein. Auch sie würde die Anbindung nach Düsseldorf verbessern. Für die Stadt wären weniger Pkw-Pendler ein Segen. Denn ähnlich wie in anderen Großstädten drohen auch in Düsseldorf Diesel-Fahrverbote wegen schlechter Luft - und die Selbstzünder werden wegen des vergleichsweise geringen Verbrauchs besonders gerne von Pendlern gefahren.

(frin)
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