Über 30 Grad Düsseldorf kämpft mit der Hitze

Düsseldorf · Bereits den vierten Tag in Folge herrschen in der Stadt mehr als 30 Grad. Messungen belegen: Die mittlere Lufttemperatur steigt seit Jahren kontinuierlich. Das hat Folgen – auch für die Stadtplanung. Im Stadtteil Düsseltal soll dafür beispielsweise auf mehr Raum zwischen den Häusern geachtet werden.

 Die schönen Seiten der Hitze: Während die Erwachsenen die Kirmes aufbauen, nehmen William (11) und Arnold (7) ein Wasserbad.

Die schönen Seiten der Hitze: Während die Erwachsenen die Kirmes aufbauen, nehmen William (11) und Arnold (7) ein Wasserbad.

Foto: Andreas Bretz

Bereits den vierten Tag in Folge herrschen in der Stadt mehr als 30 Grad. Messungen belegen: Die mittlere Lufttemperatur steigt seit Jahren kontinuierlich. Das hat Folgen — auch für die Stadtplanung. Im Stadtteil Düsseltal soll dafür beispielsweise auf mehr Raum zwischen den Häusern geachtet werden.

Die Folgen der Klimaerwärmung sind auch in Düsseldorf messbar. An der Wetterstation Flughafen ist die durchschnittliche Temperatur im Verlauf der Jahrzehnte langsam, aber stetig gestiegen. Lag die mittlere Lufttemperatur in der Zeit von 1971 bis 1980 noch bei 10,3 Grad, betrug sie 2006 bis 2015 schon 11 Grad. Ein Trend, der nach Einschätzung von Experten anhalten und im Sommer zu mehr Hitzetagen führen wird — wie sie die Stadt in dieser Woche erlebt. "Die Extreme werden zunehmen", sagt Michael Süßer, Vorsitzender des Umweltverbandes BUND Düsseldorf.

Der Geoökologe ist einer der Akteure, die am sogenannten Klimaanpassungskonzept für Düsseldorf mitwirken, das zurzeit erarbeitet wird. Denn in den Sommermonaten sorgen die hohen Temperaturen vor allem in stark bebauten Quartieren für dicke Luft. Ein Paradebeispiel ist der Stadtbezirk 2 (Flingern/Düsseltal), wo sich in Straßenschluchten und rund um Häuserblocks die Oberflächen stark aufheizen, weil Beton, Steine und Asphalt die Wärme deutlich länger speichern als Wiesen und Grünflächen.

In einigen Bereichen, wie dem Zentrum von Düsseltal, rät die Stadt deshalb von weiterer Verdichtung ab. Das hatte Stefan Wenzel, beim Umweltamt zuständig für den Klimaschutz, kürzlich in der Bezirksvertretung 2 erläutert. Er empfiehlt zudem für den Westen des Stadtteils, bei der Neubebauung von Flächen mehr Freiraum zu lassen.

BUND-Chef Süßer fordert, durch geschickte Begrünung für Abkühlung zu sorgen. "Grün in der Stadt ist der beste Garant für eine angenehme Aufenthaltsqualität", sagt er. Vor allem Bäume mit großen Kronen würden durch die Verdunstung des gespeicherten Wassers zu einem besseren Klima beitragen. Dies könne man sich stärker als bisher zunutze machen.

Tipps, wie man der Hitze entgegenwirkt
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Foto: dpa/Sven Hoppe

Beispielsweise, wenn Tiefgaragen mit Freiflächen so angelegt werden, dass Bäume im Grundwasser wurzeln. Rasenflächen milderten dagegen nur wenig die Hitze in der Stadt, weil sie kaum Wasser zum Verdunsten abgeben. Begrünte Dächer bieten aber andere Vorteile: Sie strahlen weniger Hitze ab und schaffen im Haus ein angenehmes Raumklima.

Viele Düsseldorfer suchen aber eine andere Lösung gegen die Hitze. Das bekommen Firmen wie die Soeffing Kälte Klima GmbH zu spüren. Geschäftsführer Axel Blasberg sagt: "Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Aufträge für Klimaanlagen, nicht nur im Geschäfts-, sondern auch im privaten Bereich." 2016 erhielt seine Firma 100 Aufträge von Privatleuten, "das werden wir im laufenden Jahr übertreffen", ist er sicher.

Klimaanlagen sorgen drinnen für Abkühlung, geben allerdings Hitze nach außen ab. "Ein Dilemma", sagt Geoökologe Süßer. Axel Blasberg kennt die Debatte, hält aber die Bilanz für ausgeglichen, weil ohnehin vorhandene Warmluft nur verlagert werde. Auch mit Blick auf Stromverbrauch und Kältemittel-Einsatz gebe es große Fortschritte, die die Öko-Bilanz inzwischen gut aussehen ließen.

Wer keine Klima-Anlage hat, muss sich gut auf die Hitze einstellen. So wird im Katharina-von-Bora-Seniorenheim in Bilk bei Hitze besonders darauf geachtet, dass die Menschen genug trinken. "Die meisten machen das von alleine, aber gerade bei Dementen muss man vermehrt darauf achten", sagt Abteilungsleiter Hans Zoethout.

Vor einer stark gestiegenen Waldbrandgefahr warnt die Feuerwehr. Sie musste in den letzten Tagen immer wieder zu Bodenfeuern ausrücken. Dabei brannten Böschungen und Sträucher. Nur durch schnellen Alarm habe man größere Vegetationsbrände verhindern können, sagt ein Sprecher. Die Bürger werden gebeten, keine brennenden Zigaretten aus Fenstern zu werfen und im Wald oder in Grünanlagen auf keinen Fall zu rauchen oder zu grillen.

(jj)
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