Düsseldorf Kein Zeitplan für Flüchtlinge in der Kaserne

Düsseldorf · Bezirkspolitiker durften jetzt erstmals auf das Gelände. 500 bis 600 Flüchtlinge könnten dort untergebracht werden.

 So sieht es (noch) in der Bergischen Kaserne aus.

So sieht es (noch) in der Bergischen Kaserne aus.

Foto: Bretz, Andreas

Vor acht Jahren sind die letzten Soldaten aus dem vorderen Teil der Bergischen Kaserne ausgezogen, aber die Gebäude sind immer noch in brauchbarem Zustand - davon konnten sich gestern Pressevertreter und die Bezirkspolitiker aus dem Stadtgebiet 7 überzeugen. Die leeren Stuben sind klein, karg und auf einfachstem Standard. Aber, so meinten die Vertreter der Bundeswehr: Manche noch genutzte Kaserne sieht schlechter aus. Es spricht offenbar nichts dagegen, die vom Land geplante Erstaufnahme für Flüchtlinge einzurichten.

Die Stadt Düsseldorf hatte den Termin organisiert, um einen Blick auf das Militärgelände zu ermöglichen. Auch einige Politiker und Andreas Goßmann als Vertreter der Bürgerinitiative für das "Bergische Viertel" nutzten die Gelegenheit. Die Erstaufnahme - wenn sie denn kommt - soll auf dem Teil direkt hinter dem Eingang zur Knittkuhler Straße entstehen. In den sieben Gebäuden aus dem Jahr 1937, von denen die drei links vom Eingang zusammenhängen, sollen 500 bis 600 Flüchtlinge untergebracht werden. Wahrscheinlich werden Sanitärcontainer aufgestellt.

Neues zu den Verhandlungen gab es nicht zu berichten. Es laufen Gespräche zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und der Landesregierung. Klar ist: Das Interesse des Landes an weiteren Erstaufnahmen ist groß. Dem städtischen Sozialdezernenten Burkhard Hintzsche zufolge soll bald eine Arbeitsgruppe gegründet werden, an der auch die Stadt Düsseldorf mitwirkt. Dass die ersten Flüchtlinge wirklich schon im Herbst einziehen können, wie es Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) kürzlich mitgeteilt hatte, wollte Hintzsche nicht bestätigen. Es gebe noch keinen Zeitplan.

Die Erstaufnahme ist eine Durchlaufstation für alle Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Sie bleiben dort in der Regel für fünf Tage, werden behördlich erfasst und medizinisch untersucht. Dann werden sie auf andere Landeseinrichtungen, anschließend auf Kommunen verteilt. Um Integration geht es in der Erstaufnahme noch nicht. Das heißt: Die Flüchtlinge besuchen etwa keine Kitas oder Schulen. Sie verlassen also in der Regel kaum das Gelände und werden mit einer Essensausgabe verpflegt.

Die Bundeswehr nutzt das Kasernen-Areal nur noch teilweise. Im hinteren Teil sind Musikstudenten untergebracht und die Fahrzeuge des Karrierecenters untergestellt. Im 3. Quartal 2017 sollen nach derzeitigem Plan die letzten Soldaten ausziehen. Wenn die Erstaufnahme kommt, würde der vordere Teil nach militärischem Sicherheitsstandard abgetrennt. Dazu würde ein Kasernenzaun gezogen, außerdem müssten IT-Leitungen an andere Stelle gelegt werden. Laut Bundeswehr entstünden Kosten von zwischen einer und zwei Millionen Euro.

Die Stadt Düsseldorf will in den Verhandlungen mehrere Interessen durchsetzen. Zum einen will Oberbürgermeister Geisel eine Zusage erreichen, dass die geplante Wohnbebauung ab 2018 durch die Erstaufnahme nicht beeinträchtigt wird. Zum anderen will man mitwirken, dass die Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden und es etwa auch Spielmöglichkeiten für Kinder gibt. Auch Ehrenamtler sollen mithelfen können.

(RP)
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