Spuren für Linksabbieger Neue Radwege irritieren Düsseldorfer Radfahrer

An großen Kreuzungen der Stadt gibt es jetzt sogenannte Linksabbieger-Hilfen. Sie führen die Radwege erst nach rechts und dann im 90-Grad-Winkel nach links. Viele Düsseldorfer fremdeln mit den neuen Wegen.

 Der rot gepflasterte Weg soll Radlern am Wehrhahn helfen, wenn sie links abbiegen wollen.

Der rot gepflasterte Weg soll Radlern am Wehrhahn helfen, wenn sie links abbiegen wollen.

Foto: Herrendorf, Ruhnau

Am Wehrhahn befindet sich kurz vor dem Abzweig zur Oststraße ein kurioser Radweg. Er führt nach rechts auf den Gehweg und sofort wieder nach links. Der Radfahrer steht dann im 90-Grad-Winkel an der Ampel und kann beim nächsten Grün die Straße überqueren. Diese Linksabbieger-Hilfen sind neu in Düsseldorf und finden sich an immer mehr Stellen im Stadtgebiet. "Das ist jetzt der Standard", sagt Holger Odenthal, stellvertretender Leiter des Amts für Verkehrsmanagement. Meist seien die Varianten jedoch weniger auffällig. Dort gibt es Schilder und einfache Markierungen auf dem Boden.

"Die haben nicht mehr alle Tassen im Schrank"

Der aufwendig gepflasterte Mini-Radweg am Wehrhahn ist jedoch umstritten. "Ich will nichts schönreden", sagt der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Martin Volkenrath (SPD), "Macken sind Macken." Dennoch sei da nicht "einfach so ein 15-Meter-Radweg in die Prärie gebaut worden", man wolle vielmehr an dieser Stelle mit dem schmalen Radweg das Queren sicherer machen, und das sei ja nichts Falsches. CDU-Verkehrsexperte Andreas Hartnigk sieht das anders. "Abgesenkter Bordstein, extra Pflasterung, da ist eine fünfstellige Summe verballert worden. Die haben nicht mehr alle Tassen im Schrank." Die CDU-Fraktion wolle angesichts des Spardrucks den Fall prüfen und über die Düsseldorfer Standards reden.

 An der Elisabethstraße zeigt dieses Schild, wo es langgehen soll.

An der Elisabethstraße zeigt dieses Schild, wo es langgehen soll.

Foto: Christian Herrendorf

Selbst bei der Radler-Organisation ADFC hält man den Radweg "für überdimensioniert", wie die stellvertretende Vorsitzende Lerke Tyra sagt. Die rote Pflasterung verblasse zudem und sei nicht gut zu fahren. Sie halte aber die Einfädelhilfen vor dem Linksabbiegen für sinnvoll. "Viel lieber hätte ich die aber ein paar Meter weiter beim Abbiegen in die Oststraße."

"Ich musste zweimal drüber nachdenken"

Die Fußgänger und Radfahrer am Wehrhahn zeigen sich ratlos. Lutz Sonntag ist einer von ihnen. Er habe sich dort schon öfter gewundert. "Ich musste zweimal darüber nachdenken, wer den Weg nutzen soll." Eigentlich sei es begrüßenswert, wenn in Düsseldorf die Radwege ausgebaut würden. An dieser Stelle ergibt die Investition für ihn jedoch keinen Sinn: "Ich wage zu bezweifeln, dass die Maßnahme hier notwendig ist." Anja Hageschulte kommt täglich an der Stelle vorbei. Sie verstehe nicht, warum an dieser Stelle so viel Aufwand betrieben wurde. "Vom Fahrradstreifen kann ich doch genauso gut abbiegen."

Laut Amtsvize Odenthal sind die Mehrkosten gering gewesen. "Die Pflasterung ist für Radfahrer, die von der Straße Am Wehrhahn in Richtung Cantadorstraße nach links abbiegen wollen. Das ist eine Achse im Radbezirksnetz." Die Auskunft verwundert, weil die Cantadorstraße im rechten Winkel auf die Leopoldstraße stößt - eine Achse sieht anders aus. Odenthal verweist darauf, dass die lange Bauzeit die Oststraße für Radler schwer befahrbar gemacht habe.

Die stichprobenartige Nachfrage unserer Redaktion ergab, dass die besondere Verkehrsführung auch in anderen Städten zum Tragen kommt. In Essen sind an mehreren Stellen ähnliche Wege gebaut worden. "Sie erleichtern das Linksabbiegen an größeren Kreuzungen und senken das Risiko für Radfahrer", teilte das Presseamt mit. Auch in Neuss gelten die Wege als Erfolg.

(RP)
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