Düsseldorf Polizei geht stärker gegen Rocker vor

Düsseldorf · Eine Fehde zwischen Hells Angels und Bandidos aus der Region schwappt in die Düsseldorfer Altstadt über. Die Polizei schließt weitere Großeinsätze wie am vergangenen Wochenende nicht aus. In der Silvesternacht waren sogar Schüsse gefallen.

Rocker: Großeinsatz der Polizei in Düsseldorf
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Polizei-Großeinsatz wegen vermutetem Rockertreffen

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Das Auto, das Polizeibeamte am Sonntagnachmittag in Wersten wegen eines Verkehrsvergehens stoppten, hatte es in sich. Nicht nur, dass drei Hells Angels (zwei aus der Region Düsseldorf, einer aus Hannover) darin saßen - die Polizei fand auch einen schussbereiten Revolver und waffenrechtlich verbotene Messer. Nur wenige Stunden nach dem zweiten großen Anti-Rocker-Einsatz in der Altstadt mag Kriminalrat Roland Wolff da nicht an einen Zufall glauben. Er hält für wahrscheinlich, dass die Autofahrt mit einer Rockerfehde im Zusammenhang steht, die bislang vor allem im Ruhrgebiet ausgetragen wurde.

Gut möglich, dass die Hells Angels (denen die Waffen abgenommen wurden, die aber, ihren Clubgesetzen treu, jede Aussage verweigerten) erneut die Auseinandersetzung mit Anhängern der rivalisierenden Bandidos suchen wollten. Denn die haben schon zum zweiten Mal ein Jahr der Höllenengel nicht eben gut beginnen lassen. Im Januar 2014 waren in Velbert zwei Mitglieder der Gang bei einer Messerstecherei verletzt worden. Als Täter ermittelte die Polizei im verschwiegenen Rockermilieu einen 38-jährigen Bandido (der wohl glaubhaft vermitteln konnte, dass er sich nur gegen einen Angriff gewehrt habe).

Rocker in NRW: Die Chronik der Gewalt
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Rocker in der Region – Chronik der Gewalt

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Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

Dieser Mann ist regelmäßig Gast in einem Club an der Bolkerstraße, die die Hells Angels traditionell als ihr Territorium betrachten. Dort kam es am frühen Neujahrsmorgen 2015 zur Eskalation: Drei Hells Angels wurden vom Türsteher des Clubs abgewiesen, kamen Minuten später zu sechst zurück, und versuchten, gewaltsam einzudringen. Einer der Türsteher, das stellte sich Stunden später heraus, schoss von innen durch die geschlossene Tür auf die Angreifer, ein Querschläger verletzte einen unbeteiligten Altstadtgast.

Die Rocker waren bereits verschwunden, als die Polizei vier Minuten nach dem Angriff vor dem Club erschien. Als die Beamten in benachbarten Lokalen 15 Rocker kontrollierten, sagte niemand etwas von Schüssen - obwohl wenigstens einer der Hells Angels getroffen worden war. Stattdessen sollen die Rocker eine Bestrafung der Bandidos geplant haben.

Sowohl der 38-Jährige als auch der zwei Jahre ältere Türsteher, den die Polizei als den mutmaßlichen Schützen ermittelt hat und der ebenfalls den Bandidos nahestehen soll, sind seither verschwunden. Die Polizei würde beide gerne als Zeugen befragen, die Staatsanwaltschaft hält eine straflose Notwehr für wahrscheinlich. Die beiden Männer aber sind auch nicht auf der Flucht vor der Polizei. Sie fürchten offenbar weitere Racheaktionen der rivalisierenden Hells Angels.

Roland Wolff glaubt, dass durch das Abtauchen der beiden Männer, die ins Visier der Angels geraten sind, zunächst "viel Druck aus dem Kessel genommen" sei. Allerdings schließt er auch nicht aus, dass die Hell's Angels nun erneut versuchen werden, Stärke zu zeigen. Das haben sie auch im vergangenen Jahr immer wieder probiert, zuletzt in Lokalen in Flingern und Stadtmitte. An beiden Orten hat massive Polizeipräsenz die Rocker schließlich verdrängt. "So wie die irgendwo in größeren Gruppen auftauchen, werden wir lästig", sagt Wolff. Keine Rockergruppe treffe auf Düsseldorfer Polizisten, ohne dann wenigstens den Personalausweis vorgelegt zu haben - auch wenn dafür Verstärkung nötig ist. "Da kennen wir keine Ausnahmen, greifen rigoros durch", sagt auch Polizeipräsident Norbert Wesseler. "Wohlfühlzonen für Rocker wird es in Düsseldorf nicht geben."

Einen Machtkampf zwischen Bandidos und Hell's Angels wie etwa in Duisburg sieht die Düsseldorfer Polizei in der Altstadt nicht. Wolff sagt entschieden: "Da haben nicht die Rocker das Sagen, sondern die Polizei." Und selbst wenn die Bandidos versuchten, in der Altstadt Fuß zu fassen, werde man jegliche Bandenkämpfe stoppen.

Darauf setzen auch die Altstadtwirte, deren Sprecherin Isa Fiedler die Hintergründe zum Großeinsatz vom Wochenende mit Entsetzen erfuhr: "Solche Auseinandersetzungen haben bei uns nichts zu suchen. Sie schaden dem Image der Altstadt und damit unserem Geschäft."

(RP)
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