Arzt in Düsseldorf attackiert Angriff befeuert Debatte um Sicherheit in Ambulanzen

Düsseldorf · Ein 50-jähriger Mann hat in der Notfallpraxis am Evangelischen Krankenhaus einen Arzt mit Reizgas besprüht und anschließend mit einem Messer leicht verletzt. Der Täter wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

 Die Notfallpraxis im Evangelischen Krankenhaus. (Symbolfoto)

Die Notfallpraxis im Evangelischen Krankenhaus. (Symbolfoto)

Foto: Andreas Bretz

Ein offenbar psychisch kranker Mann hat in der Notfallpraxis am Evangelischen Krankenhaus einen Arzt mit Reizgas und einem Messer attackiert und verletzt. Der Mediziner konnte den 50-Jährigen überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei feshalten. Der Angreifer wurde von einem Amtsarzt noch am Wochenende in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wie die Polizei berichtet. Zuvor sei ihm eine Blutprobe entnommen worden.

Der Randalierer war am frühen Samstagmorgen gegen 4 Uhr als Patient in die Notfallpraxis an der Florastraße in Unterbilk gekommen und hatte um eine Behandlung gebeten. Während des Gesprächs im Behandlungszimmer habe er den diensthabenden Arzt plötzlich bespuckt, bedroht und schließlich auch körperlich angegriffen. Laut Polizei nahm der Patient ein Reizgasgerät und sprühte dem Mediziner in die Augen - dennoch habe dieser den 50-Jährigen zu Fall bringen können. Noch am Boden liegend, versuchte der Mann dann, mit einem Klappmesser in Richtung des Arztes zu stechen. Ein herbeieilender Zeuge habe ihm jedoch die Waffe entrissen und dann bis zum Eintreffen der Polizei dem Arzt geholfen, den Angreifer festzuhalten.

Dem "Express am Sonntag" sagte der Mediziner, der Patient habe ein Röntgenbild aus dem Jahr 2013 dabeigehabt, das auf eine ernsthafte Erkrankung habe schließen lassen. Als er auf das Alter der Aufnahme hingewiesen habe, sei der Patient aggressiv geworden, habe den Arzt beschimpft, immer lauter angeschrien und schließlich - als er eine Schwester gebeten habe, die Polizei zu rufen - angegriffen. "Es ist traurig, dass Notdienstleistende sich so etwas gefallen lassen müssen", zitiert die Zeitung den Arzt. "Da muss über die Sicherheit nachgedacht werden."

Angreifer soll untersucht werden

Nun müssen zunächst weitere Untersuchungen abgewartet werden, um zu klären, ob der Mann überhaupt zurechnungs- und damit vernehmungsfähig ist, wie Polizeisprecher Marcel Fiebig sagte. Ungeachtet dessen sei gegen den Mann Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet worden. Der Arzt habe zum Glück nur leichte und oberflächliche Verletzungen erlitten.

Sonntagvormittag herrschte in der Notfallpraxis wieder normaler Betrieb, nichts deutete dort auf den Vorfall vom Vortag hin. Das Wartezimmer war voll mit Patienten, die Angestellten hatten viel zu tun. Im Vorstand der Notfallpraxis war niemand für eine Stellungnahme und weitere Informationen zu dem Vorfall zu erreichen.

Mehr Gewalt in Ambulanzen

Der städtische Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke zeigte sich erschüttert über den Fall. "Ich bin entsetzt, dass jemand, der ärztliche Hilfe benötigt, seinen Helfer dann angreift", sagte er auf Anfrage. Glücklicherweise habe sich der Arzt in dieser Situation selbst gut schützen können: "Aber es kann natürlich nicht die richtige Lösung sein, dass alle, die anderen helfen wollen, sich auch in Selbstverteidigung üben müssen. Das kann keine Voraussetzung für das Helfen werden." Zumal in diesem Fall auch der Patient Glück gehabt habe, so der Beigeordnete, dass der Arzt in der Lage war, sich mit Augenmaß zu wehren: "Das hätte sonst natürlich auch für den Angreifer anders ausgehen können."

Aktuell gibt es in Düsseldorf eine Debatte um die Sicherheit der Mitarbeiter in Krankenhäusern. Denn Ärzte und Pflegepersonal, so ergab eine Umfrage der Stadt bei den hiesigen Kliniken, leiden zunehmend unter verbalen Angriffen und Drohungen von Patienten. Viele Betroffene führen das unter anderem auf steigende Patientenzahlen und die in der Folge oft langen Wartezeiten in Notfallambulanzen zurück, die bei Patienten oft auf Unverständnis stoßen. Auch die Aggressivität gegenüber Mitarbeitern städtischer Behörden hat zugenommen.

(RP)
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