Erinnerung an Unfallopfer in Reisholz "Ich frage mich, was er heute wohl machen würde"

Düsseldorf · Beim "Blitzmarathon" stellten Polizei und Rettungsdienst den tödlichen Unfall an einer Bushaltestelle in Reisholz nach. Eine Kommissarin berichtete von dem Einsatz. Auch die Anwohner haben den Tod des 21-Jährigen nicht vergessen.

Mit einer ungewöhnlichen und emotionalen Aktion haben Polizei, Rettungsdienst und Opferhilfestellen vor den Gefahren durch zu hohe Geschwindigkeit im Straßenverkehr gewarnt. Für den Blitzmarathon am Donnerstag stellten sie den Unfall am S-Bahnhof Reisholz vom Juni 2015 nach. Ein 21-jähriger Student war an einer Bushaltestelle von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden. Der Fahrer war mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen und hatte die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren.

 Mareike Vieten war damals eine der ersten, die den Unfallort erreichten.

Mareike Vieten war damals eine der ersten, die den Unfallort erreichten.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die Polizei hofft, durch die Erinnerung an den furchtbaren Unfall mehr Autofahrer dafür zu sensibilisieren, das Tempolimit einzuhalten. "Die Toten öffnen den Lebenden die Augen", sagt Hauptkommissarin Janine Eller, die bei der Polizei für den Opferschutz zuständig ist. Den Tod des jungen Mannes haben auch die Anwohner nicht vergessen: Während der Pressekonferenz an der Unfallstelle erkundigte sich eine vorbeikommende Frau, ob denn schon wieder etwas passiert sei. Dann erzählte sie, dass sie in der Nacht als Ersthelferin dabei gewesen war. Schließlich stellte sie in Erinnerung an den jungen Mann, der damals gestorben ist, Grabkerzen und Blumen an die Haltestelle.

Mitarbeiter des Verkehrsunfallaufnahmeteams der Polizei brachten noch einmal die weißen Markierungen auf der Straße auf, mit denen sie damals die Spuren des Unfalls gesichert hatten. Über eine Strecke von 90 Metern verteilt fanden sie Teile des Autos und der Bushaltestelle, auch einen Baum riss das Fahrzeug um. Der Leiter des Verkehrskommissariats, Gundolf De Riese-Meyer, warnt davor, dass viele Autofahrer die enorme Energie unterschätzen, die bei einem Unfall mit hoher Geschwindigkeit wirkt. "Das Problem ist, dass Rasen sehr oft gut geht", meint er. Bei einem Unfall sind die Folgen aber oft dramatisch. Ein Unterschied zeigt sich bereits bei relativ geringer Überschreitung, wie die Statistik belegt. Bei Unfällen, in denen Fahrzeuge mit 50 Kilometer pro Stunde einen Fußgänger erfassen, stirbt im Durchschnitt eins von fünf Opfern. Bei einer überhöhten Geschwindigkeit von 65 Kilometern pro Stunde sind vier von fünf Opfern tot.

Mann stirbt bei Unfall in Düsseldorf-Hassels
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Unter den Folgen leiden nicht nur die Opfer und ihre Angehörigen, Freunde und Kollegen. Auch den professionellen Helfern verlangen Einsätze wie der in Reisholz vieles ab. Kommissarin Mareike Vieten gehörte zu den ersten, die damals den Unfallort erreichten. Die 29-Jährige hielt den Kopf des Schwerverletzten, bis die Rettungskräfte eintrafen. Der Student war zu diesem Zeitpunkt bewusstlos, lebte aber noch. Wenig später kam die Nachricht, dass der junge Mann gestorben war. "Ich liebe meinen Job", sagt Vieten. "Aber das geht nicht spurlos an einem vorbei." Immer noch denke sie jedes Mal an den jungen Mann, wenn sie an der Stelle vorbeikomme. "Dann frage ich mich, was er heute wohl machen würde."

Mit den Folgen solcher Unfälle müssen auch die Verursacher leben. Der 18-jährige Fahrer muss sich bald vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Ein Bluttest hatte ergeben, dass er in alkoholisiert war.

(arl)
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