Düsseldorf Polizei stört Rockerszene in der Altstadt

Mit überraschenden Besuchen ganzer Hundertschaften müssen bestimmte Altstadt-Clubs nun ständig rechnen. Die Razzia im "Joker" sei nur der Anfang gewesen, heißt es bei der Polizei.

Rocker-Razzia in Düsseldorf: Polizei kontrolliert Altstadt-Club
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Rocker-Razzia: Polizei kontrolliert Altstadt-Club

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Foto: Patrick Schüller

Die unerwarteten Gäste kamen um Punkt zwei. Zuerst hatten die Türsteher der Nachtlokale in der mittleren Bolkerstraße die Hundertschaft gar nicht bemerkt, die sich im Laufschritt näherte, weil gerade der Rettungsdienst bei blinkendem Blaulicht einen Gast einpackte, der sich beim Sturz in eine Bierflasche verletzt hatte.

Als der Wagen wegfuhr, war der "Joker" schon umstellt und das große Licht im Lokal an. Am DJ-Pult übernahm ein Polizeibeamter das Mikrofon, forderte die rund 120 Besucher auf, sich ruhig zu verhalten und der "Maßnahme nach dem Polizeigesetz" Folge zu leisten.

Das bedeutete: Jeder Besucher und Mitarbeiter des Lokals wurde von Polizeibeamten zum Platz vor der Neanderkirche geführt, wo die Biergartenbestuhlung zur Personalienüberprüfung genutzt wurde und in einem Zelt die Durchsuchung erfolgte.

Polizei geht gegen Rocker-Aufmarsch in Düsseldorf vor
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Das darf die Polizei, wenn sich die Kontrollierten an einem Ort aufhalten, "von dem Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass dort Personen Straftaten von erheblicher Bedeutung verabreden, vorbereiten oder verüben". So steht es im §12 des nordrhein-westfälischen Polizeigesetzes, und dass das durchsuchte Nachtlokal diese Voraussetzungen erfüllt, daran hat Einsatzleiter Roland Wolff keinen Zweifel.

Mehrfach war es in den vergangenen Wochen vor und in dem Lokal zu schweren Körperverletzungen gekommen, viele der Taten sollen im Zusammenhang mit Rockern stehen. Der "Joker" ist einer von mehreren Altstadt-Clubs, die von Mitgliedern der "Hells Angels" bevorzugt genutzt werden. Auch bei der Razzia traf die Polizei mehrere Mitglieder und Unterstützer an.

So lange sie sich dort friedlich aufhalten — und nicht gerade per Haftbefehl gesucht werden — ist das an sich nicht strafbar. Aber: "Angehörige von Rockergruppen führen häufig unerlaubterweise Waffen und andere verbotene Gegenstände mit", so Wolff. Die Polizei will mit Aktionen wie der vom frühen Samstagmorgen die Wohlfühlzone der berüchtigten Rockergruppe stören, die zum Jahreswechsel auf der Bolkerstraße in eine Schießerei involviert gewesen sein soll.

Dabei waren ein Unterstützer eines rivalisierenden Clubs und ein unbeteiligter Passant verletzt worden. Weitere Auseinandersetzungen und Aufmärsche, mit denen die "Hells Angels" ihre Macht in der Altstadt demonstrieren wollten, waren gefolgt. Und das will die Polizei nicht hinnehmen: "Wir wollen erst gar nicht, dass sich in Düsseldorf eine solche Szene festsetzt", sagt Kriminaldirektor Roland Wolff.

Weitere Schwerpunktkontrollen werden deshalb folgen, nicht nur in den einschlägigen Altstadt-Lokalen, sondern auch bei privaten Veranstaltungen, bei denen sich Rocker treffen. Die Razzia im Joker "war erst der Anfang", heißt es. Sie habe in erster Linie dazu gedient, handelnde Personen aus der Szene zu identifizieren. In der haben sich in den vergangenen Monaten die Machtverhältnisse mehrfach verändert.

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Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

Nach Informationen unserer Redaktion war die Polizei schon knappe 24 Stunden nach Ende der Razzia wieder im "Joker". Erneut soll es dort am frühen Sonntagmorgen zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen sein, an der nach unseren Informationen nicht nur Gäste des Clubs beteiligt gewesen sind. Ein Polizeisprecher bestätigte gestern lediglich die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens.

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