Düsseldorf Der Fahrplaner

Düsseldorf · Die Rheinbahn stellt 2016 auf einen komplett neuen Plan um - das hat es noch nie gegeben. Helmuth Höhn ist dafür verantwortlich, wie Busse und Bahnen künftig fahren. Und er weiß: Das ist ein politisches Großprojekt.

 Helmuth Höhn leitet die Abteilung für Fahrplan-Gestaltung im Rheinbahnhaus an der Hansaallee.

Helmuth Höhn leitet die Abteilung für Fahrplan-Gestaltung im Rheinbahnhaus an der Hansaallee.

Foto: Andreas Bretz

Helmuth Höhn hat kürzlich einem Schulleiter einen guten Tipp gegeben: Klausuren sollte er nicht für den 22. Februar ansetzen. Nicht unwahrscheinlich, dass viele Schüler an diesem Montag zu spät kommen.

Denn es ist der Tag X für die Rheinbahn. Dann ist alles anders im Nahverkehr. Am Wochenende zuvor geht die Wehrhahn-Linie in Betrieb, also der neue Tunnel mit vier U-Bahn-Linien. Was viele noch nicht wissen: Zugleich tritt ein komplett neuer Fahrplan in Kraft, auch für die bestehenden 111 Bus- und Bahnlinien mit mehr als 1600 Haltestellen. Linien ändern den Weg, für fast alle gelten neue Zeiten. Eine solche Umstellung gab es bei der Rheinbahn noch nie, vermutlich ist sie bundesweit einmalig. Am folgenden Montag muss der neue Plan sich erstmals im Berufsverkehr bewähren.

Helmuth Höhn ist verantwortlich dafür, dass alles klappt. Mit seinem Team bereitet der Leiter der Abteilung Verkehrswirtschaft den Fahrplan vor. Höhn ist Ökonom und seit 33 Jahren Rheinbahner. Es ist das letzte Projekt für den 65-Jährigen. Seine lange Erfahrung verschafft Ruhe, meint er. Zudem kennt er die Stadt mit ihren Befindlichkeiten. Und weiß: Einen Fahrplan kann man nicht einfach errechnen. Er ist ein politisches Großprojekt.

Immer wieder ist er auf Tour durch die Arbeitskreise der zehn Bezirksvertretungen. Die wollen alle sicher gehen, dass ihre Stadtteile nicht zu kurz kommen. Dann notiert sich Höhn, wer gern eine bessere Verbindung hätte - und muss auch mal erklären, dass nicht alles geht, was man sich wünscht. Auch Händler, Gewerkschaften und Schulen reden mit.

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Als in der Rheinbahn geraucht und getrunken wurde

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Foto: Rheinbahn

An der Politik liegt es auch, dass Höhn und seine Leute ein Dreivierteljahr hinter dem Zeitplan hängen. Die neue Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und FDP hat nach der Wahl den schon beschlossenen Netzplan umgeworfen, um die Linie 708 zu erhalten. Als Folge wurden aus einer U-Bahn-Linie zwei gemacht. Höhn und sein Team mussten alles von Beginn an neu rechnen: erst die U-Bahnen, dann die Straßenbahnen, dann die Busse. In einem Fahrplan hängt alles mit allem zusammen.

Für die Fahrgäste entscheidend sind die Anschlüsse. Die vielgenutzten, etwa zur S-Bahn und die zu seltener verkehrenden Linien, sollen perfekt klappen. Andere der zahllosen möglichen Umstiege sind dafür automatisch nicht optimal, meint Höhn. Das gehe rein logisch nicht anders. In der Innenstadt, wo die Bahnen alle paar Minuten kommen, ist manchmal eben gerade eine weg. "Ein paar Minuten Wartezeit sind zumutbar", findet er.

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Foto: Screenshot/ Rheinbahn

Acht Mitarbeiter gehören zum Team. Es sind ehemalige Fahrer, die aus eigener Anschauung die Probleme des Netzes kennen, auch kleine wie einen langen Weg vom Endhalt zur Toilette, für den ein Fahrer mehr Pause braucht. Dazu kommen Industriekaufleute, die einen besonderen Blick auf die Kosten haben - auch das verlangt die Politik. Höhn war schon da, als die Pläne noch mit Stift und Lineal gemacht wurden. Heute arbeitet man am PC, der viele Fehler anzeigt, etwa wenn ein Fahrer zwölf Stunden im Dienst wäre.

Dass am Ende der ultimative Plan herauskommt, erwartet Helmuth Höhn nicht. Das wäre Selbstbeweihräucherung, meint er. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir alles richtig machen." Es ist vorgesehen, dass im Herbst nachjustiert wird. Auch auf ein anderes Problem ist die Rheinbahn gefasst: Bahn- und Busfahren ist Gewohnheitssache. Wie oft der neue Plan auch angekündigt wird: Am Tag X wird er viele überraschen, nicht nur Schüler.

(arl)
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