Tödlicher Straßenbahn-Unfall in Düsseldorf Seelsorger mussten Augenzeugen betreuen

Düsseldorf · Der Mann, der am Donnerstagabend versuchte, zwischen zwei Straßenbahnwaggons hindurch zu klettern, konnte noch nicht sicher identifiziert werden. Zeugen des Unfalls mussten von Notfallseelsorgern betreut werden.

Tödlicher Straßenbahnunfall an der Grafenberger Allee
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Tödlicher Straßenbahnunfall an der Grafenberger Allee

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Es war einer der schwersten Unfälle der Rheinbahn in Düsseldorf. Ein Mann hat einen Fehler gemacht, und er hat ihn mit seinem Leben bezahlt. An der Haltestelle Schlüterstraße wollte er offenbar von einem zum anderen Bahnsteig und dabei nicht um den dort haltenden, 30 Meter langen, Zug herumgehen. Er stieg über die Kupplung, die die Niederflurwagen der Linie 703 verbindet, just, als sich der Zug in Bewegung setzte.

 Auch für die Rettungskräfte der Feuerwehr war die Bergung des tödlich verletzten Mannes, der teils unter der Bahn eingeklemmt war, eine sehr belastende Aufgabe.

Auch für die Rettungskräfte der Feuerwehr war die Bergung des tödlich verletzten Mannes, der teils unter der Bahn eingeklemmt war, eine sehr belastende Aufgabe.

Foto: Gerhard berger

Die Bahn war zu dieser Zeit - kurz nach 20 Uhr - nicht sehr voll. Keiner der Insassen bekam mit, was sich zwischen den Wagen abspielte. Und auch der Bahnfahrer ahnte nichts. Ein Autofahrer hinter dem Zug aber sah den Mann stürzen. Er alarmierte die Polizei. Gleichzeitig ging eine Meldung bei der Rheinbahnleitstelle ein: Der Fahrer einer entgegenkommenden Straßenbahn hatte den Mann gesehen, der zwischen den Wagen verschwand und anschließend überrollt wurde.

700 Meter hinter der Haltestelle, kurz vor dem nächsten Halt an der Engertstraße, stoppte ein Polizeiwagen die Bahn, deren Fahrer im selben Moment von seiner Leitstelle angefunkt wurde. Als der 57-Jährige, der seit 33 Jahren Rheinbahnen fährt, sah, was geschehen war, erlitt er einen Schock. "Er ist zurzeit nicht dienstfähig", sagte Rheinbahnsprecherin Heike Schuster. Am Abend war er von einem Notfallhelfer der Rheinbahn betreut worden. Auch der Autofahrer und mehrere Passanten brauchten Hilfe. Drei Notfallseelsorger waren von der Feuerwehr zur Unfallstelle beordert worden, an der Kreuzung der Grafenberger Allee mit der Licht-/Sohnstraße richteten sie eine Betreuungsstelle ein.

Außer den acht Personen, die dort Beistand der Seelsorger suchten, brauchten auch Profis Unterstützung: Mit den ersten Streifenwagen waren am Unfallort mehrere junge Polizeibeamte eingetroffen, Berufsanfänger, die das, was sie dort sahen, wohl bis zum Ende ihrer Laufbahn nicht vergessen werden. Ihnen stand nach dem Einsatz die Polizei-Seelsorgerin zur Verfügung.

Während der gut dreistündigen Vollsperrung der Grafenberger Allee zwischen Cranach- und Schlüterstraße (nur die Kreuzung Lichtstraße blieb frei) sicherte das Verkehrsunfallteam der Polizei Spuren. Die Markierungen, die sie setzten, wurden später mir den letzten Hinweisen auf das dramatische Geschehen mit Hochdruckreinigern wieder von der Fahrbahn entfernt. Den Rheinbahnzug ließ die Polizei in den Betriebshof Lierenfeld bringen, wo ihn das Unfallteam bis in die frühen Morgenstunden untersuchte.

Am Hergang des Unfalls gibt es nach den bisherigen Ermittlungen kaum einen Zweifel. "So etwas kommt äußerst selten vor", sagt Schuster. Zuletzt war vor acht Jahren ein Mann in Rath über die Kupplung zweier Rheinbahnwagen geklettert und von dem anfahrenden Zug mitgeschleift worden. Der damals 29-Jährige hatte dabei beide Beine verloren. Eine sinnvolle Möglichkeit, die Wagenverbindung so zu schließen, dass erst gar niemand in Versuchung gerät, sie zu überklettern, gibt es nach Auskunft der Rheinbahn nicht.

(RP)
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