Thomas Geisel gewinnt OB-Stichwahl in Düsseldorf Bittere Glückwünsche vom Verlierer

Düsseldorf · Im zweiten Anlauf hat sich in der Landeshauptstadt der SPD-Herausforderer Thomas Geisel durchgesetzt. Er kam auf 59,2 Prozent, OB Dirk Elbers erreichte nur 40,8 Prozent. Die Machtfrage im Stadtrat ist unklar.

 Dirk Elbers (l.) gratuliert Thomas Geisel zum Wahlsieg.

Dirk Elbers (l.) gratuliert Thomas Geisel zum Wahlsieg.

Foto: Endermann, Andreas

Mitten zwischen den jubelnden SPD-Anhängern tauchte plötzlich der abgewählte Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) auf - und gratulierte seinem siegreichen Herausforderer Thomas Geisel (SPD). Elbers, für den der Wahlabend bitter verlaufen war, wünschte Geisel nur wenige Minuten nach der Auszählung eine erfolgreiche Amtszeit im Düsseldorfer Rathaus.

 Am Morgen danach: Elbers-Plakate werden abtransportiert.

Am Morgen danach: Elbers-Plakate werden abtransportiert.

Foto: Christoph Schroeter

Als der neue Oberbürgermeister kurze Zeit später zur SPD-Wahlparty in einem Club in Nachbarschaft des Rathauses weiterzog, wartete dort schon die nächste und deutlich besser gestimmte Gratulantin. Die freudestrahlende Landeschefin und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft überreichte Geisel einen roten Schlüsselanhänger - "für den Schlüssel zum OB-Büro".

Geisel dankt den Düsseldorfern

Thomas Geisel (50) hat die Sensation geschafft. Er hat bei der zweiten Abstimmung zur Wahl des Düsseldorfer Oberbürgermeisters den Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU, 54) geschlagen und ist für die nächsten sechs Jahre Oberhaupt der Landeshauptstadt. Der Neueinsteiger in der Lokalpolitik wurde am Sonntag im Rathaus lautstark gefeiert. Der neue OB sagte: "Ich danke den Düsseldorfern, dass sie verstanden haben, dass es bei der Stichwahl um die bessere Person geht."

Das sind die Gewinner der Stichwahl
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Foto: dpa, mg

Geisel hatte immer an die Chance geglaubt, in den zweiten Wahlgang zu kommen und dort siegen zu können. Die Rechnung ist aufgegangen, trotz der Sturmkatastrophe in der vorigen Woche. Offenbar haben sich in den vergangenen Wochen auch viele Wähler der bürgerlichen Mitte von Elbers abgewandt und sich für den ehemaligen Ruhrgas-Manager, Juristen, fünffachen Vater und Presbyter Thomas Geisel ausgesprochen.

Der Sozialdemokrat erhielt bei der Stichwahl 59,2 Prozent, Elbers kam auf 40,8 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,75 Prozent und war damit niedriger als bei der Kommunalwahl am 25. Mai. Damals gingen 49,2 Prozent der Wahlberechtigten zur Abstimmung. Eigentlich war Elbers Favorit bei der Kommunalwahl gewesen, erreichte aber nur 46,1 Prozent und lag damit acht Punkte vor Geisel, der auf 37,9 Prozent kam. Da keiner der Bewerber um den Chefposten im Rathaus die absolute Mehrheit erlangt hatte, war die Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten notwendig geworden.

Geisel hat einen engagierten Wahlkampf geführt, sprach am Samstag "von 2473 Terminen in einem Jahr". Sein Arbeitstag begann in den vergangenen Wochen stets um 5 Uhr. Seine Doppelstrategie wies zum einen immer wieder auf die in seinen Augen vorliegenden persönlichen Schwächen von Elbers hin. Sozialdemokraten flankierten die Attacken vor allem auf Facebook und zitierten beinahe täglich auch ältere Berichte der Zeitungen. Zum anderen kritisierte Geisel nicht ausreichende Maßnahmen in der Wohnungspolitik und bemängelte bei städtischen Investitionen "ein Ungleichgewicht zwischen Innenstadt und Stadtteilen". Die Taktik ging auf.

Elbers, der in den letzten Wochen durch seine Hüftoperation gehandicapt war, machte mit dem Slogan "Wohlfühlen, Wirtschaft, Wachstum" Wahlkampf. Er verzichtete darauf, aus der Sturmkatastrophe politisches Kapital zu schlagen. Das wurde offenbar nicht honoriert. Mancher Wähler auch aus dem bürgerlichen Lager wollte Elbers nicht nur einen Denkzettel verpassen, sondern einen Wechsel an der Stadtspitze. Geisel war folglich selbst für konservative Bürger eine wählbare Alternative.

Nach Geisels Wahlsieg ist unklar, wie im Düsseldorfer Rathaus regiert wird. Geisel hat angekündigt, mit allen in Frage kommenden Parteien Gespräche führen zu wollen. Eine schwarz-grüne Koalition ist die einzige Mehrheitsoption ohne OB-Stimme - sie kommt auf 42 von 83 Ratsstimmen. Inklusive der OB-Stimme käme eine Ampel aus SPD, FDP und Grünen mit Geisel auf eine Stimme Mehrheit. Geisel kann sich vorstellen, mit wechselnden Mehrheiten oder einer großen Koalition zu regieren.

Für die SPD ist das Ergebnis ein großer Erfolg. Ministerpräsident Hannelore Kraft soll eine entscheidende Rolle gespielt haben, Geisel zum OB-Kandidaten zu küren. Mehrfach machte sie für ihn Wahlkampf. Die Landespartei schoss eine fünfstellige Summe für die Agentur zu, die für Geisel Wahlkampf machte. Die Mission, den letzten schwarz besetzten OB-Posten in einer NRW-Großstadt für die SPD zu erobern, ist damit gelungen.

Dirk Elbers, der geschlagene OB, wird politisch in Düsseldorf keine Rolle mehr spielen. Er gehört dem neuen Stadtrat nicht an.

(RP)
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