Nach Todesfall in Düsseldorf Warum können Altkleider-Container zur Todesfalle werden?
Düsseldorf · Dass Menschen in Altkleider-Containern sterben, wie ein junger Mann am Wochenende in Düsseldorf, kommt immer wieder vor. Warum geschieht so etwas?
- August 2008: Ein 52-jähriger Rumäne stirbt in Winsen an Herzversagen. Passanten entdecken seinen leblosen Körper an einem Sonntagmorgen, sein Kopf steckt in einem Altkleidercontainer, wie das Abendblatt damals berichtet.
- Februar 2012: Der 23-jährige Kristian Serban erstickt in einem Altkleidercontainer in Hannover. Spiegel Online widmet dem Fall des rumänischen Hilfsarbeiters einen langen Artikel.
- Januar 2013: Eine 60-jährige Frau stirbt in Harem (Emsland), weil sie mit dem Arm im Altkleidercontainer stecken bleibt. So berichtet die Hannover'sche Allgemeine Zeitung. Auch sie war offenbar auf der Suche nach Kleidung.
- August 2014: Der 35-jährige Catalin C. stirbt entweder einen Erstickungstod oder an einem Herzinfarkt. Ein Passant findet ihn um vier Uhr morgens, nur die Beine ragen aus dem Container, schreibt damals die Schleswig-Holsteinische Zeitung.
Fälle wie diese - oder wie der vom Wochenende, bei dem ein bislang unbekannter junger Mann leblos in einem Altkleidercontainer in Garath gefunden wurde - werden nirgendwo zentral registriert. Nur sehr schwer lässt sich sagen, wie oft solche Todesfälle vorkommen. Klar ist: Sie treten immer wieder auf. Und sie verteilen sich auf das ganze Bundesgebiet.
Was wollte der Mann mit den Altkleidern?
Immer wieder liest man über das fette Geschäft mit ausrangierter Kleidung. Aber das große Geld lässt sich nicht verdienen, indem man einzelne Pullover herauszieht und weiterverkauft. Wer das tut, sucht nach Kleidung für sich selbst.
Das vermutet auch Thomas Ahlmann im aktuellen Fall. Man könne natürlich nur spekulieren, sagt der Sprecher von Fairwertung, dem Dachverband gemeinnütziger Altkleidersammler. "Aber die Vorgehensweise lässt vermuten, dass das Opfer sich für seine eigene Garderobe bedienen wollte."
Das schließt Ahlmann daraus, dass die Vorgehensweise "eher schlicht" gewesen sei: Der Mann war offenbar allein unterwegs, jedenfalls hat ihm niemand geholfen, wieder herauszukommen. Die Container seien so konstruiert, dass man allenfalls die obersten zwei Kleidersäcke entnehmen könne. "Damit wird keiner reich." Prinzipiell, glaubt Ahlmann, seien die Container sicher. Unglücksfälle könne es nur bei unsachgemäßem Gebrauch geben.
Es gibt auch organisierten Altkleider-Diebstahl
Auch das andere Extrem gibt es: Dass Kriminelle nicht nach einzelnen Pullovern fischen, sondern den Container aufstemmen und leer räumen - oder gleich den ganzen Blechkasten abtransportieren. "Es kommt gar nicht so selten vor", sagt Thomas Ahlmann, "dass Kriminelle mehrere Container entwenden und woanders wieder aufstellen." Die Container stehen dann ohne offizielle Genehmigung oft auf fremden Grundstücken. Sie werden regelmäßig von denen geleert, die sie illegal aufgestellt haben. Es sei sogar schon vorgekommen, dass sich Sammlerfirmen zum legalen Geschäft etwas mit solchen illegalen Containern dazuverdient hätten, so Ahlmann.
Kann man die Container nicht sicherer machen?
Das sagt der Hersteller: "Die Container sind darauf ausgelegt, dort große Säcke mit Kleidung einzuwerfen", sagt Kai-Uwe Jobst, Geschäftsführer von Jo-ba, dem Marktführer für Altkleider-Container. Das habe auch mit dem Sammelverhalten der Deutschen zu tun, die eher alles einmal im Jahr in einen blauen Sack stopften. "In Frankreich sind andere Systeme im Einsatz, mit kleineren Klappen", sagt Jobst. "Dort wirft man eher mal einzelne Teile in den Container."
Am Ende bleibt es eine Abwägung: den Schlitz noch kleiner machen für mehr Sicherheit? Aber dann passt weniger Kleidung durch. Und die Säcke bleiben dann womöglich vor dem Container liegen. Die Container von Jo-ba, erklärt der Geschäftsführer, seien durch den TÜV geprüft. Seit den staatsanwaltlichen Ermittlungen im Fall aus dem Jahr 2013 tragen sie zudem eine Warnung: Nicht einsteigen! "Bei uns verlässt kein Container das Werk ohne den dreisprachigen Aufkleber", sagt Jobst. "Wir haben ja auch ein Interesse daran, dass nichts passiert."