Action-Held wurde in München bestattet Düsseldorf übernimmt Pflege von Piels Grab

Düsseldorf (dto). Eine besondere Ehre wird Harry Piel zuteil: Die Kosten für das Münchener Grab von Deutschlands erstem Sensationsdarsteller wird auf Beschluss der Kommunalpolitiker der Bezirksvertretung 9 von der Stadtkasse übernommen. Dafür hatten sich das Filmmuseum und Kulturausschuss-Mitglied Dr. Susanne Schwabach-Albrecht eingesetzt, die auch Harry Piels Nachlass verwalten.

Piel wurde am 12. Juli 1892 in Benrath in einem Haus an der Kreuzung von Börschemer- und Hauptstraße geboren. Seine Eltern führten dort die Gaststätte "Zu den vier Jahreszeiten" ein. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er auf die Scharnhorst-Schule in Derendorf, ein Gymnasium, das er nach der Mittleren Reife verlässt.

Im Mai 1909 heuerte er in Hamburg als Kadett auf einem Segelschulschiff an, wird im November wegen eines Herzfehlers zurückgeschickt und beginnt eine Ausbildung bei der Düsseldorfer Maschinenfabrik. 1911 verlässt Piel heimlich seine Heimatstadt, um in Paris Kunstflieger zu werden, im selben Jahr kehrt er aber wieder nach Düsseldorf zurück und heiratet seine Jugendliebe Johanna Präder. Piel gründet seine erste Filmgesellschaft, die "Kunst-Film-Verlags- GmbH".

1912 entstand in eigener Herstellung und Regie der Abenteuerfilm "Schwarzes Blut" mit Curt Goetz in der Hauptrolle. Es folgte die Produktion von Sensations- und Abenteuerfilmen für verschiedene Gesellschaften. 1913 zieht Harry Piel mit Frau und Kind nach Berlin. Wegen der Vorliebe für explodierende Gebäude galt er als "Dynamit-Regisseur". Im Film "Unter heißer Zone" glänzte Piel, der "Mann ohne Nerven", 1916 zum ersten Mal in waghalsigen Raubtierszenen.

Bald wurde er bekannt für seine spektakulären Stunts, die er selten doubeln lässt. 1930 meisterte Piel mit der Komödie "Er oder ich" den Übergang zum Tonfilm. Es folgten Abenteuerfilme wie "Schatten der Unterwelt", "Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt" oder "Der Dschungel ruft". Anfang der 40er-Jahre geriet er in Konflikt mit den Nazis: Wegen detailgetreuer Darstellung von Luftangriffen wurde sein Film "Panik" verboten.

Nach dem Krieg wurde Harry Piel mit sechs Monaten Haft und fünf Jahren Berufsverbot belegt, weil er verschwiegen hatte, Fördermitglied der SS gewesen zu sein. 1950 gründete er in Hamburg die wenig erfolgreiche "Ariel-Film". Unter dem Titel "Gesprengte Gitter" kam 1953 eine überarbeitete Version von "Panik" in die Kinos. Danach zog sich Piel langsam aus dem Filmgeschäft zurück. Am 27. März 1963 starb er in München.

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