Analyse Düsseldorf verliert seine Industrie

Düsseldorf · Der Stahlrohr-Produzent Vallourec, früher Mannesmann, baut 600 Arbeitsplätze ab. Eon legt die Zentrale vom Rhein an die Ruhr. ThyssenKrupp ist bereits verschwunden. Was wird aus Düsseldorfs Industrie?

 Der Düsseldorfer Stahlrohr-Produzent Vallourec baut 600 von 4000 Stellen ab, die meisten davon in Düsseldorf.

Der Düsseldorfer Stahlrohr-Produzent Vallourec baut 600 von 4000 Stellen ab, die meisten davon in Düsseldorf.

Foto: Werner Gabriel

Die schlechten Nachrichten über Düsseldorfs Industrie-Unternehmen häufen sich. Jetzt meldete der traditionsreiche Stahlrohrhersteller Vallourec, dass er Stellen abbauen muss. Laut Vallourec-Chef Norbert Keusen werden 600 von 4000 Jobs gestrichen. Das Mannesmann-Nachfolge-Unternehmen hat drei Werke, zwei davon in Düsseldorf. Die meisten Stellenstreichungen dürfte es in der NRW-Landeshauptstadt geben. Es ist ein schwerer Schlag für den Industriestandort, und es ist nicht der Erste.

Erst vergangene Woche hatte der Energieversorger Eon bekannt gegeben, dass er Düsseldorf verlässt. Das Unternehmen wird aufgespalten. Die neue Eon SE soll sich nur noch mit den Bereichen Erneuerbare Energien und dem Betrieb der Netze befassen. Das war nicht neu. Doch Eon-Chef Teyssen verkündete überraschend: Der Sitz der neuen Eon wird nach Essen verlegt. Düsseldorf, seit der Fusion von Veba und Viag Sitz der Eon-Zentrale, wird künftig nur noch Standort für die Abspaltung Uniper, die sich mit dem Geschäft um Kohle- und Atomkraftwerke befasst. Stellen in Düsseldorf fallen zwar nicht weg. Es kommen sogar mehr Uniper-Mitarbeiter nach Düsseldorf, als heute am Standort sind. Doch ist Düsseldorf auch in diesem Fall der Verlierer. Denn die Gewerbesteuereinnahmen von Eon fließen künftig nach Essen. Und wie lange die neue Uniper mit ihrem Geschäftsmodell noch 2000 Beschäftigte in Düsseldorf braucht, ist fraglich. Die Atomkraftwerke werden bald abgeschaltet. Kohlestrom ist angesichts des Trends zu Solar und Gas zumindest aus der Mode gekommen.

Auch der Stahlwerks-Bauer SMS hatte vor, Düsseldorf zu verlassen. In Mönchengladbach sollte eine neue Zentrale entstehen. 1400 Düsseldorfer und Hildener Mitarbeiter sollten umziehen. Doch jetzt hat die NRW-Landeshauptstadt Glück im Unglück. Wegen der aktuellen Stahlkrise ist der Umzug abgesagt. Der Abbau von rund 200 Stellen dagegen nicht.

Daimler, Düsseldorfs größter industrieller Arbeitgeber, hat erst vor wenigen Monaten bekanntgegeben, dass die Produktion des Sprinters für den US-Markt vom Rhein in die USA verlegt wird. 625 Arbeitsplätze gehen verloren. ThyssenKrupp und Degussa hatten Düsseldorf schon vor einigen Jahren verlassen.

Die Ursachen der Weggänge und Jobverluste sind vielfältig. ThyssenKrupp, SMS und jetzt Vallourec leiden unter der weltweiten Überkapazität an Stahlwerken. Eon ist Leidtragender der Energiewende. Und obwohl IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann das Gegenteil beteuert, Düsseldorf trägt eine Mitschuld. Mieten für Büros, Industrieflächen und Wohnen sind andernorts viel günstiger. Auch aus dem Grund zieht es viele wie ThyssenKrupp oder Eon nun nach Essen. Die alte Industriestadt hat nach schweren Jahren klare Punktsiege gegen die Rivalin am Rhein erzielt.

(RP)
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