Verdienstmedaille für Volker Wirths Der gute Mann vom Düsseldorfer Friedensplätzchen

Düsseldorf · Manchmal reicht ein Mensch, der andere mitzieht, um das Leben in einer Großstadt wie Düsseldorf ein bisschen besser zu machen. Volker Wirths ist so jemand. Dafür hat er die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland bekommen.

 Volker Wirths auf seinem Friedensplätzchen in Bilk, für dessen Neugestaltung er sich vehement eingesetzt hat.

Volker Wirths auf seinem Friedensplätzchen in Bilk, für dessen Neugestaltung er sich vehement eingesetzt hat.

Foto: Andreas Bretz

Als sie ihn anriefen, dachte Volker Wirths, was der Quatsch denn soll. Er mache ja nichts Besonderes, und Auszeichnungen seien ja eher was für Menschen, die ihr Leben für andere riskieren. Außerdem hat er es nicht so mit Orden, da wird der 70-Jährige eher ein bisschen skeptisch, "die Nazis hatten ja so eine Ordensflut", sagt er. Letztlich aber freute es ihn natürlich, als er gestern von Oberbürgermeister Thomas Geisel die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland überreicht bekam. "Irgendwie ist die Auszeichnung ja auch für die anderen", sagt er.

Dabei ist Volker Wirths so etwas wie ein stiller Held. Vor mehr als zwanzig Jahren haben er und einige Mitstreiter in einem fünf Jahre dauernden Kampf dafür gesorgt, dass das Friedensplätzchen in Bilk neu gestaltet wird.

Früher war der Platz nicht nur hässlich, sondern verloren, es gab soziale Konflikte, heute ist er eine Idylle, und der Name ist zum Programm geworden. Es gibt einen Biomarkt, es wird Boule gespielt, die Nachbarn treffen sich hier, feiern Feste zusammen und vor allem: Sie kennen sich.

Dass das so ist, liegt sicher nicht alleine an Wirths Engagement, aber fragt man im Quartier rum, ist sich jeder sicher: Ohne ihn wäre das nicht passiert, ohne ihn würde es auch nicht so weitergehen; weil solch ein Platz - das sind ja nur Steine, Bänke, Bäume. Es braucht schon jemanden, der die Menschen mitnimmt, um ihn mit Leben zu füllen. Wirths kann das. Und das nicht, weil er besonders gut reden oder motivieren kann. "Das ist eher nicht so meine Stärke", sagt er. Wirths ist fleißig und beharrlich, obwohl er nichts davon hat.

So hat er etwa eine Liste angelegt, mit dem, was erledigt werden muss, um ein kleines Fest auf dem Friedensplätzchen zu organisieren. Vier Seiten lang ist die Liste, es gibt eine Spalte, in der steht, wer etwa den Bestand kontrolliert, Kaffee, Puderzucker und Müllsäcke besorgt, wer den Flyer erstellt und den Aufbauplan ausarbeitet, wer die Spielekiste vom Jugendamt übernimmt und kontrolliert ("20 Euro Trinkgeld für den Fahrer"), wer die Preislisten aktualisiert, erstellt und laminiert, das Material für Grill und Flammkuchenstand sortiert, die Markierung für die Befestigung der Plane erneuert, nach dem Fest den Abtransport des Getränkewagens organisiert, mit den Zulieferern abrechnet und zum Helferfest einlädt. Meistens steht "Volker" in der Spalte. "Ich mag Excel-Tabellen", sagt Wirths, der lieber im Hintergrund bleibt. "Ich will vor allem, dass es den Bedürftigen bessergeht", sagt er.

Das war schon immer so. Seit 47 Jahren ist er Mitglied der SPD, seit sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft kam und sagte, so etwas dürfe sich nicht wiederholen. In die Politik wollte Wirths aber nie. Er ist zwar Kassenwart im Ortsverband, wie seine Mutter, doch Personalien haben ihn nie interessiert. Stattdessen hängt er lieber für andere Wahlplakate auf. Und hängt sie wieder ab, wenn die Wahl gelaufen ist, wenn die anderen feiern und ihre Tränen trocknen.

Wirths kümmert sich natürlich auch um die Flüchtlinge, und als Auf'm Tetelberg die Anwohner die geplante Flüchtlingsunterkunft wegen des zu erwarteten Verkehrs kritisierten, hat Wirths sich hingestellt und Autos gezählt. Mehr als fünf am Morgen waren es nicht, sagt er.

(RP)
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