Düsseldorf Minister Duin zieht in neues Büro

Düsseldorf · Der neue Sitz von Wirtschaftsminister Garrelt Duin ist im 20. Stockwerk des früheren Vodafone-Hochhauses, einem der bekanntesten Gebäude Düsseldorfs. Jetzt sucht der 45-Jährige dafür einen Namen – gemeinsam mit der Stadt.

Der neue Sitz von Wirtschaftsminister Garrelt Duin
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Der neue Sitz von Wirtschaftsminister Garrelt Duin

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Der neue Sitz von Wirtschaftsminister Garrelt Duin ist im 20. Stockwerk des früheren Vodafone-Hochhauses, einem der bekanntesten Gebäude Düsseldorfs. Jetzt sucht der 45-Jährige dafür einen Namen — gemeinsam mit der Stadt.

Allzu viel packen musste Garrelt Duin für seinen Umzug nicht: Er ist erst im Frühsommer 2012 aus Niedersachsen gekommen, um im Kabinett von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft das Wirtschaftsministerium zu übernehmen. Eineinhalb Jahre — da kann sich nicht allzu viel ansammeln. Und jetzt steht der 1,96-Meter-Mann zwischen Umzugskisten in seinem neuen Büro in der 20. Etage eines der berühmtesten Hochhäuser der Republik.

Hier war die Zentrale von Mannesmann, einem der wichtigsten deutschen Unternehmen, bevor es 2000 von Vodafone übernommen wurde. Auch der britische Mobilfunkkonzern hatte hier seinen Deutschland-Sitz, bevor er Ende 2012 auf seinen neuen Firmen-Campus in Heerdt zog. Mannesmann, Vodafone — das ist der Skandal um den früheren Vorstand Klaus Esser, das berühmte Victory-Zeichen des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann. Architektur gewordene deutsche Wirtschaftsgeschichte.

"Hier sieht man, dass wir Industrieland sind"

Die Geschichte des Mannesmann-, Vodafone-Hochhauses
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Die Geschichte des Mannesmann-, Vodafone-Hochhauses

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Wirtschaftsminister Duin schaut über den Rhein in Richtung Vodafone-Campus. Auch Garzweiler, die Bayer-Werke und die Stahlwerke von Duisburg sind mit einem Rundblick zu sehen. "Hier sieht man, dass wir Industrieland sind. Das kann ich jetzt jedem zeigen", sagt Duin durchaus stolz. Eine Miniatur des Hermannsdenkmals auf der Fensterbank. Die Heilige Barbara ist noch nicht ausgepackt. Das Westfälische und die Bergbautradition. Und die Industrie. Das sind für den Sozialdemokraten die Eckpfeiler seines Ministeramts. Mit Ministerpräsidentin und Parteifreundin Hannelore Kraft ist sich der 45-Jährige da einig. Von seinem neuen Büro aus kann er zu ihrem im Stadttor rüberwinken.

An der Wand lehnt ein Werk von Rainer Altmeppen. Es ist ein Geschenk von Eske Nannen, der Leiterin der Kunsthalle Emden, und heißt "Norddeutsche Landschaft". Es ist eine Erinnerung an Duins ostfriesische Heimat. Die sonnenbeschienene Kulisse unter den dramatischen Wolken ähnelt der jenseits des Fensters im Ministerbüro.

So sensationell der Ausblick sein mag: Der frühere Mobilfunk-Komplex am Rheinufer gehört zu den Problemkindern der Landesregierung. Denn der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) hatte die drei Gebäude samt dem Parkhaus an der Moselstraße 2008 von Vodafone gekauft. 160 Millionen Euro sollen damals dafür geflossen sein. Ob der Preis zu hoch war und ob dem Kauf ein Nutzungskonzept zugrunde gelegen hatte, ist Thema im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA), der derzeit sämtliche BLB-Projekte aufarbeitet. Was mit dem benachbarten Peter-Behrens-Bau und dem sogenannten Neubau passieren soll, ist offen. Mit dem Einzug des Wirtschaftsministers ist zumindest die Nutzung des Hochhauses gesichert.

"Der Kauf durch den BLB war vor meiner Zeit", sagt Duin. Für ihn ist wichtig, dass sein Ministerium jetzt eine Adresse hat, bisher war es auf mehrere Gebäude verteilt (s. Info-Kasten). Die liegen zwar in unmittelbarer Nachbarschaft, aber dennoch mussten zu oft für kleine Aufgaben lange Wege zurückgelegt werden. Eineinhalb Jahre ging das so. "Das war kein Zustand", sagt Duin. Nun muss noch ein Name gefunden werden. "Vielleicht ,Der Lange Garrelt'?", sagt Duin und lacht. Die Namensfrage will er auf jeden Fall gemeinsam mit der Stadt klären.

Genau ein Jahr ist es her, dass er gemeinsam mit Finanzminister Norbert Walter-Borjans das Hochhaus besichtigt und für geeignet befunden hat. "Es war ganz schön abgerockt", erinnert er sich. Deshalb wurde für 1,9 Millionen Euro umgebaut und renoviert. Der größte Aufwand war, die Versorgungsleitungen der einzelnen Gebäudeteile zu trennen. Auch für den Umbau von Großraumbüros in kleinere Einheiten musste die gesamte Technik mit Belüftung, Klima, Heizung und Licht der neuen Raumgröße angepasst werden. Der Teppich riecht noch neu, an den Stühlen hängen noch die Etiketten. Duins Büro hat 50 Quadratmeter und ist doppelt so groß wie das bisherige.

Auch der Umzug ist ein logistischer Kraftakt. Denn das Ministerium verlagert etwa 1200 laufende Meter Akten und 300 Arbeitsplätze — in zwei Etappen: In diesen Tagen ziehen mit dem Minister etwa 60 Mitarbeiter um, die restlichen folgen bis Ende Januar. Wie viele Kisten dafür gepackt werden, lässt sich kaum sagen. Aber allein für die neuen Möbel waren 36 Lastwagenladungen nötig. Die frei werdenden Flächen an Duins bisherigen Standorten sollen weiterhin vom Land genutzt werden. Als Nachfolger im Gespräch sind das Gesundheitsministerium und das Ministerium für Kinder, Familie und Jugend. Ein bisschen Wirtschaftsministerium wird an der Haroldstraße bleiben: Wegen der Statik ziehen die schwergewichtige Bibliothek und Registratur nicht mit ins Hochhaus um.

(RP)
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