Zwei Knöllchen für Radlerin Radfahrerin ärgert sich über fehlende Radwege in Düsseldorf

Düsseldorf · Radfahrerin Lisa M. bestreitet nicht, falsch gefahren zu sein. Aber die Düsseldorferin meint, dass sie keine andere Wahl gehabt habe – weil es keinen Radweg gab. Unterstützung bekommt sie vom Fahrradclub ADFC.

Unübersichtlich ist die Verkehrsführung rund um die Bilker Kirche, findet Lisa M.. Fürs Falschfahren hat sie zwei Strafzettel bekommen.

Unübersichtlich ist die Verkehrsführung rund um die Bilker Kirche, findet Lisa M.. Fürs Falschfahren hat sie zwei Strafzettel bekommen.

Foto: h.-j. bauer

Radfahrerin Lisa M. bestreitet nicht, falsch gefahren zu sein. Aber die Düsseldorferin meint, dass sie keine andere Wahl gehabt habe — weil es keinen Radweg gab. Unterstützung bekommt sie vom Fahrradclub ADFC.

Seit acht Jahren lebt Lisa M. in Düsseldorf-Unterbilk. Sie fährt regelmäßig die gleiche Strecke morgens nach Derendorf bis zur Arbeit und abends wieder zurück nach Unterbilk. Kalte und heiße Temperaturen machen ihr nichts aus - nur trocken muss es sein, damit die 32-Jährige aufs Rad steigt. Vor einigen Tagen wurde M. morgens von der Polizei gestoppt, als sie gerade an der Haltestelle "Stadttor" vorbei wollte. "Das ist eine sehr unübersichtliche Stelle ", sagt die Unterbilkerin, weil Fußgänger, Bahnwartende und Radfahrer aufeinandertreffen. Zehn Euro Verwarngeld forderte die Polizei, weil die Radfahrerin die Gefahrenstelle links hätte umfahren müssen.

Ein paar Tage später wurde die 32-Jährige wieder angehalten, diesmal an der Bilker Kirche/Ecke Neusser Straße. "Ein Polizist stand mit seinem Motorrad quer auf dem Bürgersteig und hielt sämtliche Radfahrer an und kassierte diese ab", sagt M., die auf dem Bürgersteig fuhr, so wie die anderen Radler auch. Einen Radweg gibt es an dieser Stelle nämlich nicht, dafür einen Bahnübergang, eine Einfahrt, ein Café-Vorplatz und einen Schilderwald. "Der Gehweg ist aber sicher vier Meter breit", sagt M., die wieder die zehn Euro zahlte, diesmal zähneknirschender, weil sie als Radfahrerin zwar falsch gefahren ist, "ich aber manchmal gar nicht weiß, wo ich nun fahren darf und wo nicht", sagt M.. Einen klar ausgewiesenen Radweg wünscht sich die 32-Jährige, ohne von Straßenbahnen, Bussen oder Autos gefährdet zu werden. Am meisten ärgert sie, dass sich die Stadt, die die Tour de France feiert und damit nicht zuletzt mehr Bürger zum Radfahren motivieren will, "an diesen Radfahrern bereichert, anstatt Geld für eine strukturierte und sichere Lösung für Radwege zu investieren".

Weil es mehrere Beschwerden gegeben hat, dass Radfahrer zu dicht an der Haltestelle "Stadttor" vorbeifahren und Wartende gefährden würden, "haben die Kollegen kontrolliert", sagt Polizeisprecherin Anja Kynast. Dabei müsse man schlicht einen kleinen Umweg machen, um an der Stelle durchzukommen. "Das kann man durch die Beschilderung schon verstehen", sagt Kynast. Ein Unfallschwerpunkt gebe es nicht rund um die Bilker Kirche, "wir wollen aber, dass das auch so bleibt", sagt die Sprecherin. Um die Verkehrsführung allerdings müsse sich die Stadt kümmern, fügt sie noch hinzu.

Lerke Tyra, stellvertretende Vorsitzende des ADFC in Düsseldorf, kennt die Stellen rund um die Bilker Kirche. "Man kann dort eigentlich nicht mit dem Rad fahren", sagt sie. Wer aber in die Innenstadt will, dem bleibe gar nichts anderes übrig, als diese Verbindung zu wählen. Tyra kritisiert, dass die Radfahrer vor allem vom Süden kommend nicht geführt werden, "Radfahrer schummeln sich irgendwie durch", sagt Tyra, die sich für einladende Markierungen auf der Straße einsetzt - weg von Schildern, die nur verwirrten.

Dass Düsseldorf noch lange nicht so fahrradfreundlich ist, wie es die Stadt gerne hätte, das weiß Tyra. Sie selbst ist in der Fachgruppe Radverkehr (FGRV) für das Radhauptnetz. "Planungen gibt es viele", sagt Tyra, an der Umsetzung würde es derzeit noch hapern. Vor allem solche Verbindungen wie die rund um die Bilker Kirche müssten in ihren Augen schnell in Angriff genommen werden. Zumal die Zahl der Radfahrer kontinuierlich steigt. "Wir hoffen, dass die Tour die Akzeptanz gegenüber Radfahrern erhöht hat", sagt Tyra - zu häufig würden Radler geschnitten, zu oft eng überholt. Ein gutes Beispiel ist für sie die Friedrichstraße. "Eine tolle Verbindung vom Bilker Bahnhof bis zum Ratinger Tor", sagt die Rad-Expertin. Dort hat es viele Kritiker gegeben, als die Idee eines Radweges vorgestellt wurde. Inzwischen aber würden viele akzeptieren, dass eine Autospur weggefallen ist.

"Seit die Gladbacher Straße gesperrt ist, ist es noch unübersichtlicher geworden", sagt Lisa M.. Wieder soll der gleiche Motorradpolizist Radler zur Kasse gebeten haben, "es ist richtig, dass die Polizei auf die Gefahrensituation hinweist, aber Leute abzukassieren ist dreist", findet die 32-Jährige. Inzwischen hat sie auch eine Antwort bekommen von der Stadt, die Förderung des Radverkehrs in Düsseldorf habe im Amt für Verkehrsmanagement einen sehr hohen Stellenwert, heißt es in dem Schreiben. Ein stadtteilübergreifendes Radhauptnetz werde derzeit entwickelt. Bis dahin müssten Radfahrer auf die Beschilderung achten und Rücksicht auf den bevorrechtigten Fußgänger nehmen.

(RP)
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