Neues Konzept an der Ulmenstraße Düsseldorfer Großmarkt soll erhalten bleiben

Düsseldorf · Der Großmarkt soll eine Zukunft haben. Pläne für eine Wohnbebauung scheiterten vor allem am benachbarten Daimler-Werk. Jetzt beginnt eine Arbeitsgruppe für eine Modernisierung der maroden Anlage mit ihrer Arbeit. Doch das Projekt gestaltet sich schwierig.

 (v.l.): Der Essener Kunde Wolfgang Wrede, Gemüsebauer Michael (Kaarst), der für einen Kunden Ware einpackt, und Vater Rudi Esser, der die Ware aufschreibt im Großmarkt.

(v.l.): Der Essener Kunde Wolfgang Wrede, Gemüsebauer Michael (Kaarst), der für einen Kunden Ware einpackt, und Vater Rudi Esser, der die Ware aufschreibt im Großmarkt.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Großmarkt ist eine Traditionseinrichtung in Düsseldorf. Seit 80 Jahren feilschen die Händler allmorgendlich mit Kunden. Besonders aus der Zeit nach der Währungsreform gibt es Bilder, als nach einer Phase des Mangels pünktlich mit dem Eintreffen der neuen D-Mark das Angebot an Gemüse, Obst und Blumen wieder üppig war an der Ulmenstraße. Doch das deutsche Wirtschaftswunder und die 1970er und 1980er Jahre brachten auch andere Geschäftsmodelle auf den Markt. Wie überall in der Republik boomten erst die Supermärkte und dann die Discounter. Dann kam noch das Internet als Konkurrenz hinzu.

Die Wochenmärkte bekamen das als erste zu spüren. Auch in Düsseldorf wurde noch vor einigen Monaten laut die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Großmarktes gestellt. "Anfangs spürten wir bei Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) Tendenzen, den Großmarkt einer Wohnbebauung zu opfern", sagt Peter Hecker, Geschäftsführer des Blumen-Großmarktes auf dem Gelände an der Ulmenstraße. Doch so weit kam es nicht.

Den Händlern, deren Existenz am Großmarkt hängt, sprang ein anderer mächtiger Akteur unverhofft zur Seite: der Nachbar Daimler AG. Bei der Idee, Wohnungen auch noch an die dritte Seite des riesigen Autowerkes zu bauen, schrillten bei Mercedes die Alarmglocken. Schon jetzt gibt es immer wieder Konflikte mit den Anwohnern wegen Lärm, vor allem in der Nacht. Der Autobauer - mit 6700 Beschäftigten der größte industrielle Arbeitgeber der Stadt -fürchtete um die wirtschaftliche Existenz des Düsseldorfer Standortes. Das und ein Intervenieren der Händler brachte Oberbürgermeister Geisel offensichtlich zum Umdenken.

"Unser Ziel ist es, diesen Standort im Schulterschluss mit den Großmarkthändlern dauerhaft zu sichern", verkündete der SPD-Politiker die neue Marschrichtung.

Eine Folge daraus ist die Gründung einer Arbeitsgruppe, die an einem Konzept für einen Großmarkt der Zukunft feilt. Gestern wurde eine Informationsvorlage im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften verteilt. Und die Kernbotschaft des Papiers lautet: "Für einen Großmarkt der Zukunft ist der bisherige Standort an der Ulmenstraße 275 generell geeignet. Allerdings bedarf es dafür einer Neukonzeptionierung, die sowohl das dort angebotene Sortiment als auch die baulichen Voraussetzungen betrachtet.

Die Krux: Der Markt gehört heute nicht etwa den Händlern, sondern der Stadt selbst, er untersteht dem Amt für Verbraucherschutz unter Leitung von Helga Stulgies. Und die Verwaltung hat ihre Liegenschaft dort viele Jahre vernachlässigt. Eine Modernisierung sei unwirtschaftlich, dem heutigen Standard im Hinblick auf Hygiene, Energieverbrauch und moderner Logistik entsprächen die "sehr alten Großmarkthallen" nicht. Drei der 18 Hallen müssen abgerissen werden, zwei Gebäude aus den 1950er Jahren haben statische Mängel, Fahrbahnen sind veraltet.

Die Händler würden gerne selbst die Verwaltung des Marktgeländes in die Hand nehmen. Konkret könnte das die Großmarktgilde übernehmen. "OB Geisel ließ uns gegenüber durchblicken: ,Großmarkt, das könnt Ihr'", sagt Geschäftsführer Hecker. Doch eine bauliche Aufwertung des Geländes kann teuer werden. Eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Behörden und Händlern soll bis zum Ende des Jahres ein Grobkonzept erstellen. Hierzu gehören neben einer Prüfung der Infrastruktur auch die des Bedarfs. "Bestandteil dieses Schrittes ist auch die Erfassung von Investitionsbereitschaft und -potenzial der Markthändler", heißt es in der Vorlage. Am Ende dürfte es also vor allem ums Geld gehen.

(tb.)
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