Mitglied ist Direktkandidat Düsseldorfer Jonges ringen um Haltung zur AfD

Düsseldorf · In der kommenden Woche wird einer von rund 3000 Düsseldorfer Jonges Thema einer Vorstandssitzung sein: Philipp Wöpkemeier ist Direktkandidat der Alternative für Deutschland.

 Philipp Wöpkemeier ist Lehrer. Seine Kandidatur für die AfD und sein Engagement für den Heimatverein hält er für vereinbar.

Philipp Wöpkemeier ist Lehrer. Seine Kandidatur für die AfD und sein Engagement für den Heimatverein hält er für vereinbar.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wie viel AfD-Engagement ist mit den Wertvorstellungen eines der größten europäischen Heimatvereine vereinbar? Darüber will Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven in der kommenden Woche mit seinen Vorstandskollegen sprechen. Dass der Lehrer Philipp Wöpkemeier, der Mitglied bei der Tischgemeinschaft "De Schwaadlappe" ist, als Direkt-Kandidat im Düsseldorfer Süden antritt, bereitet ihm Kopfzerbrechen. Andere raten dagegen zur Gelassenheit. Die wichtigsten Fakten und Hintergründe im Überblick.

 Wolfgang Rolshoven will im Vorstand über das Thema "AfD-Kandidatur" reden. "Als Christ und Humanist kann ich die nicht wählen", sagt er.

Wolfgang Rolshoven will im Vorstand über das Thema "AfD-Kandidatur" reden. "Als Christ und Humanist kann ich die nicht wählen", sagt er.

Foto: Andreas Bretz

Die Vereinsziele: Seine wichtigsten Ziele nennt der Heimatverein gleich auf der ersten Seite seiner Homepage: "Wir unterstützen... die Integration von Bürgerinnen und Bürger mit ausländischen Wurzeln. Die Jonges fördern die Weltoffenheit der Stadt...", heißt es dort. Diese Sätze sind die Basis für die Debatte, die Rolshoven anstoßen möchte.

Der Baas: Für den Vereinschef steht fest: Jedes Mitglied hat das Recht, sich parteipolitisch zu engagieren. "Viele unserer Mitglieder sind in der SPD, der CDU oder irgendeiner anderen Partei", sagt er. Innerhalb des Vereins und seiner Tischgemeinschaften sei freilich eine gewisse Zurückhaltung angesagt. Denn zum Markenkern der Jonges gehöre eben auch, dass sie konfessionell und parteipolitisch neutral seien. Grenzenlos neutral will Rolshoven aber nicht sein. "Für Neo-Nazis ist in diesem Verein kein Platz, wehret den Anfängen", sagt er. Und was hat das mit der AfD zu tun? "Einige in dieser Partei sind das", meint er und verweist darauf, "dass ja schließlich Ausschlussverfahren laufen". Eine Anspielung auf Björn Höcke, der das Berliner Holocaust-Mahnmal ein "Denkmal der Schande" genannt und eine 180-Grad-Wende in der deutschen Erinnerungspolitik gefordert hatte. Aus seiner persönlichen Haltung macht Rolshoven deshalb keinen Hehl: "Als Christ und Humanist kann man diese Partei nicht wählen, und ich bin beides."

Das Mitglied: Philipp Wöpkemeier, 35 Jahre jung, ledig, Lehrer für Geschichte, katholische Religion, Erdkunde und Englisch an der Garather Fritz-Henkel-Hauptschule, versteht die Debatte um seine AfD-Engagement nicht. "Meine Mitgliedschaft bei den Jonges ist meine private Seite, meine Kandidatur für die AfD ist meine politische Seite. Beides hat seinen Platz, und ich vermenge es nicht miteinander", sagt er. Aber wie steht er zu jemandem wie Björn Höcke? "Wir müssen zunächst einmal feststellen, dass der Osten der Republik viel nationaler eingestellt ist." Der Mann polarisiere halt, "aber er wird größer gemacht, als er ist", glaubt der in Pempelfort lebende AfD-Direktkandidat, der 2013 unter Bernd Lucke in die Partei eintrat. Im Übrigen interpretiere er Höckes umstrittenes Wort vom Denkmal der Schande so, dass am Mahnmal für die ermordeten Juden Europas tatsächlich einer großen Schande gedacht werde. "Was damals in Deutschland passiert ist, war das schlimmste Völkerverbrechen", sagt der Lehrer. Dennoch sei die deutsche Geschichte mehr als zwölf braune Jahre. "Aber dieses Gefühl hat man nicht immer", meint er und erinnert sich an einen Abend, "an dem auf diversen TV-Kanälen insgesamt fünf Dokumentationen" zu dieser Zeit gelaufen seien.

Die Basis: Kontrovers diskutieren die Jonges das Thema um die Afd-Direktkandidatur eines ihrer Mitglieder. Einer, der ihn aus der Tischgemeinschaft "De Schwaadlappe" kennt, ist Ex-TV-Kommissar und Gastronom Michael Naseband. "Ich habe auch meine Vorbehalte gegen die AfD. Aber auf der anderen Seite ist das eine Partei, die weder vom Verfassungsschutz beobachtet wird noch illegal ist, und die von jedem gewählt werden kann. Dass sich jemand außerhalb der Jonges dort engagiert, ist seine reine Privatsache."

(jj)
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