Maghreb-Viertel in Düsseldorf Was aus dem Projekt "Casablanca" wird

Düsseldorf · Zu Beginn des Jahres stand das marokkanische Viertel in Düsseldorf-Oberbilk im Fokus der Aufmerksamkeit, auch wegen einer Analyse, die Täter und Zusammenhänge auflistete. Nun läuft das Projekt aus - die Arbeit soll auf anderen Wegen weitergehen.

Düsseldorf: Großrazzia im "Maghreb-Viertel"
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2016: Großrazzia im Düsseldorfer "Maghreb-Viertel"

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Foto: Gerhard Berger

Die Zahl klang für alle Beteiligten beeindruckend: 2244 Straftäter mit nordafrikanischen Wurzeln und 4392 Straftaten (mehr als die Hälfte davon Taschendiebstähle) listete ein Bericht der Düsseldorfer Polizei Anfang dieses Jahres auf. Die Männer wohnten als angeblich asylsuchend in Flüchtlingsheimen in ganz Deutschland und trafen sich im Maghreb-Viertel in Oberbilk. Die Zahl war Ergebnis einer Analyse, für die die Polizei mehr als ein Jahr lang Diebstahlsdelikte (insbesondere Antanzen in der Altstadt) und andere Straftaten auf Zusammenhänge mit dem Maghreb-Viertel untersucht hatte. Das Analyse-Projekt trug den Namen "Casablanca" und läuft nun aus. Die Polizei will die daraus erwachsenen Aufgaben an verschiedenen anderen Stellen weiterverfolgen. Ein Überblick über die Instrumente:

Ermittlungskommission Mitte Oktober hat die Polizei eine besondere Gruppe nur für Taschendiebe aufgestellt. Der Vorteil einer solchen Ermittlungskommission: Die ihr zugeteilten Beamten können nicht für andere Aufgaben herangezogen werden, so dass gewährleistet ist, dass sich immer eine schlagkräftige Einheit um das Thema kümmert. Zu den Aufgaben der Kommission gehört auch eine Datenanalyse, wie es sie vorher im "Projekt Casablanca" gab. Die Spezialisten für Taschendiebstahl sollen verdächtige Gruppen und Treffpunkte sowie Profis und Intensivtäter identifizieren.

Düsseldorf: Razzia im Bahnhofsviertel
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2015: Razzia im Düsseldorfer Bahnhofsviertel

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Foto: Gerhard Berger

Die Ermittlungskommission hat zwei wichtige Schnittstellen: zur Schutzpolizei, die, wenn sie Taschendiebe stellt, Angaben zu Tätern weitergibt, und zur Staatsanwaltschaft. Dort wird ein neues Dezernat eingerichtet, das ausschließlich dafür zuständig ist, Intensivtäter zu verfolgen. Ziel der Polizei ist es, möglichst viele Täter in Haft zu bringen, sagte der Chef der Kriminalpolizei, Markus Röhrl.

Die besondere Einheit war auch erforderlich geworden, weil die Fallzahlen in Düsseldorf einen neuen Höchststand erreicht hatten. Mehr als 5000 Fälle waren im Sommer registriert worden - mehr als jemals zuvor. Deshalb liefen zum Beispiel zum Start des Weihnachtsmarkts und während der Messe Medica Sonderaktionen, bei denen rund 100 Polizisten im Einsatz waren.

So hat sich die Kriminalität 2014 in Düsseldorf entwickelt
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Foto: Bundespolizei

Runder Tisch Zu den wichtigsten Neuerungen in der Folge von "Casablanca" zählt die regelmäßige Zusammenkunft von Polizei und Stadt zum Thema Intensivtäter. Am Runden Tisch sitzen unter anderem Vertreter von Ausländer- und Sozialamt. Mit ihnen gehen die Ermittler die Fälle der Intensivtäter durch. "Wir prüfen dabei auch, welche ausländerrechtlichen Schritte möglich sind", sagt Dietmar Kneib, bei der Polizei zuständig für Organisierte Kriminalität. Das bedeutet, dass auch besprochen wird, ob ein Intensivtäter abgeschoben werden kann.

Verdeckte Ermittler Die Polizei verrät naturgemäß nichts zu "Undercover-Einsätzen", es ist aber davon auszugehen, dass auch Ermittler unterwegs sind, die die Täter nicht als Polizisten erkennen. Das passt zum Vorgehen der Diebe, denn auch diese seien vielfach nicht einfach zu erkennen. Es seien nicht mehr nur "Klau-Kids" in abgerissenen Klamotten unterwegs, sondern vielfach auch Profis, die teure Markengarderobe tragen und perfekt gestylt sind.

(RP)
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