Umzug ins Postgebäude Düsseldorfer Rat entscheidet heute über Zentralbibliothek
Düsseldorf · Es bleibt spannend bis zum Schluss: Erst kurz vor der Ratssitzung um 14 Uhr wollen die Fraktionen von Grünen und FDP im Düsseldorfer Rat entscheiden, ob sie dem Umzug der Zentralbibliothek ins Postgebäude am Konrad-Adenauer-Platz zustimmen. Die Fakten zum Großprojekt.
Was bringt die neue Bibliothek?
Rund 708.000 Besucher nutzen pro Jahr die Zentralbibliothek, die sich bislang am Hinterausgang des Hauptbahnhofs befindet. Das Problem: Viele dieser Menschen, von denen rund ein Drittel zwischen 16 und 30 Jahre alt ist, wollen inzwischen nichts mehr ausleihen. Die Bücherei dient zunehmend als Arbeitsort zum Beispiel für Schüler und Studenten. Dafür bietet der jetzige Standort zu wenig Platz - und das Gebäude aus dem Jahr 1986 hat auch sonst etliche Mängel. Nun soll die Bücherei frühestens im Jahr 2021 ins ehemalige Postgebäude an der Vorderseite des Bahnhofs umziehen. Auf zwei Ebenen böte sie 600 statt bislang 218 Arbeitsplätze, dazu erstmals einen Veranstaltungssaal, ein Lesecafé und eine Jugendbücherei. Außerdem ist der Bau anders als der jetzige Standort barrierefrei. Für Leiter Norbert Kamp ist der Bau mit den mehr als fünf Meter hohen Decken und den mehr als fußballfeldgroßen Ebenen ideal - auch wenn es alles andere als ein Hingucker ist. "Ein besser geeignetes Gebäude können wir uns kaum vorstellen", sagt Kamp.
Warum wackelt die Mehrheit?
Das hängt mit der gewaltigen Größe des Gebäudes zusammen. Selbst die stark vergrößerte Bücherei füllt nur die Hälfte der 25.000 Quadratmeter. Also plant die Stadt mit diversen weiteren Nutzern. So soll etwa das Theatermuseum einziehen, das Stadtarchiv soll Zusatzflächen erhalten. Das Schulverwaltungsamt könnte zudem Büros bekommen - und für das Forum Freies Theater (FFT) soll für 7,5 Millionen Euro eine Bühne eingerichtet werden. Die Umzüge hatten die Folge, dass die Stadt diverse andere Immobilien aufgeben kann. Gestritten wird in erster Linie um die vielen Zusatzprojekte. FDP und Grüne haben keine grundsätzlichen Bedenken, sondern befürworten die einzelnen Schritte sogar. Die Grünen beklagen aber zum Beispiel, dass der bisherige FFT-Standort an der Jahnstraße gekündigt werden soll, obwohl die Stadt ihn noch bis 2074 mietfrei nutzen könnte. Sie fordern, dass die Bühne erhalten bleibt - das wollen auch die Sprecher der Freien Tanz- und Theaterszene. Ein Problem ist aus Sicht von FDP und Grünen außerdem, dass die Kosten für den Bühnen-Einbau bislang nur grob geschätzt sind. Es deutet sich an, dass die beiden kleineren Bündnispartner der SPD - die ihre Zustimmung angekündigt hat - heute das Projekt trotzdem nicht ablehnen. Sie dürften aber darauf drängen, dass die strittigen Fragen noch einmal auf die Tagesordnung kommen.
Was kostet der Umzug?
Die Stadt will das Gebäude von einem Versorgungswerk für 30 Jahre anmieten - der Vertrag soll gerüchtehalber bereits am Freitag unterzeichnet werden. Die jährliche Miete beträgt 4,4 Millionen Euro. Vorteil des Miet-Modells: Der Eigentümer zahlt den Umbau; das Gebäude soll unter anderem ein Glasfoyer erhalten. Nur die Inneneinrichtung (neun Millionen Euro) und die Bühne müsste die Stadt zahlen. Der Nachteil: Das Gebäude geht nicht in städtischen Besitz über.
Was meint die CDU-Opposition?
Sie hält von dem Gebäude nichts und drängt darauf, Alternativen zu erwägen. Für das "Kap 1" spreche allenfalls die gute Lage, sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Andreas Hartnigk, bei einer eigens angesetzten Pressekonferenz. "Das Objekt selbst wird den Anforderungen an eine Bibliothek des 21. Jahrhunderts aber nicht gerecht." Die Union schlägt vor, dem Besitzer des Gebäudes die Alte Kämmerei neben dem Rathaus zum Tausch anzubieten, das Gebäude am Bahnhof abzureißen und dort neu zu bauen. An dem bestehenden Bau kritisieren die Politiker unter anderem fehlendes Tageslicht und eine schlechte Aufteilung.
Was ist mit dem Theatermuseum?
Der Umzug aus dem Hofgärtnerhaus sorgt für Protest, der Freundeskreis fürchtet eine Abwicklung des Instituts. Die Befürworter - zu denen das Ampel-Bündnis gehört - sieht in den neuen Räumen hingegen eine Verbesserung. Daran ändert auch die Drohung von Elke Holle-Riemenschneider offenbar nichts. Die Witwe des langjährigen Leiters droht damit, ihr hohes Erbe an das Museum zurückzuziehen, wenn der Rat dem Umzug zustimmt. "Politik darf sich so nicht unter Druck setzen lassen", sagt Philipp Tacer (SPD). "Der Umzug ist eine Chance für das Museum."