Keine Beweise für konkrete Bedrohung Düsseldorfer Terrorplan war ein Hirngespinst

Düsseldorf · Der Generalbundesanwalt hat bislang offenbar keine Beweise für einen konkreten Anschlagsplan in der Düsseldorfer Altstadt gefunden. Die vermeintlichen Täter wurden wohl nur festgenommen, weil sie nach Italien wollten.

 Die Terrorpläne waren am 2. Juni auch Thema im von Susanne Daubner vorgetragenen Nachrichtenblock in den "Tagesthemen" der ARD.

Die Terrorpläne waren am 2. Juni auch Thema im von Susanne Daubner vorgetragenen Nachrichtenblock in den "Tagesthemen" der ARD.

Foto: Screenshot Tagesthemen

Die von der Generalbundesanwaltschaft veröffentlichten Erkenntnisse zu den Anschlagsplänen für die Düsseldorfer Altstadt sollen sich nach Recherchen unserer Redaktion bislang nicht belegen lassen. Da sei nichts dran gewesen, hieß es aus gut unterrichteten Regierungskreisen. Die Aussagen des syrischen Staatsbürgers Saleh A., der die französische Polizei über den vermeintlichen Anschlag informiert hatte, hätten der Überprüfung in keiner Weise standgehalten, bestätigte ein weiterer Insider.

Eine Sprecherin des Generalbundesanwalts sagte unserer Redaktion zu dem Sachverhalt: "Die Ermittlungen dauern noch an. Da bei keinem der Täter bislang ein hinreichender Tatverdacht festgestellt wurde, wurde auch noch keine Anklage erhoben. Ein dringender Tatverdacht besteht allerdings immer noch, deshalb sind die Verdächtigen auch noch in Untersuchungshaft."

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte mit Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren lediglich, dass Deutschland und damit auch Nordrhein-Westfalen seit längerem im Fadenkreuz des Terrorismus stehe. Es sei daher wichtig, dass die Sicherheitsbehörden frühzeitig jedem Hinweis nachgingen. "Deshalb hat die NRW-Polizei den Generalbundesanwalt bei seinen Ermittlungen zu einem angeblich geplanten Anschlag in Düsseldorf unterstützt", erklärte Jäger.

Der 28-jährige Saleh A. hatte sich am 1. Februar dieses Jahres freiwillig bei einem Kommissariat im Pariser Viertel La Goutte d'Or gemeldet. Dort sagte er unter anderem aus, dass er der Anführer einer Terrorzelle des sogenannten Islamischen Staates (IS) sei, die kurz davor stehe, in Düsseldorf einen verheerenden Anschlag zu verüben. Zudem gab er Namen von drei mutmaßlichen Mittätern preis. Diese wurden dann am 2. Juni aufgrund von Haftbefehlen des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs von der Polizei festgenommen. In der Mitteilung des Generalbundesanwalts hieß es damals: "Zwei Selbstmordattentäter sollten in Düsseldorf auf der Heinrich-Heine-Allee jeweils eine Sprengweste zünden. Anschließend sollten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und weiteren Sprengsätzen töten."

A. und die anderen Festgenommenen sollen aber nie in der Lage gewesen sein, auch nur ansatzweise einen solchen Anschlag durchzuführen, heißt es aus Sicherheitskreisen. Die Männer seien vor ihrer Festnahme lange beobachtet worden. Zweimal seien die Antiterrorfahnder übereinstimmend zu dem Schluss gekommen, dass von ihnen keine Gefahr ausgehe. Der Zugriff sei schließlich am 2. Juni nur erfolgt, weil sie nach Italien ausreisen wollten - und nicht, weil sie einen Anschlag planten.

Europaweit hatten die Medien über den Fall berichtet. Einige Experten hatten sich damals über die vielen Details gewundert, die über das Vorhaben an die Öffentlichkeit gerieten. "Leute, die freiwillig zur Polizei kommen und so etwas ausplaudern, wollen sich oft auch nur wichtig machen", so ein Ermitter. Allein in NRW sollen sich bei den Sicherheitsbehörden bereits weit mehr als 100 Personen gemeldet haben, die behaupteten, Anschläge oder Ähnliches zu planen.

Saleh A., der seit März 2015 in Kaarst in einem Flüchtlingsheim gemeldet war, sitzt nach wie vor in Frankreich in Untersuchungshaft. Das Ermittlungsverfahren gegen ihn dauert an. Er soll derzeit die Aussage verweigern. Wann und ob er überhaupt nach Deutschland ausgeliefert wird, ist noch nicht bekannt.

Eigentlich hätte A. am 15. Juni in Düsseldorf vor dem Amtsgericht stehen müssen. Der Grund: Er hatte im Juli 2015 in einer Diskothek in der Düsseldorfer Altstadt mit dem "Antänzer-Trick" zunächst einen Mann bestohlen. Bei einem Versuch, einen weiteren Mann zu bestehlen, wurde er erwischt. Es kam zu einer Rangelei. Dabei biss A. seinem Kontrahenten in den Daumen.

(RP)
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