Erfinderregion Rheinland Rp Und Cohausz & Florack Stellen Vor Düsseldorfs Erfindungs-Schmieden

Düsseldorf · Düsseldorf ist nicht die Ingenieurstadt Aachen. Dennoch sind Firmen und Institutionen in Düsseldorf weit vorn dabei, wenn es um Erfindungen aus der analogen Welt geht. Besonders beim Stahl ist die Stadt traditionell hoch-innovativ.

 Darius Tytko an der dreidimensionalen Atomsonde im Düsseldorfer Max-Planck-Institut für Eisenforschung.

Darius Tytko an der dreidimensionalen Atomsonde im Düsseldorfer Max-Planck-Institut für Eisenforschung.

Foto: frank vinken

Düsseldorf ist eine Innovationsstadt, und das hat die Rheinmetropole seiner Geschichte zu verdanken. Viele produzierende Unternehmen der Stahlbranche haben Düsseldorf zwar mit ihren Fabriken den Rücken gekehrt. "Forschungsmäßig aber ist Düsseldorf immer noch die Hauptstadt der Stahlindustrie, das ist der langen Tradition Düsseldorfs als Zentrum der deutschen Schwerindustrie zu verdanken", sagt Johannes Simons, Maschinenbauingenieur und Patentanwalt bei der Düsseldorfer Kanzlei Cohausz & Florack. So ist bis heute eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen der Schwerindustrie in Düsseldorf beheimatet:

 Im Düsseldorfer Daimlerwerk wird die erste Auto-Produktionsstraße entwickelt, die ohne Papier auskommt.

Im Düsseldorfer Daimlerwerk wird die erste Auto-Produktionsstraße entwickelt, die ohne Papier auskommt.

Foto: Daimler

Das Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseltal. Dort forschen mehr als 300 Wissenschaftler rund um den Werkstoff Stahl, es gibt Abteilungen für Oberflächenbearbeitung, Computergestütztes Materialdesign, Legierungen, Physik oder Mikromechanik. Wie ein Leuchtturm in der Öffentlichkeit steht die Einrichtung dennoch nicht, dabei werden und wurden in Düsseltal bahnbrechende Erfindungen gemacht. So wurde im Max-Planck-Institut etwa eine neue Titan-Legierung entwickelt, aus der weichere Kunstgelenke für Menschen gefertigt werden - mit deutlich längerer Lebenszeit. Um das Problem "Rost" zu lösen, gelang am Max-Planck-Institut ein Doppelschlag: Die Forscher entwickelten spezielle Kunststoffschichten, die den Stahl vor Rost schützen. Und einen Selbstheilungs-Mechanismus. Dazu schleusen sie winzige Kapseln mit Korrosionsschutz in den Stahl, sobald das Metall beschädigt wird, lösen sich die Kapseln auf und der Schutz kann wirken.

Ähnlich innovativ aber noch in den Kinderschuhen steckt die Forschung bei den Böhlerwerken an der Grenze zu Meerbusch, die eine Tochterfirma des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine sind. Dort entsteht ein Entwicklungscenter für das "Drucken" von dreidimensionalen Teilen aus Metall. Geplant ist die Eröffnung mit zunächst acht bis zehn Arbeitsplätzen im laufenden Jahr. "Für den Standort Düsseldorf haben wir uns unter anderem wegen des guten Forschungsumfelds entschieden", sagte der Vorstandsvorsitzende von Voestalpine, Wolfgang Eder, kürzlich bei einem RP-Interview. Bei der Metallverarbeitung stecke der 3D-Druck noch in der Entwicklungsphase. Die Fertigung metallischer Produkte im 3D-Verfahren sei weitaus komplexer als beim Kunststoff. "Der große Anreiz aber ist, komplexe Formen aus Metall im 3D-Verfahren ohne Materialverlust fertigen zu können", so der Voestalpine-Chef. Ausgangsmaterial sei Metallpulver in entsprechender Legierung, etwa Werkzeugstahl oder Titan.

 BASF unterhält im Düsseldorfer Süden eine große Forschungsabteilung zur Verarbeitung von Ölen und Fetten.

BASF unterhält im Düsseldorfer Süden eine große Forschungsabteilung zur Verarbeitung von Ölen und Fetten.

Foto: BASF

Besonders der Düsseldorfer Süden ist eine Hochburg der Chemie-Industrie. In den Waschmittellaboren von Henkel etwa werden jährlich mehr als zwei Millionen Flecken getestet. Mit Hilfe einer speziellen Fleckenschmutzmaschine wird die Testwäsche von Rotwein bis Nussnougatcreme eingeschmiert. Anschließend geht es selbstverständlich darum, dass alles wieder sauber wird: 600 Waschmaschinen sind im Einsatz. Düsseldorf ist nicht nur die Konzernzentrale und größte Produktionsstätte von Henkel, sondern auch ein Schwerpunkt der Forschung und Entwicklung. Mehr als 900 der rund 5400 Mitarbeiter, die am Standort in Holthausen arbeiten, sind in diesem Bereich tätig.

Der BASF-Standort Düsseldorf im Düsseldorfer Süden ist das globale Entwicklungszentrum für Inhaltsstoffe für die Kosmetikindustrie und damit eine wichtige Plattform im BASF-Forschungsnetzwerk. Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung und Optimierung von Produkten und Verfahren für oleochemische Anwendungen (Öl, Fett).

Auch im Automobilbau gibt es Innovationen Made in Düsseldorf. "Wir haben die weltweit erste vollkommen papierlose Autoproduktionshalle in Düsseldorf, alles läuft digital", sagt Daimler-Werksleiter Martin Kelterer. Neun Tonnen Papier werden so pro Jahr eingespart.

(tb.)
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