Düsseldorf Legt euch nicht mit Ginger an

Düsseldorf · Die Schäferhündin fing am Wochenende einen Dieb. Das war nicht ihr erster Coup in letzter Zeit. Für die Polizei sind die Hunde nach wie vor wichtig - auch weil sie manchmal erfolgreicher sind als Menschen.

 Schäferhündin Ginger auf den Rheinwiesen, im Hintergrund Hundeführer Matthias Misch.

Schäferhündin Ginger auf den Rheinwiesen, im Hintergrund Hundeführer Matthias Misch.

Foto: Bretz, Andreas

Ginger hatte ein aufregendes Wochenende, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnert. Am Samstag beteiligte sie sich an der Verfolgung von drei mutmaßlichen Dieben in Oberbilk. Einer von ihnen hatte sich in einem Kellerabgang versteckt. Als er trotz mehrfacher Aufforderung das Versteck nicht verließ, näherte sich die Polizei mit dem angeleinten Schäferhund. Dann trat der Mann nach Ginger, und sie biss ihm ins Bein. Das darf sie, wenn sie angegriffen wird.

 Schäferhündin Ginger auf den Rheinwiesen, im Hintergrund Hundeführer Matthias Misch.

Schäferhündin Ginger auf den Rheinwiesen, im Hintergrund Hundeführer Matthias Misch.

Foto: Andreas Bretz

Am Sonntag war Ginger dann gegen randalierenden Fußball-Fans auf der Rheinuferpromenade im Einsatz. Da musste sie mit weiteren Hunden nichts tun als bereitstehen, aber oft hilft das der Polizei schon, eine Situation zu beruhigen. Mit Ginger will kein Mensch, der bei Verstand ist, Streit anfangen.

Die vierjährige belgische Schäferhündin ist eines von 20 Tieren der Hundestaffel der Düsseldorfer Polizei. Ginger ist Schutz- und Spürhund, sie ist fast jeden Tag für die Polizei unterwegs - und ist in letzter Zeit mehrfach wegen erfolgreicher Einsätze in die Medien geraten.

In Flingern-Nord nahm sie kürzlich die Fährte eines Einbrechers auf, der auf frischer Tat gestört worden war. Als sie ihn in einem Gebüsch in der Nähe des Tatorts aufgespürt hatte, griff der Mann an, und Ginger biss zu. In Wersten verfolgte sie einige Wochen später die Spur eines jugendlichen Intensivtäters, der einer Seniorin die Handtasche entrissen hatte. Auch er konnte kurz nach der Tat festgenommen werden. Auf dem Friedhof Eller wiederum fand sie eine vermisste Seniorin. Die Frau lag mit gebrochener Hüfte abseits des Weges, kein Mensch hatte sie bemerkt. Für diese Rettung erhielt Ginger sogar eine Dankeskarte, was ihren Hundeführer Matthias Misch sehr freute.

Ginger wurde die Laufbahn als Diensthund quasi in den Wurfkorb gelegt. Sie stammt aus der polizeieigenen Zucht. Zwei Jahre dauerte ihre Ausbildung mit dem Hundeführer, der auch heute ihr Einsatzpartner ist und bei dem sie auch wohnt. Misch, das steht fest, wird sie auch behalten, wenn sie in Rente geht. Dafür gibt es bei Polizeihunden kein festgelegtes Lebensalter.

Ginger kann auf Kommando bellen und die Zähne fletschen, sie kann Verdächtige stellen - und sie kann auch einiges mehr, was die Polizei für sich behält. Dienstgeheimnis. Was sie nicht kann, ist zubeißen auf Kommando. Wenn Hund oder Halter angegriffen werden, reagiert sie aus Reflex. Wer das Tier bei einem Freizeit-Spaziergang kennenlernt, kann sich das nicht vorstellen. Dann erlebt man einen entspannten, natürlich gehorsamen, Schäferhund, der freundlich zu Fremden ist und gern Ball spielt. "Privat kann Ginger gut abschalten", sagt Misch.

Für die Düsseldorfer Polizei sind Ginger und die anderen Diensthunde trotz allen technischen Fortschritts so wichtig wie seit jeher. Die Zahl der Tiere in der Hundestaffel ist konstant hoch - auch weil sie manchmal zielsicherer sind als Menschen. Kürzlich half Ginger bei der Suche nach einem Vermissten im Süden, der als selbstmordgefährdet galt. Die Polizei vermutete ihn in der Nähe einer Bahnstrecke. Ginger witterte die Fährte in der anderen Richtung - und hatte recht. Der Mann wurde lebend gefunden. Auf diesen Einsatz ist der Hundeführer sehr stolz, und vermutlich wäre das auch Ginger, die sich aber auch daran wohl nicht mehr erinnert.

(RP)
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