Wohnraum Düsseldorf: Politik verzögert Bauprojekte

Düsseldorf · Der nächste Ampel-Streit ist programmiert: Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will mehr Sozialwohnungen bei Neubauten zu Lasten des preisgedämpften Wohnungsbaus - FDP und Grüne sind dagegen. Mehrere Projekte stocken.

Düsseldorfs Politik verzögert Bauprojekte
Foto: Grafental

3000 neue Wohnungen im Jahr sind das Ziel von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Die Quote ist ehrgeizig, aber zu schaffen, auch weil schon vor der Kommunalwahl von der damaligen schwarz-gelben Ratsmehrheit zahlreiche Großprojekte auf den Weg gebracht wurden. Jetzt aber gibt es bei vielen Vorhaben Verunsicherung und Verzögerungen. Allein beim Neubaugebiet hinter der Metro geht es um fast 600 Wohnungen.

Düsseldorfs Politik verzögert Bauprojekte
Foto: RP/Radowski

Hintergrund: Geisel will bei den Neubauvorhaben mehr Sozialwohnungen als bislang vorgesehen, hat eine Quote von 30 Prozent ausgegeben. Medienwirksam hat er mit der Landesregierung die Fördermittel für den Bau von 1000 Sozialwohnungen im Jahr vereinbart. Eine Quote von 30 Prozent stünde jedoch dem Ratsbeschluss entgegen, der vor der Kommunalwahl von CDU, Grünen und FDP gefasst worden war. Die anderen Parteien der Ampel betonen, im Gegensatz zu Geisel an den alten Regelungen festhalten zu wollen: Im Handlungskonzept Wohnen ist von 20 Prozent Sozialwohnungen und dazu 20 Prozent preisgedämpften Wohnungen (für 8,50 Euro Kaltmiete/Quadratmeter) die Rede. Das ist insbesondere für die Grünen mit Blick auf ihre Wählerschaft ein zentraler Punkt des Konzepts.

Die Investoren sind nun verunsichert. Beim Großprojekt Grafental etwa, das hinter der Metro entsteht, liegen gleich zwei Bauabschnitte auf Eis, die Größenordnungen liegen bei 300 und 260 Wohnungen. Bis zu 1600 Wohnungen können im Düsseldorfer Osten an der Neumannstraße entstehen, viele Neubürger gibt es dort bereits. Sie warten auf einen Park, der auf altem Gleis- und Bahnhofsgelände entstehen soll. Er kostet bis zu 1,7 Millionen Euro, den Großteil würden die Investoren der Grafental GmbH bezahlen. Neben der Begrünung sind auf dem Areal an der Schlüterstraße unter anderem eine Slackline-Anlage sowie ein Spielplatz vorsehen.

"Wir könnten morgen vergeben, alles ist vorbereitet", sagt Geschäftsführer Ulrich Tappe. Aber: Solange es keine Klarheit beim Wohnungsbau gibt, entsteht auch kein Park. Und der Wohnungsbau kann erst auf den Weg gebracht werden, wenn die Quoten für Sozial- und preisgedämpfte Wohnungen klar sind. Tappe sagt, man warte in dieser Hinsicht auf einen formalen Beschluss. "Wir hoffen, dass es in den nächsten Monaten eine Entscheidung gibt."

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Foto: Endermann, Andreas

Auch ein anderes größeres Bauprojekt mit knapp 100 Wohnungen an der Westfalenstraße in Rath befindet sich wegen Uneinigkeit der Politiker in der Warteschleife. Dort verhalten sich die Probleme mit dem Handlungskonzept etwas anders: So hat die zuständige Bezirksvertretung 6 den nötigen Vorentwurf für ein Projekt schon mehrfach verschoben, weil sie dort - entgegen der Vereinbarung von Verwaltung und Investor - keine 20 Prozent öffentlich geförderten Wohnungsbau wünscht. Die Politiker wollen verhindern, dass der ohnehin sozial belastete Stadtteil noch mehr belastet wird.

(RP)
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