Düsseldorf Das ist Düsseldorfs unbekanntestes Museum

Düsseldorf · Seit 1967 sammelt Rolf Unterberg Computertechnik. Im EDV-Museum der VHS sind mehr als 1000 Exponate zu sehen.

Rolf Unterberg (82) in seinem Reich: Diese "Schreibmaschinen" sind in Wirklichkeit Rechner zur Buchhaltung aus den 60er und 70er Jahren.

Rolf Unterberg (82) in seinem Reich: Diese "Schreibmaschinen" sind in Wirklichkeit Rechner zur Buchhaltung aus den 60er und 70er Jahren.

Foto: Andreas Bretz

In drei Räumen türmt sich die Technik bis zur Decke auf: Computer, Rechenmaschinen, Drucker und Datenträger aus allen Epochen der elektronischen Datenverarbeitung. "Mit der Schrift fing alles an", erklärt Rolf Unterberg. Zusammen mit seiner Frau Helga führt er durch die EDV-Ausstellung der Volkshochschule, hat zu jeder Maschine eine Anekdote parat.

"Wir haben hier alle gängigen Schreibmaschinen und Rechengeräte. Einige davon habe ich früher selbst noch benutzt." Unterberg ist eigentlich Maschinenbauer. Von 1967 bis 2010 gab der heute 82-Jährige an der Düsseldorfer VHS Kurse zur Benutzung von EDV-Technik. Heute führt er Besucher immer noch durch die Gänge seiner Technikausstellung, viel gibt es zu erklären.

"Diese Ausstellung ist deshalb so interessant, weil die Technik ja schon seit Jahrzehnten immer kleiner und - im wahrsten Sinne des Wortes - unbegreiflicher wird", sagt Michael Pottgießer, Fachbereichsleiter EDV der VHS. Unterberg holt eine 60 Jahre alte Platine aus einem der kleiderschrankgroßen Rechentürme. "Hier kann man die Bits noch anfassen. Diese Technik wurde früher handgefertigt, ebenso wie viele Arbeitsschritte, die heute der Computer selbst übernimmt, damals aber manuell ausgeführt werden mussten", sagt Unterberg.

Ausstellungsstücke teilweise über 100 Jahre alt

Das machen auch die großen Lochkartenschränke deutlich, in die jene Urahnen der modernen Festplatte von Hand ein- und aussortiert werden mussten. "Man brauchte viel Geduld und Ruhe, um mit solchen Gerätschaften umgehen zu können", weiß Unterberg. "Wenn man bei den alten Buchungsrechnern etwas verkehrt eingegeben hatte, hieß es: alles noch mal von vorn, und zwar nach Feierabend. Über diesen Geräten sind wahrscheinlich viele Tränen vergossen worden."

Von Nachbildungen antiker Keilschrifttafeln über Rechenschieber, erste automatische Schreib- und Rechenmaschinen - einige davon über 100 Jahre alt -, Elektronenröhren und Magnetbänder kann hier so gut wie alles an Technik besichtigt werden, was jemals das Licht der EDV-Welt erblickt hat. Eindrucksvoll ist die Entwicklung des modernen PCs anhand aufgereihter IBM-Rechnern aus den 80er und 90er Jahren nachzuvollziehen. "Die ersten Exponate habe ich aus der Verwaltung meines ehemaligen Arbeitgebers Mannesmann bekommen", erzählt Unterberg.

Die Ausstellung soll sich weiterentwickeln

Durch die Spenden ausgedienter Computer, Datenträger und anderer Hardware von Firmen, Ämtern und Behörden füllten sich die Tische und Schränke des Museums über die Jahrzehnte weiter. Um den Anschluss an die heutige Technik nicht zu verlieren, ist das Museum aber darauf angewiesen, auch neue Exponate zu bekommen. Der Schaukasten "Technik Heute" zeigt momentan noch zehn Jahre alte Handys, Smartphones sollen folgen. "Die Ausstellung soll sich auch weiterentwickeln. Schließlich wollen wir hier ja eine Führung durch die gesamte Geschichte der EDV bieten, das geht nur, wenn neue Dinge dazukommen", meint Unterberg. "Unsere Räumlichkeiten in der Grundschule sind zwar begrenzt, ich freue mich aber natürlich trotzdem über jedes neue Gerät."

Gerüchte über einen nötigen Umzug der Ausstellung dementiert Hans-Walter Samuel, kommissarischer Leiter der VHS. "Klassenräume sind immer knapp. Es ist aber nicht geplant, das Museum zu verlegen. Wir sind froh, unsere Ausstellung hier machen zu können", so Samuel. Seit 1996 befindet sich die Sammlung in Räumen der Gemeinschaftsgrundschule an der Helmholtzstraße 16, vorher war sie im Linksrheinischen am Heerdter Sandberg untergebracht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort