Düsseldorf Duo soll Schützen-Chef ins Koma geprügelt haben

Düsseldorf · Das Opfer kann sich an nichts erinnern. Das Gericht ist deshalb auf Augenzeugen angewiesen.

Weil sie den Chef der Himmelgeister Schützen im August 2013 so verprügelt haben sollen, dass der 51-Jährige mit dem Kopf aufs Pflaster aufschlug und ins Koma fiel, müssen sich zwei Heranwachsende (beide 19) seit gestern vor dem Amtsgericht verantworten. Zur Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung machten sie aber keine Angaben. Und weil das Opfer keinerlei Erinnerung mehr an den Vorfall hat, ist das Jugendgericht jetzt auf Augenzeugen angewiesen, um die Gewalttat aufzuklären.

Am vierten Tag des Schützenfestes in Himmelgeist war es damals zu der Attacke gegen den Schützen-Chef gekommen. Vermutlich vier junge Männer hatten zuvor über den Zaun hinweg mehrfach eine Gruppe junger Mädchen auf dem Schützengelände angepöbelt, hatten versucht, die Mädchen um Zigaretten anzuschnorren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Als die Mädchen das ablehnten, soll das Quartett zunehmend aggressiv reagiert, sich über den Zaun gebeugt und nach Mitgliedern des Schützenvereins geschlagen haben. Das wiederum brachte eins der älteren Vereinsmitglieder auf die Idee, die Störer am Zaun zur Rede zu stellen. Als sich derweil aber der Schützen-Chef von der anderen Seite des Zauns der Gruppe der Jugendlichen näherte, seien mindestens drei der Täter über den 51-Jährigen hergefallen. "Sie haben ihn sofort geschlagen, haben ihn auch getreten, gegen die Beine, damit er umfällt", so einer der Augenzeugen gestern.

Als der 51-jährige Kaufmann zusammensackte, sei er nach Angaben von Zeugen ohne jede Abwehrreaktion "direkt nach hintenüber voll auf den Hinterkopf gefallen". Im Krankenhaus musste danach seine Schädeldecke geöffnet werden, um eine Hirnschwellung zu behandeln. Nach fünf Wochen in der Klinik und mit einer Schädeldecke, die ihm später eingesetzt werden musste, kann der 51-Jährige nun wieder als Kaufmann tätig sein, hat seine Position als Schützen-Chef inzwischen aber aufgegeben und sitzt nun als Nebenkläger im Prozess gegen zwei der Tatverdächtigen mit dem Staatsanwalt an einem Tisch. Der Prozess gegen die beiden Heranwachsenden geht am 3. Februar weiter.

Die Tat weist Parallelen zum Tod eines 72-Jährigen auf, der zwei Monate zuvor beim Schützenfest Eller in einen Streit verwickelt und bei einer anschließenden Rangelei gestürzt war. Er war kurz darauf seinen Verletzungen erlegen. In dem Fall soll Alkohol eine Rolle gespielt haben.

Seit Jahren liegt die Zahl schwerer Körperverletzungen in Düsseldorf bei um 5500. Gestiegen ist aber die Brutalität solcher Fälle, heißt es bei den Kriminalisten. Aus Ohrfeigen seien Faustschläge geworden, die Hemmschwelle gesunken. Insgesamt sei eine Tendenz zu höherer Gewaltbereitschaft und fehlender Empathie zu beobachten.

(RP)
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