Düsseldorf "E Jläske Wing" für die beiden rheinischen Verwandten

Düsseldorf · "Ziet" kontra "Zick". "Maake" kontra "maache". "Don mesch e Alt" kontra "Du mer e Kölsch". Rheinländer wissen, woher die Sprecher dieser Worte kommen.

"Ziet" für Zeit, "maake" für machen und "Don mesch" (mit dem vierten an Stelle des eigentlich korrekten dritten Falls) für "Gib mir" — so sagt es nur der Düsseldorfer. Und auch dem kölschen Intensiv-Sing-Sang mit unnachahmlich lang intoniertem "l" ("Hässe dat Billlld jesenn" für: Hast Du das Bild gesehen) wird man ein paar Kilometer rheinabwärts vergeblich nachspüren.

Dennoch sind die Dialekte der beiden Metropolen enger verwandt, als die gern zitierten Unterschiede nahelegen. Zwar liegt der größere Teil Düsseldorfs nördlich der bekannten Benrather Linie, die "maken" von "machen" trennt. Aber es liegt eben auch südlich der nicht minder wichtigen Uerdinger Linie, die "ich" und "ech" im Süden von "ik" und "ek" im niederdeutschen Norden trennt. Damit ist das Düsseldorfer Platt weder eindeutig dem Ripuarischen rund um Köln noch dem nördlicher gelegenen Niederrheinischen (ab Moers/Duisburg bis Kleve) zuzuordnen.

Zwar hat es in einigen Worten die hochdeutsche Lautverschiebung nicht gegeben (make statt mache, lope statt loofe), in anderen dagegen schon (ech für ich — nicht "ek", Ziet für Zeit — nicht "Tiet"). Einer der Pioniere der deutschen Dialektforschung, Georg Wenker, hat in seinen Spracharten das Gebiet zwischen der Selfkant und dem Großraum Düsseldorf (mit Ratingen, Erkrath und Hilden) denn auch als rheinische "Mischmundart" gekennzeichnet.

Eine nachvollziehbare Entscheidung. Denn südlich der von West nach Ost verlaufenden Uerdinger Linie — sie quert nördlich von Krefeld und im Duisburger Süden den Rhein — gibt es vieles, was man sofort als "rheinisch" identifiziert. So wird auch in Düsseldorf das G zu J, der Rhein zu Rhing und der Wein zu Wing. "E Jläske Wing drenke" (ein Gläschen Wein trinken) — so sagt man es in Köln und in Düsseldorf. Manche Sprachforscher halten deshalb die Uerdinger Linie auch für die eigentliche Grenze zwischen den (west-) mitteldeutschen Dialekten im Süden und den (west)-niederdeutschen/niederrheinischen Mundarten im Norden. Wer hört, wie ein Moerser, Duisburger oder Essener spricht, wird nicht widersprechen. Das Düsseldorfer Platt steht den Nachbarn im Süden und Westen deutlich näher.

(RP)
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