Düsseldorf E-Mobilität nimmt Fahrt auf

Düsseldorf · Auf dem Marktplatz präsentierten am Samstag nicht nur Autohändler, wie und was Strom so alles bewegen kann. Das Thema Elektro-Mobilität findet immer mehr Interessenten.

Für manchen Besucher auf dem Marktplatz war vor allem eine Erkenntnis überraschend: "Das sind ja richtige Autos." Keine Spur von besseren Krankenfahrstühlen oder den Kleinstwagen-Versionen mit Tempo 15-Aufkleber am Heck - das ist in vielen Köpfen eben immer noch das Image von Elektrofahrzeugen.

Entsprechend wurden Golf und VW-Up bestaunt, auch Renault, Nissan, Smart und BMW präsentierten ihre E-Modelle beim "Tag der E-Mobilität", der nicht zuletzt deshalb von Stadtwerken, Kfz- und Elektro-Innung initiiert worden ist, um mit den Klischees aufzuräumen.

 Das Angebot an E-Fahrzeugen wächst, Dass auch sportliche Autos Stromer sein können, beeindruckte viele Besucher auf dem Marktplatz.

Das Angebot an E-Fahrzeugen wächst, Dass auch sportliche Autos Stromer sein können, beeindruckte viele Besucher auf dem Marktplatz.

Foto: Andreas Bretz

Und das Klischee fiel etwa angesichts des schnittigen Sportcoupe aus der Münchner Fahrzeugschmiede schlicht in sich zusammen. E-Mobil, das ist im Fall des BMW i8 mit seinen Schmetterlingstüren alles andere als eine Billigalternative für Fahrrad-Ökos. Der schicke Flitzer mit dem umweltfreundlichen Doppelherz (der Dreizylinder-Turbomotor verbraucht 2,1 Liter, der Elektromotor schafft alleine 37 Kilometer Strecke) kostet mit ein paar Extras stolze 150 000 Euro - dürfte aber auf den Straßen ebensoviele Blicke auf sich ziehen wie am Samstag auf dem Marktplatz.

Bei den Hauptinteressenten für Elektrofahrzeuge wird der Sportwagen eher seltener auf der Einkaufsliste stehen. Im Autohaus Gottfried Schultz sind vor allem Behörden und Unternehmen an Fuhrparks interessiert, die sich an der Steckdose aufladen lassen. Aber auch bei Privatkunden steigt die Nachfrage, vor allem für den Stadtverkehr, berichten die Mitarbeiter.

Düsseldorfer Verkehrstag
8 Bilder

Düsseldorfer Verkehrstag

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Auch elektrisch, aber anders, sind die Fahrzeuge, die derzeit bei Hyundai gebaut werden und die demnächst bei Daimler und Toyota in Serie gehen sollen. Da wird der Strom nicht getankt, sondern unter der Haube erst erzeugt - mit Wasserstoff. In Düsseldorf hat Air Liquide, die am Samstag einen Prototypen aus dem Hause Daimler vorstellen, eine erste Wasserstofftankstelle an der Automeile eingerichtet, auch Berlin, Hamburg und München sind so genannte Leuchtturm-Regionen für die neue Technologie.

Für die elektromobile Kurzstrecke hatte die Leistungsschau noch mehr zu bieten: Motorroller im 50er-Jahre-Retrolook, deren Reichweite sich durch auswechselbare Akkus erhöhen lässt, und solche, deren Boost-Funktion sie zügig auf Tempo bringt etwa. Und das natürlich geräuschlos, was im Straßenverkehr nicht immer als Vorteil empfunden wird. Einige Hersteller haben deshalb in ihre E-Fahrzeuge eigens eingebaut, was anderswo vermieden werden soll: Krachmacher. Denn ein unhörbares Fahrzeug könnte die Unfallquoten in die Höhe treiben.

Renaults Twizzy etwa fiept ab Tempo 30. Das kleine Stadtfahrzeug, das wie ein vierrädriger Kabinenroller aussieht, passt in seiner Grundausstattung zu einem Trend, den auch die Düsseldorfer Stadtwerke sehen: Für junge Menschen ist Mobilität auf den Straßen weniger bedeutsam als die im Netz. Der Twizzy hat serienmäßig zwar weder Heizung noch Seitenfenster, dafür aber eine Freisprecheinrichtung.

Auch bei den Stadtwerken geht man davon aus, dass Elektromobilität die modernste Form der Fortbewegung ist. Schon im nächsten Jahr könnte der Tag der E-Mobilität ganz anders aussehen, sagt Stadtwerke-Sprecher Juan Cava-Marin. Er denkt an vernetzte Konzepte, an Stadtplaner, die schon bei der Entwicklung neuer Projekte an Stromtankstellen und Radstationen denken, an die Verknüpfung von Rheinbahn, Car-Sharing und elektrischen Mieträdern. "Wir arbeiten gemeinsam an einem intelligenten System."

(RP)
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