Düsseldorf Ehrenamtskarte: Stadt feilt am Angebot

Düsseldorf · Die Rabattkarte für Ehrenamtler wird am 1. Januar 2016 ein Jahr alt. Das Fazit für das Premierenjahr fällt durchwachsen aus. Vor allem an der Auswahl der Rabattangebote gibt es Kritik. Die Stadt hat mittlerweile nachgebessert.

 Ruth von Wunsch engagiert sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich im Zentrum Plus in Bilk. Ihre Ehrenamtskarte hat sie allerdings noch nicht oft genutzt.

Ruth von Wunsch engagiert sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich im Zentrum Plus in Bilk. Ihre Ehrenamtskarte hat sie allerdings noch nicht oft genutzt.

Foto: Andreas Bretz

Ruth von Wunsch blickt etwas nachdenklich drein. Seit mittlerweile acht Jahren ist die 69-Jährige ehrenamtlich aktiv, und seit fast zwölf Monaten wird sie dafür von der Stadt mit der Ehrenamtskarte belohnt. "Die Idee ist super", sagt sie. "Aber benutzen kann man das Ding aber leider nur selten."

Die Düsseldorfer Ehrenamtskarte wird in zwei Wochen ein Jahr alt. Politisch stark umstritten, war sie zum 1. Januar 2015 schließlich doch noch eingeführt worden. Die erste Bilanz fällt zumindest aus Sicht einer Nutzerin ernüchternd aus. "In Anspruch genommen habe ich die Karte in der ganzen Zeit genau ein Mal", sagt Ruth von Wunsch, die sich ehrenamtlich im Zentrum Plus in Bilk engagiert. "Um wirklich attraktiv zu sein, hätte man sich von Beginn an mehr Partner mit ins Boot holen müssen." Die angebotenen Vergünstigungen - etwa für Hotels, Bäder, Läden und Banken - seien vor allem in der Anfangszeit an der Lebenswirklichkeit der meisten Kartennutzer vorbeigegangen. "Es ist nun mal so, dass die meisten Ehrenamtler etwas älter sind." Sie habe vor allem Vergünstigungen bei Schauspielhaus, Stadtbüchereien, Volkshochschule (VHS) und öffentlichem Nahverkehr vermisst.

"Wie bei so vielen neuen Dingen, gab es auch bei Einführung der Ehrenamtskarte kleinere Startschwierigkeiten", räumt Helma Wassenhoven, Leiterin Referats für Ehrenamt der Stadt Düsseldorf, ein. Von echten Probleme zu reden, sei aber falsch. "Es gab großen Gesprächsbedarf. Wir mussten den Hauptamtlichen, die die Anträge ja gegenzeichnen müssen, auch erst erklären, womit sie es da auf einmal zu tun bekommen." Zur Kritik am Vergünstigungsangebot sagt Wassenhoven: "Da haben wir nachgefasst." Gespräche mit Partnern wie der VHS habe es zwar schon früh gegeben, die Umsetzung habe aber Zeit gebraucht. "Gerade bei öffentlichen Einrichtungen wie der VHS und den Büchereien dauert es, Veränderungen herbeizuführen. Da müssen erst Gremien tagen, bevor etwas beschlossen werden kann." Man sei mit weiteren möglichen Partnern im Gespräch. "Es tut sich was." VHS und Stadtbüchereien bieten mittlerweile Sonderaktionen für die Inhaber der Ehrenamtskarte an, die Rheinbahn stellt Vereinen und Ehrenamtlern ihre Partybahn günstiger zur Verfügung. Eine Ermäßigung bei den Ticketpreisen ist zumindest kurzfristig nicht realisierbar. "Die Rheinbahn gehört dem VRR an und ist tarifgebunden", sagt Wassenhoven. "Da sind die Hürden noch etwas höher."

Ihr Fazit zum ersten Jahr fällt positiv aus: "Wir sind absolut zufrieden. Die Karte ist jetzt so richtig in der Stadt angekommen." 1400 Düsseldorfer haben sich das Kärtchen bereits gesichert. Bemerkenswert sei dabei, dass es vielen offenbar gar nicht um die angebotenen Vergünstigungen gehe. Sie habe festgestellt, dass es viele Rückmeldungen gebe, die sich vor allem auf die ausweisende Funktion der Ehrenamtskarte berufen. "Mit der Karte hat man etwas in der Hand, das belegt, dass man ehrenamtlich tätig ist."

Dieser ideelle Wert spielt für Ruth von Wunsch aber nur eine untergeordnete Rolle. "Es mag sein, dass der ein oder andere so empfindet", sagt sie. "Ich denke trotzdem, dass auch das Angebot stimmen sollte." Wichtig sei, dass die Karte überhaupt eingeführt wurde.

(RP)
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