Serie So Wohnt Düsseldorf Ein Bungalow voller Design-Klassiker

Düsseldorf · Alexander und Claudia Hornemann haben das ehemalige Wohn- und Ateliergebäude von Kunstakademiedirektor Hans Schwippert behutsam saniert.

 Auch im Arbeitszimmer der Hausherrin hängt Kunst. Links sind die Scherengitter vor den Fenstern zu sehen.

Auch im Arbeitszimmer der Hausherrin hängt Kunst. Links sind die Scherengitter vor den Fenstern zu sehen.

Foto: Endermann Andreas

Das muss man mögen: gerade einmal 72 Zentimeter breite, dafür lange Flure, schmale Türen, durch die kein Sessel passt, Raumhöhen von 2,70 Meter, Scherengitter vor raumhohen Fenstern, Badezimmer im Keller und kleine Räume. Wohn-Komfort heute sieht anders als 1953 aus, als Hans Schwippert, Star unter den Architekten der Nachkriegsmoderne und langjähriger Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie, in der Weißen Siedlung im Stadtteil Golzheim sein eigenes Wohnhaus-Atelier entworfen hat. Nur 100 Meter vom Rhein entfernt ist dort einer der ersten Atrium-Bungalows entstanden - schlicht, bescheiden und puristisch, jedoch voller Design-Finessen.

Vor rund zehn Jahren haben Claudia und Alexander Hornemann die Immobilie gesehen und sie innerhalb einer Woche gekauft. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagen beide. Das obschon die weiße Box alles anderes als praktisch und landläufig nicht das war, was eine junge Familie mit kleinem Kind als Zuhause sucht. Doch ihr Mann habe zusammen mit dem Berliner Architekten Thomas Kröger die zündenden Ideen für den Um- und Ausbau des Atrium-Atelierhauses ausgetüftelt, erzählt die Hausherrin. "Sie haben jedes Detail gemeinsam entworfen, alles wurde maßgeschneidert angefertigt."

 Alexander und Claudia Hornemann in ihrem mit Design-Klassikern möblierten Wohnraum. Das große Panoramafenster eröffnet den Rundum-Blick ins Atrium.

Alexander und Claudia Hornemann in ihrem mit Design-Klassikern möblierten Wohnraum. Das große Panoramafenster eröffnet den Rundum-Blick ins Atrium.

Foto: Endermann Andreas

"Vom Denkmalschutz gab es schon strenge Auflagen", betont Alexander Hornemann. Aber als Liebhaber von Design und Mobiliar im Stil der 50er und 60er Jahre war eine behutsame Sanierung in seinem ureigenen Interesse. "Zum Glück ist der Architekt ein leidenschaftlicher Segler und weiß kleine Räume optimal zu nutzen." Mit intelligenten Einbauten in vielen Ecken, Enden und toten Winkeln gelang Kröger die bauliche Transformation ins 21. Jahrhundert.

So machte er aus einer sieben Quadratmeter kleinen Zelle ein Lese-, Fernseh- und Gästezimmer mit Alkoven und ausziehbarem Bett. Die neu mit Linoleum (das damals besonders chic war) ausgelegte superschmale und superlange Küche verrät die Künste von Architekt und Schreiner. Auf der einen Seite verbergen sich hinter Einbauten sämtliche Utensilien, Wein- und Kühlschränke. Gegenüber finden sich Arbeitszeile, Gasherd und eine lederne Sitzecke für zwei Personen. "Das ist unser Zugabteil, in dem wir frühstücken und Zeitung lesen", sagt Kunstexpertin Claudia Hornemann. Lange war sie an der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen tätig, bevor sie nun zuständig für Kommunikation in das von ihrem Mann geführte und vom Schwiegervater, dem kreativen Kopf, gegründete Juwelierhaus Georg Hornemann einstieg.

 In der langen, schmalen Küche sind Einbauten mit weißen Corian-Platten.

In der langen, schmalen Küche sind Einbauten mit weißen Corian-Platten.

Foto: Endermann Andreas

Weil im Ankleidezimmer an jeder Wand eine Tür ist, wurde der Kleiderschrank auf Maß in die Mitte des Raumes eingepasst und mit Spion-Glas verkleidet. Es dient als Spiegel und je nach Lichteinfall macht es abends den Innenraum von außen sichtbar. Zusätzlicher Platz wurde in der ehemaligen Garage geschaffen, was die Wohnfläche um 40 auf insgesamt 230 Quadratmeter erhöhte. In die Toröffnungen kamen rahmenlose Schiebefenster versehen mit doppelt beplanktem Lochblech, das spannende Ausblicke in den Hof mit dem Gingko-Baum bietet.

Überhaupt gehören im ganzen Haus Transparenz und Sichtachsen zu den tragenden Gestaltungselementen. Jeder Raum - ob Bibliothek oder Wohn- und Esszimmer mit jeweils großen Panoramafenstern und Türen zum innenliegenden Patio - wirkt wie eine kleine Insel. Überall, nicht nur im Atrium mit dem Ahornbaum in der Mitte finden sich originale "Schwipperts". "Wir haben seine denkmalgeschützten, schiefergrauen und farbig lasierten Fliesen restauriert und neu verlegt", sagt Hornemann. Das damalige Atelier von Schwipperts Architekten ist heute das Reich von Tochter Mara. Dort stehen vom Erbauer designte Sideboards, auf denen die 13-Jährige ihre Bücher, Fotos und Schätze gruppiert.

 Im Gästezimmer (sieben Quadratmeter) gibt es auch Platz für Kinoabende.

Im Gästezimmer (sieben Quadratmeter) gibt es auch Platz für Kinoabende.

Foto: Endermann Andreas

Es ist mehr als nur die zeitgemäße Gestaltung, die das Kleinod so besonders macht. Passend zur Bauzeit haben die Hornemanns die Einrichtung mit Vintage-Mobiliar ausgestattet. Design-Klassiker wie Platner-Chairs von Knoll gruppieren sich um den Esstisch. Entspannung sucht der 53-Jährige in Eames "Rocking Chair" (aus Fifties-Fiberglas). Tisch-Objekte stammen von Panton und Grünfeld, Sitzmöbel von Borsani und Bertoia, ein Tisch ist von Jean Prouvé. Eine beachtliche Sammlung an Kunstwerken, darunter sind welche von Thomas Ruff, Wolfgang Tillmans, Thomas Grünfeld, Sergej Jensen, Manfred Pernice, Kris Martin, John Bock, Alex Katz und Christopher Williams, die das Ensemble komplett machen.

"So ein Haus werden nie wieder finden", sind sich Alexander und Claudia Hornemann sicher.

(RP)
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