Düsseldorf Ein Friseursalon wird zur Kunstgalerie

Düsseldorf · Anna Katrin Schmitt hat in ihrem Geschäft in Pempelfort bereits fast 40 Ausstellungen organisiert. Die jeweilige Vernissage lockt nicht nur Kunstfreunde an, sondern entwickelt sich regelmäßig zu einem Nachbarschaftstreffen.

 Anna Katrin Schmitt bedient Kundin Annette Taudte (vorne), im Hintergrund Bilder von Wolfgang Kühn.

Anna Katrin Schmitt bedient Kundin Annette Taudte (vorne), im Hintergrund Bilder von Wolfgang Kühn.

Foto: Andreas Bretz

Bei der vergangenen Vernissage mit Bildern von Wolfgang Kühn war der Laden von Anna Katrin Schmitt wieder einmal gerappelt voll. Das mag auch an der Aktion "Perlfisch" gelegen haben, die mit knapp 20 offenen Ateliers, Geschäften und Werkstätten an dem Wochenende unzählige Besucher nach Pempelfort lockte. Es war aber wohl vor allem die stets garantierte hohe Qualität der Arbeiten, die im Salon von Schmitt zu sehen sind, die dafür sorgten, dass ungefähr 400 Gäste an die Parkstraße 47 strömten, um sich ein paar nette Stunden bei Wein, Fingerfood und hochwertiger Kunst zu machen.

Aktuell läuft die 38. Ausstellung im kuscheligen Domizil von Katrin Schmitt. Dieses ist eigentlich ein Friseursalon, dort werden vorrangig Haare geschnitten und der Salon heißt konsequenterweise "Haargenau". Das Nebeneinander von Arbeit und Kunst ist für die 48-Jährige kein Gegensatz, erfordere doch beides handwerkliches Geschick. Das sehen offenbar auch andere so: Schmitt wurde kürzlich als einzige Kleinstunternehmerin für das Finale von "Nadel der Medici", einem Kunstförderpreis für Unternehmen, nominiert. "Gewonnen habe ich zwar nicht, aber das war schon eine tolle Erfahrung", erzählt die Friseurin, die nicht nur in ihrem eigenen Geschäft, sondern darüber hinaus auch in anderen Städten, etwa in Arztpraxen, Ausstellungen organisiert. "Mein zweites Standbein", sagt die Pempelforterin, die sich in ihrem Kiez, wie sie selbst sagt, pudelwohl fühlt. "Die hier praktizierte Nachbarschaft ist sicherlich ein Grund dafür, warum das bei mir mit der Kunst so gut funktioniert. Man zeigt einfach Interesse an dem, was der andere macht", spekuliert die Mutter von zwei Söhnen.

In der Regel vier Ausstellungen pro Jahr organisiert Schmitt, und das mit bis zu zwei Jahren Vorlauf. "Die Künstler sollen sich doch vernünftig vorbereiten können", sagt sie. Ihr Name in der Branche ist gut ("Bei mir wird durchaus gekauft"), was dazu führt, dass sich die Künstler bei der Düsseldorferin zuhauf bewerben und sie auswählen kann. "Es muss auch zwischenmenschlich passen, daher die lange Vorlaufzeit. Ich vertraue dabei meinem Bauchgefühl, das hat mich noch nie enttäuscht."

Katrin Schmitt hat schon viel in ihrem Leben ausprobiert, kommt ursprünglich aus dem Hotelfach, war in der Veranstaltungsbranche tätig, lebte im Elsass und am Ijsselmeer. Vor zwei Jahren hat die Friseurin den Laden an der Parkstraße übernommen, in dem sie bereits vorher gearbeitet hat. "Jetzt bin ich angekommen, hier fühle ich mich wohl", betont Schmitt, die schon als Kind über die Musik den Zugang zur Kunst fand und sich autodidaktisch immer tiefer in die Materie einarbeitete. Stilistisch will sie sich nicht festlegen, jedem talentierten Künstler ein Podium bieten, der es in ihren Augen verdient hat. Das kommt an im Viertel, nicht nur bei Kunstliebhabern. "Die Ausstellungseröffnungen sind immer wie ein Nachbarschaftstreffen, das ist mir auch wichtig", betont Schmitt zufrieden.

(RP)
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